Inseln und Halligen sind von Sturmfluten stärker betroffen als das Festland. Auf Sylt verschwindet dadurch jährlich etwa eine Million Kubikmeter Inselsand. Das klingt beängstigend. Doch wie begründet ist diese Angst? Und was können wir dagegen tun? Im Gespräch mit Helge Jansen, Vorsitzender der Stiftung Küstenschutz Sylt, erhielt Redakteurin Ramona Dabringer Antworten.
Umweltschutz und Küstenschutz gehen Hand in Hand. Doch wieso braucht Sylt überhaupt Küstenschutz?
Seit vielen 100 Jahren versuchen Menschen auf der Insel, sich vor den heftigen Sturmgewalten zu schützen. Sylt verliert durch die gewaltigen Strömungen an der Küste in jedem Jahr etwa 1,5 Meter Strand. Man muss Küstenschutz betreiben, um die Insel stabil zu halten. Anfänglich schüttete man nur einen Sandwall auf. Nachdem man merkte, dass so ein Wall schnell von den Fluten fortgespült wurde, baute man Deiche. Mit den Jahren wurden die Deiche besser, aber auch höher gebaut. Man entwickelte eine Vielzahl von Maßnahmen, um sich vor den täglichen Fluten und vor den Sturmfluten zu schützen.
Was ist das Verheerende an Naturspektakeln wie Stürmen, Sturmfluten oder den Gezeiten?
Zunächst muss man klären, ob die Naturspektakel wirklich so verheerend sind. Das tägliche Wechselspiel zwischen Ebbe und Flut, die Gezeiten, gehören zu unserem Leben. Die normalen Herbststürme auch. Entwickelt sich ein Sturm zur Sturmflut, erlebt man, dass die gewaltigen Wellen enorme Kräfte entwickeln und Schäden anrichten können. Die entfesselte Natur mit den brechenden Wellen bietet ein besonderes, durchaus schönes Bild. Wenn man dann am Strand steht, ist man machtlos diesen Kräften ausgesetzt. Die Sturmfluten werden zwar öfter entstehen, aber nicht kräftiger werden. Die Regenmengen dagegen werden zunehmen. Wir leben mit dem Wasser und müssen uns daran gewöhnen, uns sorgfältiger vor den Regenereignissen zu schützen.
Was passiert mit Sylt, wenn nichts unternommen wird?
Wenn die Insel ohne Schutz den Sturmfluten ausgesetzt ist, dann würde sie immer kleiner werden. Irgendwann würde sie überflutet werden.
Das ist eine schreckliche Vorstellung. Was wird denn dagegen getan?
Heute haben wir einen Generalküstenschutz-Plan, einen Fachplan Sylt, einen Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz, einen Landschaftszweckverband auf Sylt, gute Feuerwehrleute und Rettungsdienste auf der Insel. Die Fachleute sind bestens aus- gebildet und wissen, was im Schadensfall zu tun ist. Zu den aktuellen Küstenschutzmaßnahmen gehören Deichbau, Deckwerke, Sandaufspülungen an der Sylter Westküste, Halmpflanzungen, Setzen von Sandfangzäunen und einiges mehr.
Welche Orte sind besonders betroffen?
Die Orte an der Westseite der Insel, also Hörnum, Rantum, Wester- land, Wenningstedt-Braderup, Kampen und List werden von Sturmfluten bedroht. Die Orte im Osten, Keitum, Archsum, Morsum werden zwar von Deichen geschützt – aber auch die können bei einer hohen Sturmflut überlaufen.
Kann ich als Einzelperson etwas für den Küstenschutz tun?
Ja, natürlich! Jeder sollte die Regeln bei der Nutzung der Wege durch die Dünen beachten. Weicht man von den Wegen ab und zertrampelt die Halmpflanzungen, dann hat der Wind leichtes Spiel und bläst
den Sand fort. Wenn am Strand zu hohe Sandburgen gebaut werden, können Wellen bei Flut die gegrabenen Löcher aushöhlen und der Sand wird ins Meer gespült. Außerdem kann man an die Stiftung Küstenschutz Sylt spenden. Die Stiftung sorgt dafür, dass die Spende sachgerecht eingesetzt wird.
>> www.sylt.de/stiftung-kuestenschutz