von Jesper Ohm

Die Tage werden kürzer, es wird früher dunkel und das Leben verlagert sich nach drinnen. Dagegen kann nur eines helfen, und zwar die Lichterwoche auf Föhr! Sie bringt die Nacht zum Leuchten und bietet gleichzeitig eine Bühne für Konzerte, Lesungen und Kunstaktionen auf der Insel. Mit diesem Angebot feierte die Lichterwoche bereits im letzten Jahr einen großen Erfolg, an den nun angeknüpft werden soll. Die Veranstaltungsorte wechseln dabei von Tag zu Tag, die einzelnen Objekte werden jeweils von 19 bis 22.30 Uhr beleuchtet. In dieser Zeit wird es ringsherum lebendig und die Künstler*innen starten ihr Programm für Groß und Klein. Das setzt sich aus Orgelkonzerten, Museumsführungen oder Punschbuden zusammen.

Das Künstlerduo Kystlys

Verantwortlich für die Lichtkunst ist das Künstlerduo Kystlys, das aus Rolf Arno Specht und Mareike Helbing besteht. Die beiden haben in den letzten Jahren schon verschiedenste Objekte an der Nordseeküste illuminiert. Wir wollten natürlich mehr über Kystlys wissen und haben mit den beiden gesprochen:

Sie sind schon länger dabei, seit wann machen Sie Lichtkunst, Herr Specht?

Damit habe ich 2008 im Ruhrgebiet angefangen. Damals habe ich mit einem starken Autostrahler Fördertürme beleuchtet. Mit LED-Technik wurde es bald ein bisschen professioneller, und im Jahr 2015 kam auch schon Frau Helbing hinzu. Sie war ebenfalls begeistert von der Lichtkunst und seitdem sind wir zu zweit als Team Kystlys unterwegs.

Wie kam es für Sie als Kystlys zu der Idee, Lichtkunst im Norden zu machen?

Zunächst einmal hängt unser Herz an der Küste. Deswegen zog es uns aus dem Ruhrgebiet in den Norden. Außerdem entstehen künstlerische Interventionen aus einem Mangel heraus: Man möchte gerne etwas haben, das es noch nicht gibt. Leuchttürme leuchten jede Nacht, stehen aber selber niemals im Mittelpunkt. Dasselbe gilt für Windmühlen, alte Bauernhöfe, Kirchen und so weiter. Das wollten wir ändern.

Wie kamen Sie zur Föhrer Lichterwoche?

Im letzten Jahr fuhr ich auf gut Glück mit zahlreichen Lampen nach Föhr. Dort durfte ich die St. Nicolai Kirche erleuchten. Die Bilder, die ich davon machte, begeisterten die Föhr-Touristik. So wurden wir zum Initiator der Föhrer Lichterwoche.

Flächen wie die in der Schietkuhle sind eine echte Herausforderung in der Lichtkunst. © kystlys

Was verändert sich im Vergleich zum letzten Mal?

Natürlich gibt es bis auf die St. Johannis Kirche komplett neue Locations, die illuminiert werden. Dieses Jahr ist es auch Landschaft, die beleuchtet wird. Insgesamt werden es mehr intime Einblicke zu Föhr werden. Also viele Orte, mit denen auch Einheimische etwas anfangen können.

Wechseln Sie Ihr Programm, wenn Sie zum Beispiel die St. Johannis Kirche dieses Jahr erneut beleuchten?

Es ändert sich alles. In Beratung mit der Organistin Frau Wildeman gibt es dieses Jahr das Thema „Alles lebt“. Man kommt in die Kirche und steht quasi direkt im Wald. Dazu braucht es seichte Licht-Bewegungen und die Geräusche des Waldes. Frau Wildeman unterstreicht die Szene mit Musik und Texten. Man kann sich bei Lichtkunst einfach immer neu erfinden.

Wonach entscheidet sich die Art der Beleuchtung?

Mal heben wir die Geschichte und mal die Architektur der Gebäude hervor. Wichtig ist uns, dass wir Lichtkunst und keine Veranstaltungstechnik machen. Wir arbeiten zwar auch mit Lichtspiel und Bewegung, die Leute sollen es aber anschauen, fotografieren und auf sich wirken lassen können. Der Sinn dahinter ist, dass nicht die ganze Woche alle Objekte beleuchtet werden, sondern dass sich die Leute jeden Tag wieder an einem neuen Ort treffen können. Das fördert die Gemeinschaft, und deshalb kommt uns bei den Projekten viel Begeisterung entgegen.

So ist man dann natürlich auch mit Leidenschaft dabei, nicht wahr?

Es ist einfach toll. Wir freuen uns auf Föhr und den Norden und hoffen, dass es eine langfristige Partnerschaft wird. Es gibt immer so viele positive Reaktionen, was uns sehr stolz macht. Unser Fokus liegt auch für die Zukunft auf dem Norden, und die Ostseeküste soll eines unserer nächsten Ziele werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Folgende Termine und Orte sind vorgesehen:

4.10. Lembecksburg, Borgsum

5.10. Oldsumer Mühle, Oldsum

6.10. Alte Schietkuhle, Wrixum

7.10. St. Johannis Kirche, Nieblum

8.10. Sandwall, Wyk auf Föhr

9.10. Friesen-Museum, Wyk auf Föhr

10.10. De Meere und Haus des Gastes, Nieblum

Vorheriger ArtikelAuf Zeitreise mit Silke von Bremen
Nächster ArtikelDie Geschichte der Töpferei in Tellingstedt