Jetzt, wo die Tage wieder länger, der Himmel blauer und die Stimmung fröhlicher zu werden beginnen, lockt uns die lübsche Tochter Travemünde zum Besuch ihrer schönen (und noch nicht zugebauten) Gefilde. Beim nachmittäglichen Bummel durch die Vorderreihe, dem Gang zur Mole und dem Sonnenbad auf der Promenade kommen Frühlingsgefühle auf – und es wächst die Lust auf eine herzhafte Speise nebst dem dazu gehörigen Rebensaft. Und wer der Sucht zur Sternegastronomie („Buddenbrooks“ und „Balthazar“) schweren Herzens widersteht, den oder die zieht es immer wieder zur „Weinwirtschaft“ im A-ROSA.
Das Ambiente – Stühle und Tische aus dunklem Holz, getöntes Geschirr, anständige Gläser, weiße Servietten, Blick auf gefüllte Weinregale – erinnert an Pariser Bistros der gehobenen Kategorie, also an In-Lokale, die mehr bieten als einen schnellen Café, den kleinen Pastis, das Sandwich und ein Zehntel Entre-deux-Mèrs. Und gehoben, also ebenso raffiniert wie zugleich bodenständig, sind die offerierten Speisen und Getränke, die eines ums andere die Wahl zur Qual machen. Da gibt es Spezialitäten aus Rheinhessen: Spanferkelbäckchen oder Spießbraten vom Duroc-Schwein, begleitet von den erstklassigen Weinen (Silvaner, Riesling, Weißburgunder) aus dem Hause Battenfeld-Spanier. Oder solche aus Franken – wie Himmel und Erde mit Blutwurst, Sauerbraten mit Lebkuchensauce oder eine deftige Sulz; dazu feine Silvaner vom Iphofener Andi Weigand. Das Kamptal ködert mit Frittatensuppe, Spinatknödel, einem Rehbeuscherl (muss man mögen!) oder dem traditionellen Kalbsschnitzel nebst höchst würzigem Grünen Veltliner, Zweigelt und St. Laurent.
Auch das Elsass bietet zu Tisch; Entenleber, Entenkeule mit Serviettenknödel – und dazu ein Glas Riesling, Pinot blanc oder einen vollmundigen Gewürztraminer vom Colmarer Winzer Lucien Albrecht.
Wer´s nicht regionaltypisch mag (oder die Speisekarte schon rauf und runter gekostet hat), dem bleiben einige Klassiker von gleichbleibend guter Qualität, z. B. Tatar vom Weiderind oder ein herzhaftes Gulasch nach Wiener Art, begleitet von einem formidablen Dreissigacker-Weißburgunder.
Die Preise bewegen sich im Segment oberhalb der Mitte: von der Suppe zu 8,- Euro bis zum Kalbsschnitzel für 24,- Euro; die Weine je 0,2L zwischen 6,- und 10,- Euro. Das ist nicht geschenkt, aber der Qualität der Angebote angemessen. Da die „Weinwirtschaft viele überregionale und auch internationale Gäste hat, nochmals die Anregung, die Typizitäten unseres Bundeslandes Schleswig-Holstein auf der Karte zu wählen; es „putzte“ ganz ungemein.
Ein kleines P. S.: Man achte auf die Winzerabende, an denen ausgewiesene Weinbauern, von einem adäquaten Essen begleitet, ihre Kreszenzen vorstellen.
Weinwirtschaft
Außenallee 10, Lübeck-Travemünde
Tel. 04502 / 3070847