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Ein Biobauer auf der Bühne

Nur eine Spalte auf dem Küchenkalender der Familie Stührwoldt ist vollends ausgefüllt und mit zahlreichen Terminen beschriftet – es ist die des Vaters Matthias. Der Mai ist ein voller Monat, nicht nur aus landwirtschaftlicher Perspektive betrachtet, sondern auch aus der Sicht des Autors. Matthias Stührwoldt ist Bauer und Schriftsteller zugleich.

Zusammen mit seiner Frau und fünf Kindern, 50 Kühen und Kälbern, einigen Pferden und Hund „Matrix“ lebt er in der Gemeinde Stolpe mitten in Schleswig-Holstein auf dem elterlichen Hof. Aus der Flut alltäglicher Ereignisse des Hof- und Familienlebens hat der Landwirt bereits so einige humorige Geschichten geschrieben, die in mittlerweile elf Bänden erschienen sind. Er trägt sie – regelmäßig unregelmäßig – in ganz Schleswig-Holstein und Niedersachsen vor und ist damit längst zu einem beliebten Publikumsmagneten in der Region geworden. Lebensart-Redakteurin Malin Schmidt hat sich mit Matthias Stührwoldt getroffen und herausgefunden, warum der Autor so erfolgreich ist.

Zwischen Platt & Hochdeutsch

Entspannt und sympathisch kommt Matthias Stührwoldt an diesem Vormittag daher, setzt sich an den Küchentisch in seinem großen Bauernhaus und erzählt von seinen zwei Berufen. Landwirtschaft und Literatur – wie kommt das zusammen? Nun, angefangen hat alles schon im Deutschunterricht in der Schule, als Matthias Stührwoldt einen Tag aus der Sicht seines Zuchtbullen beschrieb. Die Geschichte des 12-Jährigen löste nicht nur einen Lachanfall des Lehrers aus, sondern zeigte dem Schüler zugleich die Kraft seiner Worte. Heute ist die Literatur zu einem festen Bestandteil im Leben des Landwirts geworden und Matthias Stührwoldt Autor zahlreicher Bücher, ein gefeierter Erzähler auf der Bühne und Sprecher bei der NDR-Morgensendung „Hör mal ’n beten to“. Hier plaudert er regelmäßig über die Wunderlichkeiten seines Alltags – und das auf Platt. Die alte Landsprache lernte er vom Großvater verstehen und sprechen. Heute wirkt Stührwoldt mit Büchern wie „Schnack vernünfti mit mi“, „Gassi gahn“ oder „Dat blaue Band“ gegen das Vergessen und Verschwinden der Sprache, die das Leben der ländlichen Gesellschaft der letzten Jahrhunderte in Norddeutschland massiv prägte. Das Niederdeutsche ist wie die traditionelle Landwirtschaft vom Aussterben bedroht. Mit seinen Geschichten und Gedichten über „Mudder im Modder“, „Wampi de Wampe“ oder „De Swienskoh“ erlebt das platte Platt ein richtiges Revival und eine ganz neue Popularität beim Publikum.

Geschichten vom Leben

Stührwoldts zumeist lustige Texte handeln vom Alltag auf dem Land, von allerlei Glücksfällen und Missgeschicken, die er als Bauer, Familienmensch, Dörfler oder als Autor erlebt. Dass die Geschichten wahr sind, bestreitet Matthias Stührwoldt stets vehement. Alles sei „komplett erstunken und erlogen“ und alle Ähnlichkeiten zu echten Personen oder Begebenheiten seien nichts als Zufall! Kaum zu glauben, denn selbst die Familie ist oft Inhalt der Erzählungen des Vaters. Und genau dies ist vielleicht das Geheimrezept, dass Stührwoldt in seinen Geschichten von der Wahrheit spricht und das Leben ganz ehrlich betrachtet, mal lustig und laut, mal melancholisch leise. Und zwischendurch nimmt er sich immer wieder selbst auf’s Korn. Wenn er zum Beispiel vom Kälbchen namens „Hackfleisch“ erzählt, das mitten in der Nacht aus seinem Stall ausbricht und auf die nahe Autobahn zu laufen droht, und der nackte Bauer Matthias Stührwoldt sich aus der Dusche aufmacht, es einzufangen, dann können sich das alle Zuhörer bildlich vorstellen!

Die Bauerngemeinschaft Hamfelder Hof entstand im August 2013. Mit vereinten Kräften der damals 23 Mitgliedsbetriebe gelang es nur zwei Jahre später, die Bioland-Meierei in Betrieb zu nehmen. Seit dem 1. August 2015 vermarktet die Gemeinschaft ausschließlich selbsterzeugte Biomilch unter der Marke „Hamfelder Hof“. (Foto: www.hamfelderhof.de)

Glückliche Kühe & gute Milch

Die Leidenschaft für seinen Beruf als Bauer ist in Matthias Stührwoldts Geschichten immer unüberhörbar. Wie oft erzählt er liebevoll von seinen Kühen, etwa von seiner Lieblingskuh „Schwarze“, die weder eine gute Zuchtkuh ist, noch besonders viel Milch liefert. Trotzdem ist sie Stührwoldts liebstes Tier, dessen Tochter (ebenso leistungsschwach) gleich dahinter folgt. Beide Kühe sind unverkäuflich, stehen warm und trocken im Stall und ab Mai Tag und Nacht auf der satten Koppel. Nicht jede Kuh führt so ein Leben.
Den Hof Wittmaaßen in Stolpe, den Stührwoldt 1998 von seinen Eltern übernahm, stellte er 2002 auf ökologische Landwirtschaft um. Seine Kühe hält er nach Bioland-Richtlinien und liefert die Milch an die Bioland-Meierei Hamfelder Hof in Mühlenrade im Kreis Herzogtum Lauenburg. Gerade in einer Zeit, in der immer mehr bäuerliche Betriebe aufgeben, ist das Engagement der Bioland-Meierei, die regional produzierte Milch auch vor Ort in der Region zu verkaufen, ein wichtiges Zeichen für die Wertschätzung der eigenen Lebensregion und des eigenen Berufs. In der Hamfelder Hof Bauernmeierei wird ausschließlich die Milch der 27 familiengeführten Bioland-Mitgliedsbetriebe aus Norddeutschland verarbeitet. Das geschieht unter höchsten Hygienestandards, schonend und energieeffizient. Das Hygienewasser für die Produktion wird zum Beispiel mithilfe einer UV-Wasseraufbereitung und damit ohne den sonst üblichen Einsatz von Chemikalien erzeugt. Alle nicht vermeidbaren Reinigungs- und Konditionierungsmittel werden im Hinblick auf die ökologische Verträglichkeit ausgewählt, sodass die Produktionsabwässer zur Bewässerung von Feldern wiederverwendet werden können.
Erhältlich ist die Milch im Naturkostwarenfachhandel, in Biomärkten, Reformhäusern und in gut sortierten Lebensmittelmärkten wie Edeka und Sky.

Das Gleichgewicht

So leidenschaftlich Matthias Stührwoldt ein Bio-Landwirt ist, so leidenschaftlich ist er auch ein Autor. Die beiden Berufe wiegen gleich viel im Leben des Familienvaters und bedingen sich sogar. Wäre Stührwoldt kein guter Bauer, wäre er auch kein guter Autor. Das Leben inmitten von Kindern und Kühen im „Universum Stolpe“ liefert erst den Stoff für die Bücher. Alle Inspirationen sammelt der Autor beim allmorgendlichen Melken. Ohne das Bauerndasein gäbe es die vielen urigen Anekdoten und Geschichten, Gedichte und Lieder nicht, auch keine Auftritte und Erzählabende, kein Zusammenkommen und Zusammenlachen. Im Herbst soll ein neues Buch erscheinen und wir können nur hoffen, dass sich der Bauer dann sofort auf Lesereise begibt und noch mehr Zeit und Lachen mit uns teilt.

Termine

  • 5. Mai 2017: Stührwoldt & das Kellerkabarett
    Volkshochschule in Kaltenkirchen
  • 12. Mai 2017: Erzählabend im Café mit Stiel
    Café & Gärtnerei mit Stiel in Jübek
  • 13. Mai 2017: Erzählabend
    Mensa der Schule in Bornhöved
  • 23. Mai 2017: Wohnzimmerlesung des Nordkollegs Rendsburg
    bei Holm & Laue in Westerrönfeld

Mehr auf: www.matthias-stuehrwoldt.de