Zugegeben, große Weinberge haben wir nicht. Und auch unser nordisches Schietwetter lässt sich nicht immer wegdiskutieren. Dennoch: Wir Schleswig-Holsteiner produzieren Wein – und der schmeckt sogar richtig gut!
Seit 2009 gehört das nördlichste Bundesland zu den Weinanbaugebieten in Deutschland. Der Startschuss für die Erfolgsgeschichte fiel in Rheinland-Pfalz, als 2009 zehn Hektar der ungenutzten Pflanzrechte – es war Weinanbaufläche – an das nördlichste Bundesland übertragen wurden. Dazu muss man wissen, dass in der Europäischen Union genau geregelt ist, wo und wie viel Wein angebaut werden darf, daher sind Schleswig-Holsteins Rebflächen rechtlich gesehen keine Weinanbaugebiete, sondern als Landweingebiete ausgewiesen. Die produzierten Weine dürfen demnach nur als Landwein und nicht als Qualitätswein vermarktet werden. Aber dieser bürokratische Schönheitsfehler schadet dem wunderbaren Geschmack der edlen Tropfen in keinster Weise.
Erstaunliche Qualität
Die Weinberge in Schleswig-Holstein sind oft klein, aber sie produzieren Weine von erstaunlicher Qualität. Die Winzer*innen hier setzen auf Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Anbaumethoden, um die einzigartigen Eigenschaften der Region in ihren Weinen zum Ausdruck zu bringen. Das Ergebnis sind frische, lebendige Weine, die das Terroir der Region widerspiegeln.
Sechs Weingüter in Schleswig-Holstein
Mittlerweile gibt es sechs Weingüter in Schleswig-Holstein. Sie befinden sich in Grebin und Malkwitz in der Holsteinischen Schweiz sowie in Westensee und Bargteheide im Herzen Schleswig-Holsteins, aber auch auf den Nordseeinseln Sylt und Föhr.
Der Weinanbau in Schleswig-Holstein und auf den Inseln ist eine faszinierende Facette des deutschen Weinanbaus, denn obwohl das Klima in dieser Region nicht so mild ist wie in traditionellen Weinregionen wie Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg, haben engagierte Winzer*innen in den letzten Jahren Wege gefunden, um erfolgreich Reben anzubauen und hochwertige Weine zu produzieren. Seit 2009 ist Schleswig-Holstein von der Weinkarte nicht mehr wegzudenken. Und es wachsen wahre Schätze hier!

Wo liegt der Unterschied?
Was unterscheidet den Weinanbau in Norddeutschland und den Anbau im Süden Deutschlands oder Europas? „Entscheidend für den Weinanbau in Schleswig-Holstein sind neue Traubensorten-Züchtungen: Diese besitzen eine kürzere Vegetationszeit (Blüte bis zur Ernte der Trauben) und sind pilzresistenter als ältere, herkömmliche Sorten und eignen sich daher für den Anbau im nordischen Sommer. Der Sommer startet hier bekanntlich später und endet früher – zudem ist er eher nasser als im Süden des Landes. Allerdings haben wir hier im Norden in dieser kürzeren Vegetationszeit mehr Sonnenstunden am Tag, da die Tage in den Sommermonaten deutlich länger sind als in Süddeutschland oder Südeuropa“, erklärt Josephine von Hedemann-Heespen vom Gut Deutsch-Nienhof. Auf dem Gut im Naturpark Westensee wird bereits seit rund 20 Jahren Wein angebaut. „Und heute sind wir bio-zertifiziert und damit der nördlichste Bio-Winzer in Deutschland“, sagt sie. Mittlerweile bewirtschaftet die Familie von Hedemann-Heespen zwei Hektar Weinbaufläche mit speziellen Weinsorten, die sich im rauen nordischen Klima bewähren.