von Heinke Blume

Lübeck, Mittwochmorgen, 11 Uhr. Es ist etwas windig und für Juli eher kühl, aber ein blauer Himmel strahlt auf die Stadt, also beste Voraussetzungen. Denn ich werde heute Liubice, die liebliche Stadt, wie Lübeck früher hieß, einmal aus anderer Sicht kennenlernen als durch den Bummel durch die Hüxstraße oder den Café-Besuch. Eine Stadtführung der etwas anderen Art habe ich mir vorgenommen …

Zeitreise mit allen Sinnen

Zahlen tauchen zwar in dieser lebendigen Stadterkundung auch immer wieder auf, natürlich gibt es viele, die schon im Zusammenhang mit dem Holstentor eine Rolle spielen, aber eigentlich nur, um Dimensionen deutlich zu machen. Ich werde keinesfalls mit Zahlen erschlagen, sondern im Gegenteil, durch die lebendige Erzählweise meines Gästeführers entstehen in meinem Kopf viele Bilder und meine Sinne werden angeregt. Gleich zu Beginn erkennen wir, wie wertvoll früher ein Fass Salz war. Salz spielte eine entscheidende Rolle im Handel, die Salzspeicher stehen bis heute. Mit zwei Fässern des edlen Gutes konnte sich ein Kaufmann beispielsweise sein mehrstöckiges Wohnhaus mit vielen Verzierungen leisten.

Die Kurve kratzen

Start der Stadtführung in kleiner Gruppe

In den kleinen Kopfsteinpflastergassen macht uns Axel immer wieder auf einige Besonderheiten der unterschiedlichen Fassadenformen aufmerksam. Auch extreme Deckenhöhen oder Zwischendecken und Steine an Gebäude und Gassenecken bekommen auf einmal eine Bedeutung, die vorher nicht jedem klar war. Axel veranschaulicht viele Redewendungen und Sprichwörter: „Die Kurve kratzen” hängt beispielsweise mit den Steinen, die an Straßenecken als Schutz für die Häuserecken gedacht waren, zusammen. Wenn ein Fuhrwerk schneller um diese preschte, hatte der Fahrer es meist aus keinem guten Grund eilig.

Duft der Vergangenheit

Wer bei Geruchsreisen an Gewürze und angenehme Düfte denkt, wird bei dieser Führung eines Besseren belehrt. Im mittelalterlichen Lübeck gab es viele Gerüche, ob es nun Abfälle, Qualm und Rauch der Feuer für die Backsteingewinnung der Kirchen und anderen Gebäude waren, oder die der Haustiere, die teilweise nachts mit in die ungeheizten Schuppen geholt wurden, weil es wortwörtlich „schweinekalt” war – die meisten Düfte waren nicht wohlriechend!

Die Salzspeicher an der Obertrave wurden zwischen 1579 und 1745 erbaut

Nach zwei Stunden endet unsere Stadtführung beim Rathaus. Die Minuten sind nur so dahin geflogen. Jeder aus der Gruppe hat bemerkt, dass es hier noch viel mehr im Weltkulturerbe Lübeck zu entdecken gibt. Und es gibt unzählige unterschiedliche Ansätze: Ob literarisch, lukullisch, mystisch, skurril oder hanseatisch, durch die Ganghausviertel, mit dem Fahrrad oder als Kostümführung – die Lübecker Stadtführer bieten für jeden etwas, der über diese Stadt noch mehr erfahren möchte!

Lübecker Stadtführer e.V.

Der Lübecker Stadtführer e. V. bietet Stadtführungen in 17 Sprachen an – auch individuelle Führungen zu speziellen Anlässen sind möglich. Die Gästeführer*innen haben eine Grundausbildung nach den Richtlinien des Bundesverbandes der G.steführer Deutschlands e.V. (BVGD) und zum Teil das BVGD-Fortbildungszertifikat erworben.

www.luebecker-stadtfuehrer.de
Tel. 0451 / 20218635
Axel Schattschneider – der etwas andere Stadtführer
axelschattschneider@googlemail.com
Tel. 0451 / 4994255
Mobil 0151 / 20696071

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