von Hanna Wendler

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Schulter an Schulter mit Haien, Aug´ in Aug´ mit Orcas – Tobias Friedrich begegnet an seinem ungewöhnlichen Arbeitsplatz täglich Geschöpfen, die uns Landratten auf den ersten Blick Respekt einflößen und vielleicht sogar ein bisschen Angst einjagen. Der preisgekrönte Unterwasserfotograf ermöglicht „uns da oben“ mit seinen spektakulären Bildern einen exklusiven Blick in die Welt „da unten“. Mit mehr als 50 Honorierungen und 30 ersten Plätzen ist Tobias Friedrich einer der weltweit erfolgreichsten Unterwasserfotografen und wurde beim prestigeträchtigen UPY London Fotowettbewerb als „Unterwasserfotograf des Jahres 2018“ ausgezeichnet. 

Ein Bild von Eis und Feuer: Eine schillernde Feuerqualle schwimmt entlang eines Eisberges im Tasiilaq-Fjord in Grönland.

Im Rahmen des HORIZONTA-Festivals präsentiert Tobias Friedrich 57 seiner großformatigen Werke bei der 20. OPEN ART Ausstellung „BELOW SURFACE – Leben im Ozean“ im Herzen der HafenCity Hamburg – Open Air und gratis! Die Ausstellung ist noch bis zum 29.3.2020 zu sehen und wird gemeinsam von AMAP e.V. und dem Überseequartier Nord veranstaltet. Hanna Wendler sprach mit dem passionierten Fotografen über seinen außergewöhnlichen Beruf.

Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf und der Welt unter Wasser?

Seit meiner Kindheit bin ich schon fasziniert von den Ozeanen und nun darf ich den Tieren fast täglich nah sein. Egal wie viele Manta-Rochen oder Haie ich schon gesehen habe, jede Begegnung ist immer wieder schön. 

An welche besonderen Orte hat Sie Ihre Arbeit schon geführt?

An vielen verschiedenen Orten dieser Welt durfte ich schon sein, die alle nicht unterschiedlicher sein könnten, aber genau das macht die Ozeane und Gewässer so interessant. In Grönland war ich unter Eisbergen tauchen, in Französisch-Polynesien mit Buckelwalen oder auch schon im Königsee in Berchtesgaden, wo man normalerweise nicht tauchen darf, im Auftrag von Nautilusfilm. 

Sie gehen bei Ihren Tauchgängen ganz schön auf Tuchfühlung – geraten Sie auch mal in heikle Situationen?

Nicht mit Lebewesen, denn die sind ziemlich ungefährlich, solange man sie in Ruhe lässt. Unter dem Eis bei einem Nachttauchgang in Norwegen war es allerdings schon mal knapp, als ich mit nur noch wenig Luft in meiner Druckluftflasche das Ausstiegsloch fast nicht mehr gefunden hätte. Zum Glück ist das aber noch mal gut gegangen. 

Über Wasser, unter Wasser: Die Halb-Halb-Aufnahme zeigt beide Welten gleichzeitig.

Gibt es auch eine besonders schöne Situation, die Ihnen für immer im Gedächtnis bleiben wird?

Die Begegnung mit einem Buckelwal im Oman wird mir bestimmt immer im Gedächtnis bleiben. Zunächst war der Wal relativ scheu, aber nachdem wir uns vorsichtig angenähert haben, wurde dieser immer neugieriger und kam sehr nah an mich heran. Zum Schluss wurde er wohl ein bisschen übermütig und hat mir mit der Schwanzflosse einen leichten Schlag versetzt, von dem ich heute immer noch eine kleine Narbe habe. Der Wal wollte wohl nur ein bisschen spielen, was allerdings bei einem 30 Tonnen schweren Tier gegenüber einem 90kg Menschen nicht die allerbeste Idee ist – zumindest für den Menschen.

Wie schafft man es den Tieren unter Wasser so nahe zu kommen?

Vor allem mit Ruhe und Geduld. Viele Tiere scheuen sich vor dem Anblick eines blubbernden, schwarzen Tauchers und flüchten lieber. Wenn man sich aber ruhig verhält und vorsichtig nähert, riskieren die Tiere auch einen neugierigen Blick auf das außerweltliche Wesen. 

Eine Riesenmuräne posiert in einem Schiffswrack.

Erleben Sie bei Ihrer Arbeit die Auswirkungen des Klimawandels?

Absolut! Ich merke an vielen Orten, dass die Wassertemperatur wärmer ist oder in der Vergangenheit war. Viele tolle Riffe gibt es leider nicht mehr, weil die Korallen bei zu langanhaltenden, hohen Temperaturen absterben. Zudem ist die Vermüllung der Meere immer mehr sichtbar – vor allem in abseits gelegenen Ecken dieses Planeten. Zum Beispiel mussten wir in Indonesien schon häufiger durch eine Schicht von Müll, die sich an der Oberfläche gesammelt hatte, auftauchen. Das ist nicht nur widerlich, sondern auch extrem traurig anzusehen. 

Dreimal infolge sind Sie in den nächsten Monaten bei der HORIZONTA im Norden live zu erleben – was hat Sie dazu bewegt, mit Ihren Bildern auf die große Bühne zu treten?

Ich möchte den Menschen meine Faszination der Welt unter Wasser nicht nur auf Bildern zeigen, sondern diese über Erlebnisse und Musik verbinden, damit ein multi-visionaler Eindruck entsteht. Daher freue ich mich, dass meine Show auf der HORIZONTA in Reutlingen Premiere feiern konnte und hoffe, dass ich auf den Festivals im Norden die Leute ebenso begeistern kann. Gleichzeitig ist es mir aber auch ein Anliegen, um auf die Zerbrechlichkeit unserer Welt und vor allem der Ozeane hinzuweisen. 

HORIZONTA

Die HORIZONTA ist ein jährliches Tagesfestival mit vier Livereportagen in den Städten Hamburg, Kiel und Lübeck. Das sind jeweils zwei Stunden packender Fotografien und Filmsequenzen auf Zehn-Meter-Großleinwand mit tiefgehender Musik und von hochkarätigen Referenten live erzählten Abenteuergeschichten – auch geeignet für Kinder.

Sämtliche Erlöse der HORIZONTA fließen in die Regenwaldschutzprojekte des Veranstalters AMAP e. V. (Almada Mata Atlântica Project).

Termine HORIZONTA-Festival:
20.10.2019: Laeiszhalle, Hamburg
8.2.2020: Universität Audimax,
Kiel 9.2.2020: Musik- und Kongresshalle, Lübeck

Informationen zu den Projekten der deutsch-brasilianischen Naturschutzorganisation AMAP e. V. unter: www.amap-brazil.org.
AMAP-Spendenkonto: IBAN DE19 5139 0000 0050 7124 00.
Tickets für die HORIZONTA-Festivals Hamburg, Kiel und Lübeck gibt es über:
www.horizonta-amap.de

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