Zuletzt standen die ,,Omas“ bei der Demonstration gegen rechts in Heikendorf für die Gleichheit aller und gegen Rechtsradikalismus ein.

Mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage erhält die bundesweite Initiative „Omas gegen Rechts“ eine Anerkennung für ihr Engagement.
Redakteur Sebastian Schulten hat mit zwei Vertreter*innen der Kieler Ortsgruppe gesprochen.

Sie organisieren Demonstrationen gegen rechte Umtriebe, Gedenkaktionen bis hin zu Floh- und Weihnachtsmärkten für soziale Projekte. Ist die Auszeichnung die logische Konsequenz Ihres Engagements?

Für uns ist das eine große Ehre und eine Anerkennung unserer Arbeit gegen den Antisemitismus. Der Preis richtet sich in erster Linie natürlich an die bundesweite Initiative, er ist aber auch eine Wertschätzung für unsere Kieler Gruppe.

Wo waren Sie zuletzt aktiv?

Wir haben am 31. Oktober an der Demonstration gegen Rechts in Heikendorf gemeinsam mit rund 750 Aktivist*innen teilgenommen. Nachdem im Eingangsbereich der Heikendorfer Gemeindebücherei vor einigen Wochen ein Refugees-Welcome-Plakat mit einem Hakenkreuz beschmiert worden war, hatten sich alle Fraktionen der Heikendorfer Gemeindevertretung zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit in einer gemeinsamen Erklärung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ausgesprochen. Die Aktion haben wir natürlich unterstützt.

Bei den letzten größeren Gegendemonstrationen, wie zu Pegida in Leipzig, kam es zu Spannungen zwischen Polizei und Demonstrant*innen. Haben Sie so etwas auch schon erlebt?

Von der Polizei zwar nicht, aber wir erfahren regelmäßig für unser Engagement Anfeindungen von älteren Herren, welche die Meinung vertreten, dass wir uns lieber die Zähne machen lassen sollten, statt auf die Straße zu gehen – oder besser: Plätzchen backen.

Die Verleihung des mit 5.000 Euro dotierten Preises ist wegen Corona ins nächste Jahr verschoben worden. Ist das Geld bereits für neue Flyer, Schilder oder bedruckte T-Shirts verplant?

Man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist. Nein im Ernst: Auf keinen Fall werden wir das Geld behalten. Wir werden uns gemeinsam innerhalb der bundesweiten Initiative Gedanken machen, wie das Geld sinnvoll eingesetzt werden wird.
Es wird sicherlich einer gemeinnützigen Organisation gespendet werden.

Angenommen es gäbe eine Welt ohne Rassismus und Diskriminierung – Sie hätten Ihr Ziel also erreicht. Wäre in einer solchen Welt Ihre Initiative nicht überflüssig und Sie könnten sich um andere Dinge kümmern (wie das Plätzchen backen, Anm. d. Red.)?

Das wäre einigen wohl ganz Recht. Nein – solange wir sehen, wie es aktuell nicht nur im eigenen Land, sondern auf der ganzen Welt zu Ressentiments, Diskriminierungen und Ungerechtigkeiten kommt, stehen wir für unsere Sache ein. Die aktuelle Lage wie sie zum Beispiel zuletzt in Leipzig zu sehen war, macht uns fassungslos. Es hat den Anschein, als fiele das Gedankengut der AFD auf den fruchtbaren Boden der Polizei. Und auch die Politik in persona Horst Seehofers, geht nicht entschlossen genug gegen solche rechten Tendenzen vor. Darüber sind wir entsetzt und bleiben daher hartnäckig und mutig.

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