Am 23. August 1946 wurde durch die britische Besatzungsmacht das Bundesland Schleswig-Holstein gegründet und die Auflösung Preußens eingeleitet.
Die Vorbereitungen für den Weg in die Demokratie hatten bereits am 15. November 1945 begonnen. Theodor Steltzer, Rendsburger Landrat und NS-Regimegegner, wurde als Ministerpräsident eingesetzt. Am 26. Februar ernannten die Briten einen „Provinziallandtag“ und am 14. Mai stand fest, dass sich das Gremium Landtag nennen durfte und es einen Ministerpräsidenten, eine Landesregierung und eine Landesverwaltung geben sollte. Jetzt war der Weg frei für Gemeinde- und Kreistagswahlen und die erste freie Wahl seit 1933.
Am Anfang war es schwierig, überhaupt Kandidaten der Parteien zu benennen. Die Entnazifizierung spielte dabei eine große Rolle. Der sogenannte „Persilschein“ war das „Sesam-Öffne-Dich“ für eine Wiedereingliederung der Bürger nach dem 2. Weltkrieg. Nicht nur hoch gestellte ehemalige Beamte hatten nach Kriegsende ihre Stellung verloren, auch der kleine Mann musste Farbe bekennen, wenn er in einer neu gegründeten Partei etwas werden wollte. Dabei hatte der „Officer for Public Safety“ der englischen Besatzungsmacht das letzte Wort, und so wundert es nicht, wenn so mancher Schleswig-Holsteiner als „not approved“ abgelehnt wurde. Es gab auch Bürger, die aufgrund ihrer politischen Vergangenheit nicht zur Wahl zugelassen wurden. Dieser Personenkreis war in Listen erfasst.
Die SPD, CDU, KPD und FDP bewarben sich um die Wählerschaft in den Gemeinden. Die Bürger waren sehr unsicher, denn eine freie Wahl kannten sie nicht. Wer also im Herbst 1946 34 Jahre alt war, ging das erste Mal in seinem Leben an die Wahlurne. Deshalb machte eine Aufklärungsaktion im Rundfunk und in den Zeitungen mit dem neuen Verhältniswahlrecht vertraut, und es gab die ersten Wahlversammlungen in Stadt und Land. Dr. Konrad Adenauer hatte am 18. September 1946 vor 10 000 Menschen auf dem Rathausplatz in Kiel als 1. Vorsitzender der CDU gesprochen. Er bestätigte dem Land demokratische Reife und lobte die Wahlkampfführung der Parteien. In Schleswig-Holstein war eigens ein Schiedsgericht eingeführt, um bei persönlichen Entgleisungen eingreifen zu können.
Die Wahlvorbereitungen liefen in den Städten und Gemeinden auf Hochtouren. Wahllokale waren ausgesucht, Stimmbezirke benannt und die Wahlleiter und Wahlhelfer unterwiesen.
In der kreisfreien Stadt Neumünster waren 38866 Einwohner wahlberechtigt, 71,35 Prozent nutzten ihre Chance. Die SPD erlangte 47,2 Prozent, die CDU 46,4 Prozent, die KPD 6,2 Prozent. Die FDP spielte in der Stadt noch keine Rolle. Einstimmig wurde Ludolf Behnke zum Oberbürgermeister gewählt. Captain S.T. McCabe, der schon vom ersten Tage der Besatzung an in Neumünster gewirkt hatte, hielt eine Rede vor der ersten Ratsversammlung: „Halten Sie sich immer vor Augen, dass Sie auf einem soliden Grund ein neues und glückliches Deutschland aufbauen. Die gewählten Ratsversammlungen bilden den Grundstein dafür. Das geht nicht so schnell. Es bedarf all Ihrer Geduld und Entschlossenheit. Sie können sich uneingeschränkt auf die vollste Unterstützung der Militärregierung verlassen.“