Eine Frau sitzt unter einer Buche in einem Friedwald. Hier liegt Gerhard begraben, ihr Mann, mit dem sie eine innige Liebe sowie tiefe Freundschaft verbindet. Sie spricht mit ihm, erzählt von den gemeinsamen Jahren, seinem Sterben, der Trennung durch sein Sterben und ihrem Schmerz.
Aber sie erzählt auch von der auf seinem Laptop vorgefundenen Datei mit seinen glücklichen Momenten, seinem Verhältnis zu seiner Mutter, von seiner Kindheit und aus seinem Leben. Sie erzählt jedoch nicht nur von Gerhard und seinem Sterben, sondern kommt auf viele Menschen und ihr jeweiliges Ableben zu sprechen. Und so ist diese Erzählung nicht nur eine Erzählung, sondern es sind viele Geschichten, die sich nach und nach zu einem großen Panorama verschiedener Menschen, Leben und Sterben verbinden.
Da ist beispielsweise Gerhards Mutter, die Sterbehilfe in der Schweiz annimmt und von ihrem Sohn und Lea bei ihrer letzten Reise in die Schweiz begleitet wird. Oder da ist Michael, der seinen gewalttätigen Vater nach dessen Tod in einem ganz anderen Licht betrachtet, als er in einem Aktenordner aus dessen Nachlass blättert und erfährt, wie der Vater selbst seiner eigenen Brutalität ausgeliefert war. (hb)
Viele der Geschichten, die in dem offensichtlich autobiografischen Buch erzählt werden, hängen mit dem 2. Weltkrieg zusammen. Es sind Schicksale, die zu Herzen gehen und doch ebenso tröstlich sind wie sie hoffnungsvoll stimmen – und so ist „Die Vögel singen wieder“ trotz seines für viele Menschen unangenehmen und von ihnen lieber verdrängten Themas ein absolut lesenswertes Buch, in welchem in empfindsamer und seelenvoller Weise vom Sterben, aber gleichzeitig eben auch vom Leben erzählt wird.