Es ist ein Mittwochmorgen im Juli auf dem Hof von Inke Magens im idyllischen Grevenkop und es ereignet sich Sonderbares: Die Landwirtin vergräbt, umgeben von Pressevertreter*innen, Teebeutel im Boden ihres Grundstücks.

Anzeige

Was erstmal komisch klingt, ist das bislang größte Bürgerforschungsprojekt in der Bodenforschung in Deutschland und leistet einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaft. „Expedition Erdreich“ heißt die erste bundesweite Citizen-Science-Aktion zum Thema Bodengesundheit. Im Wissenschaftsjahr 2020/21 – Bioökonomie, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), erforschen „Citizen Scientists“ zusammen mit Wissenschaftler*innen den Bodenzustand in Deutschland. Hierzu vergraben die Bürgerforschenden genormte Teebeutel. 

Und so funktioniert’s:

Die 35-jährige Landwirtin hat sich auf ihrem Hof zwei Stellen ausgesucht, an denen sie die Teebeutel in den Boden setzt – ihren Garten und einen Blühstreifen im Feld. Sie berichtet von der Aktion: „Als erstes habe ich die Löcher ausgemessen, in die die Teebeutel nachher gelegt werden. An einen Standort kommen insgesamt sechs Stück, jeweils drei mit Rooibos- und drei mit Grüntee gefüllt. Die habe ich dann zuerst gewogen, um das Ausgangsgewicht zu ermitteln, und dann in bestimmten Abständen zueinander eingegraben. Am Schluss habe ich noch den PH-Wert des Bodens gemessen und die Stelle mit einem kleinen Fähnchen markiert.“

Das Aktions-Kit, das alle Forschenden kostenlos auf der Website bestellen können, bietet alles, was man zur gelungenen Umsetzung braucht. „Im Kit war wirklich alles drin, was ich für die Aktion brauchte, zum Beispiel PH-Teststreifen, destilliertes Wasser zum Messen vom PH-Wert, kleine Schaufeln, eine Feinwaage, Markierungsfähnchen und, und, und. Die Anleitung ist leicht verständlich und sehr gut aufbereitet, sodass wirklich keine Fragen offen bleiben.“

Hier ist alles drin, was das Forscher*innen-Herz begehrt: Eine kleine Schaufel, PH-Indikatorstäbchen, destilliertes Wasser und Röhrchen für die Bodenprobe und natürlich die Teebeutel. ©BMBF/ExpeditionErdreich

Vom Teebeutel zum Tea-Bag-Index

Im Zeitraum von drei Monaten, in dem die Beutel insgesamt in der Erde sind, verlieren sie an Gewicht, da die Teeblätter durch Mikroorganismen im Boden zersetzt werden. Anhand des Gewichtsunterschieds, der durch Messungen vor dem Eingraben und nach dem Ausgraben erhoben wird, lässt sich dann der sogenannte Tea-Bag-Index berechnen. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Methode geben Aufschluss über die Zersetzungsrate und die biologischen Aktivitäten im Boden. 

Hier ist Konzentration gefragt: Inke Magens misst mit der im Aktions-Kit enthaltenen Feinwaage das Gewicht der kleinen Teebeutel ganz genau ab, damit die daraus gewonnenen Daten so exakt wie möglich sind. ©Jana Falk

Jede*r kann zum Forschenden werden

Ob jung oder altwer bei der Expedition Erdreich mitmacht, lernt den Boden in seiner Region aus einem ganz neuen Blickwinkel kennen und schätzen. „Die Aktion ist wirklich spannend und sehr interessant, vor allem für jemanden, der etwas in der Art vorher noch nicht ausprobiert hat. Außerdem gibt es viel gut aufbereitetes Material für Schulklassen.“, sagt Landwirtin Inke Magens.

Weil bereits so viele Bürger*innen bei der Aktion mitgemacht haben, sind alle verfügbaren Aktions-Kits vergriffen. Auf der Website können sich Interessierte aber trotzdem registrieren und die Lehr- und Arbeitsmaterialien sowie das Aktionsheft bestellen. Neben vielen Informationen rund um das Thema Boden werden hier Tipps für weitere Bodenuntersuchungen gegeben, die auch ohne Aktions-Kit einfach durchführbar sind.

www.expedition-erdreich.de

Vorheriger ArtikelDithmarscher Gänsemarkt
Nächster ArtikelIn den Startlöchern: Seacycling