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Auf der Insel Föhr gibt es jetzt Whisky. Die besondere Lage inmitten des Wattenmeeres sowie beste Föhrer Rohstoffe bieten hervorragende Bedingungen für die Herstellung in der neuen Farm-Distillery von Jan Robert Hinrichsen in Dunsum.

Das Herzstück der Farmdestille – hier wird der Whiskey gebrannt.

Vorsichtig bricht Jan Robert Hinrichsen das Gerstenkorn mit seinen Daumen auf der Längsseite auf. Außerhalb der hellbraunen Schale hängt etwas, das wie ein kleiner, dünner Faden aussieht. Im Inneren des Korns setzt sich dieser Faden bis zur Mitte fort. Es ist der Keimling des Korns, das mit zigtausend anderen auf dem Scheunenboden von Hinrichsens Farm liegt. Hier werden die Körner von einer kleinen, speziell angefertigten Maschine gewendet und mit Wasser besprüht. Das sogenannte Mälzen ist ein erster Schritt, dass aus den Körnern schließlich Whisky werden kann.

Von den USA nach Föhr

Hinrichsens Farm befindet sich im Dorf Klein-Dunsum auf Föhr. Eine Seitenstraße führt direkt auf den Hof vom Familienbetrieb. Hier liegen Stallungen, Felder, ein Hofladen mit Café und die Whisky-Scheune dicht beieinander. Das Whisky-Projekt ist das jüngste auf dem Hof, der auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Seit rund 400 Jahren wird auf dem Bauernhof bereits Landwirtschaft betrieben. Im August 2019 startete die Whisky- Herstellung. Den Keim für die Idee legte ein Besuch bei Verwandten im Hudson Valley, USA. Die Hinrichsens verbindet viel mit den Vereinigten Staaten, immer wieder wanderten Familienmitglieder dahin aus. In Amerika schaute sich Jan Hinrichsen eine kleine Farm an, die bei der Whisky-Herstellung alles selbst machte. „Das hat mich beeindruckt“, erinnert er sich. Knowhow erlangte der Landwirt unter anderem durch Besuche bei anderen Destillen in Bayern und Dänemark.

Ein einzigartiger Tropfen

Ein leichter Windzug huscht durch die rote Scheune, in der Hinrichsen über den Gerstenkörnern kniet. Rund 300 Meter hinter der Scheune erstreckt sich die Nordsee. Die Insellage macht den Föhrer Whisky einzigartig, verleiht ihm eine „maritime Note“, sagt Hinrichsen. Durch die Nähe zum Salzwasser der Nordsee hat die Gerste sehr hohe Natrium- und Kaliumwerte. Beim Reifen in den kleinen Fässern, die nur wenige Meter vom Malzboden entfernt liegen, atmet der Whisky außerdem waschechte, salzige Nordseeluft ein. Jan Hinrichsen neigt seinen Kopf nach vorne und schaut sich das Getreidekorn in seiner Hand genau an. „Der Keimling sollte zu etwa zwei Dritteln im Korn stecken.“ Dann könne man die Getreidekörner umschaufeln in die Darre, wo sie anschließend getrocknet werden. Natürlich nutzt Hinrichsen Hilfsinstrumente, die Temperatur und Feuchtigkeit messen. Doch etwas sei mindestens genau so entscheidend: Die Sinne eines erfahrenen Landwirts. Auch deswegen macht Hinrichsen bei der Whisky-Herstellung alles selbst: Vom Getreideanbau auf rund 17,5 Hektar bis hin zum Destillieren in der eigenen Destillerie. Selbst der Braurückstand wird weiterverwertet – als Futter für die Schweine auf dem Hof. Und der Mist fungiert dann wieder als Dünger. Das ist nahezu einzigartig in Deutschland.

Der „Newmake“, ein direkt in Flaschen abgefüllter Brand, erhielt bereits Bestnoten von Kennern.

Nachhaltigkeit im Fokus

Um das zu erreichen, ist dem Insulaner auch Nachhaltigkeit ein wichtiges Anliegen. Das Getreide stammt natürlich aus Bio-Anbau. Die Energie für die Maschinen kommt von einer Solaranlage und einer Hackschnitzelheizung. Es gilt das Motto: „Die Menge, die wir produzieren, wird ausschließlich von der Natur bestimmt.“ Ein riskanter Weg, doch Jan Hinrichsen steht zu seinen Überzeugungen: Entweder ganz oder gar nicht. Dieser Vorsatz gilt auch für die Qualität des Whiskys. Die Anlage auf dem Hof destilliert vier bis fünfmal und nicht nur zweimal wie in traditionellen Systemen. Dadurch entsteht ein filigraner Whisky. In kleinen 60-Liter-Fässern wird das Getränk für eine schnellere Reifung gelagert. Vorher waren die Fässer mit Oloroso-Sherry oder mit dem Süßwein Pedro Ximenez gefüllt. Damit kommen zusätzliche Aromen in den Whisky. Schon nach einem Jahr Lagerung bescheinigen Experten dem zukünftigen Whisky eine herausragende Qualität. Nach Abschluss der vorgeschriebenen drei Jahre Reifung kann Hinrichsen also auf ein Top-Produkt hoffen.

Jan Hinrichsen und sein Sohn Jonas befüllen den Malzboden mit dem im Sommer geernteten Biogetreide.

Whisky für die Zukunft

Bis es so weit ist, finanziert sich die Whisky-Produktion unter anderem durch den Verkauf von „Newmake“, ein noch nicht in Fässern abgefüllter, glasklarer Brand. Von Kennern erhielt dieser bereits Bestnoten. Hinrichsen verkauft außerdem Fässer mit dem reifenden Whisky, auch in Anteilen. Der Whisky soll den Hof langfristig finanziell tragen und eine neue Stütze des Bauernhofs werden. Er verbindet die Leidenschaft für die Landwirtschaft mit etwas aufregendem Neuen und der Möglichkeit zu experimentieren. „Wir wollen dafür sorgen, dass die Landwirtschaft auch nachhaltig Spaß bringt“, sind sich Hinrichsen und sein Sohn Jonas einig. Auch Jonas ist begeisterter Landwirt, wird den Hof später übernehmen und arbeitet schon heute bei der Whisky-Produktion mit. Noch ist der Föhrer Whisky am Anfang. Doch er soll an die jahrhundertelange Tradition der Familie Hinrichsen anknüpfen – und ist bereits heute ein bedeutender Teil der Farm-Geschichte.
(Text: Marvin Thom)

Die beiden Landwirte Jan und Jonas Hinrichsen, überprüfen die Qualität des Getreides. Es werden ausschließlich hochwertige Rohstoffe verarbeitet, um am Ende ein hochwertiges Produkt zu bekommen.
Auf dem Malzboden wird das Getreide durch Feuchtigkeit und die richtige Temperatur zum Keimen gebracht. Regelmäßiges Wenden ist wichtig, um Schimmelbildung zu vermeiden.
Ein paar Meter weiter lagern die Fässer, in denen ein einmaliger Whiskey heranreift.

Hinrichsen’s Farm Distillery –
Marret & Jan Robert Hinrichsen, Haus 23,
Dunsum auf Föhr, Tel. 04683 / 9634979,
www.hinrichsens-farm.de

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