Dass der Klimawandel auch positive Auswirkungen hat, kann man nicht guten Gewissens sagen. Aber die Landwirtschaft hat er eindeutig verändert. Pfiffige Landwirte wie Hauke Klindt vom Hof Moorhörn in Passade bei Schönberg machen das Beste daraus. Wenn alles wie geplant läuft, versorgt er uns in Zukunft mit leckeren Aprikosen.
Herr Klindt, wie kam es zu dem Anbau von Aprikosen? Das ist in Schleswig-Holstein doch sehr ungewöhnlich.
Bei den klassischen Beeren wie Himbeeren, Johannisbeeren und Erdbeeren ist nicht mehr viel Marktwachstum möglich. Auf der Suche nach Alternativen sind wir bei der Aprikose gelandet, weil sie gut in unseren Betrieb passt. Sie lässt sich gut verarbeiten und kann sowohl selbst gepflückt als auch als gepflückte Ware verkauft werden. Zudem mag ich die Aprikosen ganz gerne.
Wie schmecken Ihre Aprikosensorten?
Wir haben drei Sorten: die Orangenaprikosen, Pink Marry und Robada. Unsere Aprikosen schmecken süß und sehr aromatisch. Wir haben Sorten ausgesucht, die sich besonders eignen für die Direktvermarktung. Der Geschmack ist für uns wichtiger, als sie gut verarbeiten zu können. Die Orangenaprikose ist von den Dreien die schmackhafteste.
Warum eignen sie sich besonders gut für den Anbau im Norden?
Wir haben Sorten gewählt, die vom Reifespektrum her bei uns reinpassen. Sie werden zu unserer Haupterntezeit im Juli und August reif. In der Zeit haben wir die Selbstpflücker auf dem Hof. Sie ernten Himbeeren und nehmen auch Aprikosen mit. Vielleicht nehmen wir auch Sorten mit auf, die später reif werden. Dann können wir die Saison bis in den September verlängern. Aber das passiert erst in der Zukunft.
Sie haben sich im Alten Land die Aprikosenbäume angesehen. Gab es Risiken bei der Anpflanzung auf den eigenen Feldern?
Der zuständige Berater sagte ganz klar, dass es möglich sei, aber nur im geschützten Anbau. Also unter dem klassischen Folientunnel. Wenn wir beispielsweise im Januar ein paar warme Tage mit frühlingsähnlichen Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad bekommen, kann es sein, dass die Aprikose sofort anfängt zu blühen. Und wenn dann noch mal Frost kommt, gehen die Blüten kaputt. Wir hatten im Frühjahr ein Produktionsausfallrisiko von 50 Prozent. Mit einem Plastikdach sind die Bäume vor Frösten geschützt und auch die UV-Strahlung wird dadurch gebrochen. In den nächsten Jahren wird der geschützte Anbau immer häufiger werden, weil man mehr Erträge auf kleinerer Fläche hat. Auch für unsere Pflücker macht der geschützte Anbau die Arbeit leichter, weil sie vor Wind und Wetter sicher sind. So können wir für sie Anreize schaffen, bei uns zu arbeiten.
Warum haben Sie sich trotz der Risiken für den Anbau der Aprikosen entschieden?
Lust auf Neues … Und wir können heimische Aprikosen anbieten, die sonst nur im Süden vorkommen. Vor allem ist die Aufmerksamkeit für unseren Betrieb klasse und wir können uns von anderen abheben. Die Leute wissen: „Bei Klindt kriegst du eben nicht nur Erdbeeren, sondern auch Aprikosen, die von hier kommen.“ Unternehmerisches Handeln spielt also auch eine Rolle. Außerdem wohnen wir sehr nah an der Ostsee und dadurch haben wir keine starken Spätfröste, die den Anbau riskieren könnten.
Wäre der Aprikosenanbau auch schon vor 10 oder 20 Jahren möglich gewesen in Schleswig-Holstein?
Nein, dafür hatten wir zu wenig Sonneneinstrahlung in der Hauptzeit und zu viele strenge Winter. Damals waren die Jahreszeiten noch deutlich ausgeprägter als jetzt. Wenn der Sommer aktuell vorbei ist, folgt ein Mittelding zwischen Herbst und Sommer, dann vielleicht eine Woche Frost und dann ist gleich wieder Sommer. Für die Aprikose ist das gut, denn sie braucht schnell hohe Temperaturen. Vor 20 Jahren hätte der Anbau nicht funktioniert, in 10 Jahren wird es aber gut funktionieren.
Nach welcher Devise handeln Sie auf Ihrem landwirtschaftlichen Betrieb? Was ist Ihnen wichtig für den Anbau?
In der Direktvermarktung, würde ich sagen, ist das Authentizität. Wir verkaufen, was wir auch selbst produziert haben und wenn wir Zukaufware haben, wissen wir, woher sie kommt. Wir können immer mit unserem Namen dahinter stehen und machen alles aus Überzeugung! Für unsere gefriergetrockneten Produkte nutzen wir das Logo „Gewachsen, geerntet und getrocknet in Schleswig-Holstein“. Das machen wir alles selbst. Dann kommt es leider auch mal zu Produktionsengpässen, das ist eben so. Die Verbraucher wissen, dass wir aus Überzeugung dahinter stehen.
Und wie sieht es mit dem Düngen aus?
Die Aprikose braucht nur ein bisschen Wasser und den Rest gibt ihr der Boden. Wir haben sehr gute Böden, die mit vielen Nährstoffen versorgt sind. Pflanzenschutzmittel setzen wir nur in Maßen ein, weil wir die Früchte selbst essen. Wir machen nur das Nötigste und das wird von den Verbrauchern akzeptiert. Stattdessen setzen wir Nützlinge ein, was der geschützte Anbau ebenfalls begünstigt. So ein Plastiktunnel sieht zwar von außen nicht schön aus, aber es ist im Grunde ein Kleinklima, ein geschützter Bereich. Dort können wir gezielt Nützlinge gegen Läuse und Milben verteilen, statt mit der Spritze zu arbeiten.
Wann sind die Aprikosen bereit für die Kundschaft?
Dieses Jahr hat die Ernte noch nicht gereicht. Wir haben Marmeladen gemacht und erst mal im Team verteilt. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind natürlich alle live mit dabei. Aber im nächsten Jahr sollten wir ab Juli Aprikosen im Hofladen haben. Nur zum Selbstpflücken wird es vermutlich noch nicht reichen. Die Produktion braucht einfach seine Zeit. Wir sind eben kein Supermarkt, die Regale sind bei uns nicht automatisch voll. Zuerst wollen wir den Anbau hier etablieren, damit wir Erträge kriegen. Da müssen wir uns noch etwas gedulden, aber die Verbraucher dürfen sich gerne schon informieren und neugierig sein.