Sandra Dünschede schreibt Kriminalromane über Mordfälle in Norddeutschland. In einem Interview mit der Lebensart im Norden berichtet sie über Heimatliebe, echt nordische Persönlichkeiten und ihr neuestes Buch „Friesendämmerung“.

Frau Dünschede, Sie sind gebürtige Nordfriesin. Was bedeutet Ihnen der Norden? Was ist für Sie „echt nordisch“?
Der Norden ist meine Heimat. Hier bin ich geboren, aufgewachsen und fest verwurzelt. Echt nordisch bin ich selbst: Rüm hart – klaar kiming (friesisch: „weites Herz – klarer Horizont“).


Was lieben Sie besonders am Norden?
Das Licht des Nordens, das so einzigartig wirkt, der Wind, die salzige Luft, die Menschen, die meine Sprache sprechen, mich verstehen – kurz: Das Gefühl, zu Hause zu sein.

Was ist für Sie eher „Heimat“? Nordfriesland oder Hamburg?
Ich würde sagen, Nordfriesland ist meine Heimat, Hamburg mein Zuhause.

Haben Sie einen Lieblingsplatz im Norden?
Ja, den Strand von St. Peter-Ording.


Was hat Sie dazu bewegt, selbst Bücher zu schreiben?
Seit ich Kind war, wollte ich Bücher schreiben. Das war mein Traum. Ich habe so viele Geschichten und Ideen in meinem Kopf, die müssen einfach raus.

Sehen Sie das Schreiben eher als einen Beruf an, den Sie zu festen Zeiten ausüben, oder als eine kreative Tätigkeit, die Sie dann ausüben, wenn die Muse Sie küsst?
Nein, um ein Buch zu schreiben, braucht es neben viel Fantasie und Handwerk auch Disziplin. Wenn ich darauf warten würde, bis die Muse mich küsst, könnte ich kaum einen Abgabetermin halten. Schreiben ist Arbeit und ich brauche feste Zeiten, eine Routine, damit Texte wachsen und Bücher entstehen.

Wie kam der Wandel von der Bankkauffrau zur Autorin? Da haben Sie ja Zahlen mit Buchstaben getauscht.
Die Banklehre war eher eine Art Kompromiss, den ich mit meinen Eltern geschlossen hatte. Eigentlich wollte ich gleich nach dem Abitur Germanistik studieren und schreiben. Heute bin ich meinen Eltern jedoch dankbar für den Zwischenstopp, den sie mir aufgezwungen haben, denn als Autorin ist es durchaus von Vorteil, wenn man mit Zahlen umgehen kann.


Was hat Sie inspiriert, über den Norden zu schreiben?
Heimweh. Während meines Studiums in Düsseldorf habe ich mit der „Friesenreihe“ begonnen; vermutlich eine Art Heimwehbewältigung.

Wie kamen Sie darauf, das Krimi-Genre mit dem Norden zu vereinen? Was ist für Sie das Besondere an der Kombination?
Ich finde, die Landschaft eignet sich sehr gut für Verbrechen. Außerdem fiel es mir schwer, einen fiktiven Schauplatz zu entwickeln, an dem ich meine Geschichten und meine Charaktere ansiedeln konnte. Da kam mir die Idee, einen Ort zu wählen, an dem ich mich gut auskenne, selbst daheim bin – und da kam für mich nur der Norden infrage.


Diese Kombination gibt es ja schon länger, was hebt Ihre Krimis davon ab? Was ist das Besondere an ihnen?
Mir geht es in meinen Krimis nicht so sehr darum, blutrünstige Verbrechen darzustellen, sondern für mich ist immer der Mensch wichtig. Ich bin der Ansicht, jeder kann zum Mörder werden, das Warum reizt mich. Dadurch stehen in meinen Krimis neben der nordischen Landschaft, der Kultur und Tradition eben auch die Figuren im Vordergrund.

Welchen Einfluss hatten Ihre Kurzgeschichten und Kurz-Krimis auf Sie und Ihren Werdegang?
Die Kurzgeschichten waren ein guter Einstieg ins Schreiben und, um sich mit dem Krimigenre vertraut zu machen. Irgendwann wurde eine Idee dann länger und länger; dabei heraus kam mein erster Kriminalroman „Deichgrab“. Was macht für Sie einen guten Krimi aus? Fundierte Recherche und lebendige Figuren.

Wie kommen Sie auf ihre Ideen? Was inspiriert Ihre Figuren?
Oftmals ist es der Schauplatz. Wenn ich in Nordfriesland bin, wo ich gerne laufen gehe, dann schießt mir manchmal der Gedanke durch den Kopf: „Hier könnte man auch mal eine Leiche ablegen“. Dann beginne ich, einen Fall zu entwickeln, der zur Landschaft und vor allem zum Gemüt der Leute passen muss. Die Figuren sind geprägt durch ihre nordische Art.


Was hat Sie zu dem Fall von „Friesendämmerung“ inspiriert? Wie kommen Sie auf die Ideen?
Im Fall der „Friesendämmerung“ waren es meine eigenen Anfängererfahrungen beim Golf. Ich fand es charmant, meine Hauptfigur Haie Ketelsen in einen Schnupperkurs zu schicken. Dafür musste eine Leiche auf dem Golfplatz her, denn Haie liebt es, als Hilfssheriff sozusagen „undercover“ zu ermitteln.

Haben Sie einen Kontakt mit einem Polizeibeamten o. Ä., der/die Ihnen „Insider“-Informationen gibt?
Natürlich, denn Autorenarbeit ist Detektivarbeit. Ich bin ja keine Polizistin und brauche Unterstützung, um meinen Kommissar authentisch auftreten zu lassen. In Nordfriesland unterstützt mich die Niebüller Polizei und für meine Hamburg-Reihe habe ich Kontakte zur Hamburger Polizei.

Wie würden Sie Kommissar Thamsen einem Erstleser beschreiben?
Sympathischer Familienmensch, der bei seinen Ermittlungen gerne Grenzen überschreitet und dadurch Grauzonen entstehen lässt.

Haben Sie eine Lieblingsfigur?
Ganz klar Haie Ketelsen.

In welcher Atmosphäre sollte man Ihre Bücher am besten lesen?
Das ist sicherlich von Leser zu Leser unterschiedlich, aber, wenn man im Norden lebt oder dort Urlaub macht, ist das sicherlich eine perfekte Atmosphäre.


Was für eine Frage würde Sie gerne in einem Interview gestellt bekommen? Wie würden Sie auf diese Frage antworten wollen?
Wann können wir Haie, Thamsen & Co. in Ton und Bild sehen? – Das wüsste ich auch gerne. Bisher hat noch niemand den Mut gefunden, sich an die Nordfriesen heranzuwagen.


Wollen Sie gerne noch etwas loswerden oder etwas ergänzen?
Kommen Sie und erleben Sie den Norden. Das Land zwischen den Meeren hat so viel zu bieten – Wind, Meer, Strand, Traditionen und Menschen, die echte Fischköppe sein können – stur, aber auf jeden Fall liebenswert; eben einfach nordisch.

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