2014 reiste Christoph Karrasch in 10 Tagen um die Welt. 2020 nahm er sich drei Wochen Zeit für seine Weltreise und schaffte es nicht aus Deutschland raus. In „San Francisco liegt am Rhein“ bereist Karrasch Deutschland auf eine ganz neue Art und Weise und lädt die Leser*innen ein, sich selbst auf eine Weltreise durch Deutschland zu begeben.

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Im Gespräch mit Lebensart-Redakteurin Mirjam Stein spricht Christoph Karrasch über die Hintergründe seiner Reise und Begegnungen unterwegs.

Warum glaubst du, brauchen wir gerade jetzt dieses Buch?

Wir haben schon immer gerne in Deutschland Urlaub gemacht, aber jetzt kommt erschwerend hinzu, dass wir auf Deutschland als Reiseziel angewiesen sind. Aber weil Deutschland so unglaublich fertig entdeckt ist, tut man sich schwer mit Geheimtipps. Deswegen habe ich einen neuen Ansatz gesucht, um durch Deutschland zu reisen.

Wonach hast du die Orte ausgewählt?

Für die Routenplanung habe ich Orte rausgesucht, die sich besonders anbieten, um mit dem großen Original zu spielen. Deshalb ist die Entscheidung zum Beispiel klar auf Rom im Bergischen Land gefallen. Dort gab es tatsächlich mal einen Typen, der sich Papst von Rom nannte. Der Hoteldirektor hat sich selbst seine „Scheinheiligkeit Heinrich III“ genannt und sein eigenes Rom errichtet mit Hubschrauberlandeplatz, Spanischer Treppe und Trevibrunnen – alles im Kleinformat. Klar, dass solche Orte auf die Route gehören.

Das Brasilien an der Ostsee ist vielleicht nicht so warm wie das Original, aber Caipirinha gibt es trotzdem.

Gab es Momente, die dich an deine Reise um die Welt in 10 Tagen erinnert haben?

Bei der 10-Tage-Reise habe ich mir auf Neuseeland die Hobbithöhlen der Herr der Ringe Trilogie angesehen. In der neuen Geschichte war ich in den Höhlenwohnungen in Langenstein bei Halberstadt. Da haben wirklich jahrzehntelang Menschen gelebt. Während viele Orte, die ich besucht habe, mit dem Original spielen, ist es in Langenstein genau anders herum. Das ist das Original. Da kann man wirklich reingehen und das Leben von damals nachempfinden.

Für deine Reise hast du Regeln aufgestellt. Warum wolltest du nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen?

Dafür habe ich mich entschieden, weil es nichts zu erzählen gibt, wenn ich einsam in einem Auto reise. Die öffentlichen Verkehrsmittel hingegen bieten per se Potenzial für Geschichten. Im Kapitel „Dubai liegt an der Nordsee“ gibt es zum Beispiel so eine Geschichte. Dazu muss man sagen, dass das Reisen mit der Deutschen Bahn grundsätzlich ein Abenteuer ist. Im Klappentext steht: „Es ist die (fast) perfekte Illusion einer Weltreise – und ein ziemlich deutsches Abenteuer. Nur echt mit verspäteten Regionalzügen.“ Und das ist so deutsch. Auf der Suche nach der Welt habe ich vor allem Deutschland gefunden.


Die Rheinbrücke in Emmerich ist Namensgeber des Buches.

Was war dein Lieblingsort?

Das war tatsächlich Little Tokio, das japanische Viertel von Düsseldorf direkt am Hauptbahnhof. Ich habe mich dort mit einem Japaner getroffen und bin für eine Nacht abgetaucht in eine ganz tolle, fremde Welt. Es gibt Karaokebars, nur noch japanische Schriftzeichen und leuchtende Lampions. Vor acht Jahren war ich mal in Japan und Little Tokio fühlte sich im kleinen Rahmen ein bisschen wie damals an. Ein Kulturclash vom Allerfeinsten.

Welche Aktivität hat dich unterwegs am meisten begeistert?

Ich wollte gerne Wasserski fahren in der Südsee, einfach, weil es super klingt. Dort habe ich Yoko getro en, die mir sofort half, mich zu verbessern. Dann bin ich auf halber Strecke mal wieder von der Bahn geflogen und musste zurück zum Startplatz laufen. Yoko hat sich ins Wasser fallen lassen und ist mit mir zurückgelaufen. Das ist auch einer dieser Momente, an die ich mich gerne erinnere, noch dazu hat sie eine sehr bewegende Geschichte. Sie leidet an Multiple Sklerose und das Wakeboarden hilft ihr beim Selbstbewusstsein und Gleichgewicht. Das Kapitel endet mit dem Satz: „Die Südsee war inspirierender als gedacht. Und die Wärme kommt hier ganz klar von innen.

Der Aufstieg auf den Kalimandscharo machte nicht nur Christoph zu schaffen, auch der Regenschirm konnte den Strapazen nicht standhalten.

Du bist viel in der Welt unterwegs, aber wohnst trotzdem in Kiel. Was liebst du an deiner Heimat?

Das Leben findet für mich hier statt mit allem, was dazu gehört: Familie, Freunde, Menschen, die mir wichtig sind. Es gibt überhaupt keinen Grund und keinen Drang, mir das dauerhaft an einem anderen Ort aufzubauen, weil ich hier fünf Minuten mit dem Fahrrad zu Strand fahre. Gibt es ein besseres Argument?

Welche Highlights kannst du empfehlen, wenn Leser*innen deine Tour ebenfalls machen möchten?

Wer nicht drei Wochen Zeit hat, kann nach Bremerhaven fahren. Im Klimahaus kann man auf ganz spektakuläre Weise auf dem 8. Längengrad, auf dem Bremerhaven selbst liegt, einmal um die Welt reisen und die echten Klimazonen erleben. Ansonsten verrate ich in meinem Buch auch, dass der höchste Kaltwasser- Geysir nicht in Island oder Neuseeland sprudelt, sondern in Deutschland in der Vordereifel am Rhein. Oder dass das Rom, das ich besucht habe, eine höhere Kirchturmdichte hat als das echte Rom. Wer hätte das gedacht? Und dass man aus dem Düsseldorfer Hauptbahnhof stolpert und plötzlich mitten in Japan steht. Für mich waren das Wow-Momente. Dass Deutschland so etwas kann!?

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