In der Stadt ist ein schöner Garten ein Luxusgut. Claudia Schmidt hat sich ihren Gartentraum mitten in Gaarden erfüllt, wenn auch auf kleinem Raum. Uns hat sie ein paar Tricks verraten.

Das Eingangstor in der Iltisstraße gibt einen Vorgeschmack auf das, was sich dahinter verbirgt.

Wer die Iltisstraße in Gaarden entlang schlendert, wird zwischen Karlstal und Kirchenweg vermutlich auf ein sehr auffällig gestaltetes Holztor aufmerksam. Auffällig, weil es einen starken Gegensatz zum restlichen eher steinernen Anblick der Straße bildet. Über dem Tor ranken zwei Clematis, die von Mai bis September viele weiße Blüten hervorbringen. Dieser Durchgang führt zu einem Hinterhof von 230 Quadratmetern, den Claudia Schmidt in ein kleines Idyll verwandelt hat: ein Stadtgarten, in dem sich rund 1.300 Pflanzen tummeln.

Garten und Haus bilden ein harmonisches Bild. Dass sich dieser Garten in Gaarden befindet, lässt sich kaum vermuten.

Die Wirkung von Hochbeeten

Fast ihr ganzes Leben wohnt Claudia schon in Gaarden. Zuerst 17 Jahre lang in einer WG und 2004 kaufte sie endlich mit ihrem Freund Volker das lang ersehnte Haus im Hinterhof der Iltisstraße. Aufs Land hat es Claudia nie gezogen und Gaarden ist für sie das urbanste Viertel in Kiel. Der Hinterhof war beim Einzug in das Haus, das sie komplett sanieren mussten, noch eine große Sandfläche mit zwei Holundersträuchern und Löwenzahn. Nach und nach entwickelte sich daraus ein vorzeigbarer Stadtgarten. Einen genauen Plan gab es nicht, nur einige Skizzen und ganz viele Ideen. „Es war von Anfang an klar, dass unsere drei Beete verschiedene Höhen haben müssen“, erklärt Claudia. Sie wollte in ihrem Garten verschiedene Bereiche erzeugen, allerdings nicht mit Hecken, sondern mit Höhenunter- schieden. „Die Wirkung von Hochbeeten habe ich in England kennengelernt. Ich fand es großartig, wenn die Pflanzen so hoch wuchsen, dass man das Gefühl hat, im Beet zu stehen.“ Abtrennungen mit Hecken oder Hochbeeten werden in kleinen Gärten gerne als Trick genutzt, erklärt sie weiter. Denn wenn man nicht weiter gucken kann, ist man neugierig, was sich dahinter versteckt. Und sie verrät noch einen Trick: Pflanzen mit großen Blättern lassen einen kleinen Garten größer wirken.

Den Platz nutzen, der einem zur Verfügung steht – auf dem Balkon in ihrer früheren WG pflanzte Claudia viele Stauden.

Über den Dächern Kiels

Das Wissen über die Pflanzenwelt und die Tricks für die Gartengestaltung hat sie sich selbst angeeignet. Angefangen hat die Liebe zum Gärtnern auf den zwei kleinen Balkonen ihrer WG, die sie mit prächtigen Stauden dekorierte, und dann wollte sie immer mehr. Die Inspirationen holen sich Claudia und Volker bei den gemeinsamen Motorradtouren zu den vielfältigen Gärten Englands. Unterwegs sammeln sie Blumen, gerne auch ganz besondere Arten, die es nicht überall gibt. Aber von jeder Pflanze immer nur eine, weil nicht genug Platz ist. Als selbstständige Gartengestalterin gibt Claudia ihr Wissen seit 2013 weiter. Dabei legt sie Wert darauf, keine fertigen Prachtgärten zu erstellen, sondern Gärten für die Leute mit den Leuten. Ihr ist es wichtig, dass die Kund:innen eine Beziehung zu ihrem Garten bekommen, damit sie sich gerne darum kümmern. Daher kommt auch der Name ihres Unternehmens: Gartenentwicklung.

Liebevoll gestaltete Elemente wie die schwebende
Betontreppe
und der Teich mit kleinen Trittstufen
machen den Garten zu einem besonderen Ort.

Ein Dschungel in Gaarden

Von ihrem Haus können Claudia und Volker in den Nachbargarten schauen. Die hübsch angelegte Sitzecke wurde von den Bewohner:innen des Hauses kaum genutzt. Als sich 2018 die passende Gelegenheit ergab, kauften sie den Garten und erweiterten ihren eigenen damit um 180 Quadratmeter. Die angelegten Wege und Sitzecken entfernten sie und legten den Garten nach ihrem Geschmack neu an. Ein gemütliches Fleckchen Grün, das nur aus Beeten, Wegen und einem kleinen Teich besteht. Deshalb erinnert er viele Besucher:innen vermutlich an einen botanischen Garten. Claudia und Volker sehen darin vielmehr einen kleinen Dschungel.
In beiden Gärten war es ihr wichtig, Baustoffe zu verwenden, die mit den Jahren schöner werden. „Das finde ich in der Architektur wichtig, aber im Garten noch wichtiger. Dinge müssen besser aussehen, wenn sie altern.“ Eine Regel aus der Gartengestaltung ist, dass man Materialien aus der Umgebung aufgreift. Und da in Gaarden der gelbe Klinker sehr vorherrschend ist, wählte Claudia diesen Stein, um die Wege im Garten zu verlegen. Auf der Treppe hinunter zum Dschungelgarten fällt das schwarze Geländer auf, das optisch perfekt zu den schwarzen Fensterrahmen und der Treppe im Inneren des Wohnhauses passt. Was für sie das Wichtigste bei der Gartengestaltung ist? „Der Garten muss zum Gebäude passen, bei mir müssen Haus und Garten eine Einheit bilden. Ich würde dafür auch das Haus verändern.“

Claudia und Volker nehmen am 18. und 19. Juni am Offenen Garten teil. Wer neugierig geworden ist, kann den beiden an diesen Tagen einen Besuch abstatten.

Claudia und Volker verbringen viel Zeit in ihrem Garten.
Vorheriger Artikel8 TIPPS für einen guten Start in den Garten-Frühling
Nächster ArtikelWehrhaftes WILDKRAUT