Der Norden dreht durch

    Meenos Wetter für den Januar & Februar

    Es liegt nicht zwingend an den fehlenden Winterreifen, wenn Schleswig-Holsteins Autofahrerinnen ins Schwitzen kommen. Es hängt dann auch nicht davon ab, was die Ursache ist. Es reicht bereits die Tatsache, dass irgendetwas Weißes von oben kommt – in der Regel ist es Schnee. Als Ende November 2023 sage und schreibe 8 bis 14 Zentimeter solchen Schnees vom Himmel rieselten, blieben sich die besagten Fahrerinnen treu: Auf Schleswig-Holsteins Straßen machte sich Chaos breit – trotz Winterreifen. Der erste Schnee bei uns im echten Norden ist immer etwas Außergewöhnliches, egal in welchem Monat er fällt. Es muss sich immer erstmal wieder daran gewöhnt werden. Dabei kommt dieser Schnee nicht wirklich überraschend. In der Regel gibt es ja akustische und optische Hinweise namens „Wettervorhersagen“, die sich dem Phänomen annehmen und warnend darauf hinweisen, dass die Straßen und Wege ihren Aggregatzustand wechseln und der Aufenthalt vor der Tür einigermaßen gefährlich sein kann.

    Ausser Kontrolle

    Nun hinterlassen zwei Zentimeter Neuschnee weder am Boden noch im Gedächtnis tiefgreifende Spuren der Erinnerung. 10 plus 10 Zentimeter sind da schon eine andere Dimension von Winterwetter. Dann kommt zu Eis gepresster Schnee ins Spiel. Ab jetzt wird es sehr glatt und die Verhältnisse geraten außer Kontrolle, werden gerne als chaotisch bezeichnet. Und doch gibt es immer noch größeres Chaos: die Schneekatastrophe 78/79. Ich ging damals noch in Ostfriesland in die Schule, machte mein Abitur, beobachtete aber mit meteorologischer Begeisterung und ungläubiger Hingabe die Bilder im Fernsehen und die Berichterstattung im Radio auf Distanz. Ich hatte in meiner bis dahin kurzen meteorologischen Karriere noch nicht gedacht, dass es in Norddeutschland so dermaßen heftige Blizzard ähnliche Schneesturmverhältnisse geben kann. Meterhohe Schneeberge, tagelang Eiseskälte, eingefrorene Wasserleitungen, Stromausfall, schreiende Kühe, nicht erkennbare Straßen und Wege, Panzer als Bergefahrzeuge im Einsatz – alle diese Eindrücke haben so tiefe Kerben ins Kalendergedächtnis getrieben, dass noch heute in Geschichten über früher zum besseren Zeitverständnis die Frage auftaucht: „…vor oder nach der Schneekatastrophe?“.

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