Schönes Wetter und leere Tierparks. Ein Bild, das gestellt zu sein scheint, für zoologische Einrichtungen wie den Tierpark Gettorf in den vergangenen Wochen jedoch Realität wurde. Wie es dem Park gelungen ist, durch die bisherige Corona-Krise zu kommen und welche weiteren Herausforderungen dem Team noch bevorstehen, erfuhr Lebensart-Redakteurin Nicole Groth im Gespräch mit Jörg Bumann, Geschäftsführer des Tierparks Gettorf.

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Herr Bumann, wie haben Sie die Nachricht aufgenommen, dass Sie den Tierpark Gettorf wieder für Besucherinnen und Besucher öffnen dürfen?

Zuerst ist mir natürlich eine Last von den Schultern gefallen, doch die nächste hat sich direkt wieder draufgelegt. Denn Voraussetzung für die Öffnung war, dass wir ein Hygienekonzept einhalten. Wie das aussehen soll, hat uns aber keiner gesagt. Und so haben meine Frau und ich in sehr kurzer Zeit eigenständig ein Konzept erstellt, abgeschickt und tatsächlich direkt am nächsten Tag die Genehmigung dafür bekommen. Ich muss schon sagen: Da hat der Kreis Rendsburg-Eckernförde zügig reagiert.

Wie haben Sie sich sonst auf die „Wiedereröffnung“ vorbereitet?

Da eine mögliche Öffnung bereits im Raum stand, habe ich schon zuvor alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Arbeiten der Mitarbeiter zu koordinieren. Es musste gewährleistet werden, dass sich nicht die Schichten aller überschneiden, um im Corona-Verdachtsfall keinen personellen Totalausfall zu haben. Außerdem musste der Tierpark unbedingt auf Vordermann gebracht werden. Spielplätze mussten zum damaligen Zeitpunkt abgesperrt und die Wege vom Geäst, das sich über Wochen angesammelt hatte, befreit werden. Alle haben mit angepackt. Wir wurden sogar von den örtlichen Pfadfindern unterstützt.

Besucher in Sicht! Erdmännchen, Leguan & Co. empfangen endlich wieder Gäste im Tierpark Gettorf.

Welche Auswirkungen haben die zu erfüllenden Auflagen für den Parkalltag?

Wir verzeichnen etwa einen erhöhten Personalaufwand. Um die Sicherheit und somit das Einhalten der Regeln innerhalb des Parks zu gewährleisten, sind die Mitarbeiter nun überpräsent. Sie tragen entsprechende Warnwesten, damit sie sofort für die Besucher als Autoritätsperson erkennbar sind. Die Mitarbeiter achten auf die Einhaltung des Hygienekonzepts im Park und sind stellenweise moderierend tätig, wenn es zu Warteschlangen kommt – bisher mit sichtbarem Erfolg. Für die Umsetzung haben wir auch auf diejenigen Kräfte zurückgegriffen, die sonst etwa in der Gastronomie tätig sind. Die ist ja leider noch geschlossen.

Wie stehen Sie zu den Auflagen?

Es ist klar, dass wir da durch müssen. Die Auflagen sind nachvollziehbar und vernünftig. Wir halten uns sogar noch zurück. Laut Quadratmeterzahl könnten wir noch mehr Personen in den Park lassen. Aber wir wollen die Kapazitäten nicht auslasten. Wissen Sie, man muss die Realität auch im Blick haben. Hühnern kann man auch eine Fläche zuweisen, die groß genug ist und auf der jedes Huhn einen ganzen Quadratmeter Platz für sich alleine hat. Aber wie sieht es am Ende aus? Alle Hühner stehen zusammen in einer Ecke.

Welche Sorgen trieben Sie während der politisch auferlegten Schließung um?

Uns fehlt der Vorsprung, um den nächsten Winter sorgenfrei zu überstehen. Wir planen zwar immer damit, dass die ersten Monate nach der Winterpause eher schleppen sind und auch einen wetterbedingten schlechten April schaffen wir noch. Aber unsere Reserven sind nun fast aufgebraucht. Wir hoffen also darauf, dass der Tourismus in den Sommerferien für starken Betrieb sorgt und natürlich das Wetter mitspielt.

Hatten Sie sich bereits Notfallpläne oder Überbrückungsmaßnahmen überlegt oder gar umgesetzt?

Als wir plötzlich schließen mussten, hatte ich ein Foto vom menschenleeren Park gemacht und online gepostet. Der erste Kommentar dazu war: „Das ist ja schrecklich. Wohin können wir spenden?“ Ich bin eigentlich kein Freund davon, Spenden anzunehmen. Der Tierpark soll sich eigenständig finanzieren. Aber in dieser außerordentlichen Situation habe ich das dankend angenommen. Wir sind auf eine Spendensumme von rund 55.000 Euro gekommen, was uns wirklich geholfen hat. Denn es kostet uns schon allein 100.000 Euro pro Monat, den Park einfach nur am Laufen zu halten. Während der letzten Wochen haben wir auch viele Tierpatenschaften vergeben. Natürlich konnte sich jeder sein Patentier aussuchen. Seit der Öffnung des Parks sind auch bereits einige Leute gekommen, um ihr Namensschild am Gehege des Patentieres zu entdecken.

Nun hat der Park seit Kurzem wieder geöffnet: Wie werden die offenen Tore von BesucherInnen angenommen?

Anfänglich noch etwas zögerlich. Aber es war zu erwarten, dass nicht gleich am ersten Tag alle in den Park strömen. Die Menschen sind vorsichtig geworden. Aber die Besucherzahl steigt.

Was wünschen Sie sich von der Politik aber auch den BesucherInnen in den nächsten Wochen?

Die Besucher machen alles ganz toll. Sie halten sich an die Auflagen, warten auch mal, wenn es notwendig ist. Und bisher hat sich auch keiner darüber beschwert, dass der Eintrittpreis trotz Einschränkungen der gleiche ist. Aber ich befürchte, die Stimmung kann kippen. Um das zu verhindern, wünsche ich mir mehr Verständlichkeit und Kommunikation von der Politik. Wenn wir zum Beispiel im Park keine Pommes rausgeben dürfen, die Imbissbude in der Einkaufstraße aber schon, können das unsere Besucher nicht nachvollziehen. Die Politik sagt: Man darf verkaufen! Das nehmen die Menschen positiv auf. Wir wiederum müssen dann aber ständig erklären, warum der Park wiederum keine Pommes rausgeben darf. Das sorgt für Missstimmung. Das Land Schleswig-Holstein macht einen wirklich guten Job in dieser Krise. Nur hoffe ich, dass es auf einer klaren geraden Linie weitermacht.

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