Kann es sein, dass die Schleswig-Holsteiner*innen gerne feiern? Dieser Gedanke befällt mich schon im Winter, wenn im Februar der Grill herausgeholt und auf die Terrasse gestellt wird und mitunter sogar in kurzer Hose das Angrillen erfolgt. Was in kleiner Runde beginnt, weitet sich in den darauffolgenden Monaten zu einer Flut von Festen aus und findet zur Kieler Woche vorerst zahlenmäßig seinen vorübergehenden Höhepunkt.

Vom Angrillen bis zur Riesenfete

Aber es nimmt kein Ende. Kaum ist die KiWo vorbei, lockt die Travemünder Woche an Strand und Promenade. Jazz- und Musik-Festivals, Volksfeste im Großen wie im Kleinen – und zwischendrin spontan, aber gewaltig die Riesenfete wegen des Aufstiegs in die Bundesliga. Dies sind nur Beispiele einer endlos wirkenden Kette an Terminen, die sich über die Sommermonate ergießen. Es geht Schlag auf Schlag. Und die Schleswig-Holsteinerinnen lassen den Faden nicht abreißen und feiern mit Bärenkondition mit. Woher kommt die Kraft der Daueranwesenheit der Feiernden?

Besser, man weiß vorher, was passiert

Ein konsequenter Grund könnte ein großer Nachholbedarf aus einem schmuddeligen Winter sein. Dass das Wetter eine zentrale Bedeutung hat, ist für viele eine Binsenweisheit und beweist sich immer wieder aufs Neue. Dabei lohnt es sich, der Wettervorhersage ein paar Minuten zu schenken. Ein Beispiel: Wenn der Regenschauer über das frisch vermählte Brautpaar fällt, ist die Not groß. Man hätte es gerne vorher gewusst. Wenn der Mann am Schwenkgrill weiß, wie viele Grillwürste er auf der Holstenköste verkaufen wird, ist es eine Frage des Umsatzes und den hätte er gerne vorher gewusst. Wenn die Musik beim Open-Air-Konzert in Wacken oder vor den Scheunen draußen spielen soll, aber Schauer und Gewitter nahen, ist es gut, das als Veranstalter vorher zu wissen.

Es gibt kein schlechtes Wetter …

Die Wettervorhersage ermöglicht es uns, rechtzeitig zu wissen, was wann passiert. Das Wetter können wir dabei nicht machen, aber wir können dafür sorgen, dass die richtigen Maßnahmen ergriffen werden, damit es ein Fest bleibt. Im Kleinen reicht es schon aus, auf die passende Garderobe zu setzen und Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Frei nach dem Leitsatz, der auch in Zukunft auf ewig gilt: Es gibt meistens kein schlechtes Wetter, sondern oftmals nur schlechte Wetterbekleidung. So können wir die Feste auch in Zukunft feiern, wie sie fallen.

Meeno Schrader

Schon seit seinem 15. Lebensjahr ist das Wetter für Meeno Schrader weit mehr als nur Small Talk. Er hat es an den unterschiedlichsten Plätzen der Welt „getestet“ und lebte und arbeitete unter anderem in Australien, Korea, der Karibik und den USA. Seit 2002 ist er der „Wetterfrosch“ des Schleswig-Holstein-Magazins beim NDR. In der Lebensart verrät er jeden Monat einen Gedanken aus seinen Wetterwelten.

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