Schön, scheu und selten – sie sind die Könige der Lüfte und ziehen aktuell auch an unseren Gefilden vorbei. Kraniche sind im Oktober auf der Durchreise in den Süden. Sie fliegen zum Überwintern nach Frankreich, Spanien und Nordafrika. Erst im März kommen sie zurück in den Norden.

© Piotr Kreszlak/Adobe

Kraniche beobachten

Der Kranich ist der größte Vogel Europas und erreicht eine Flügelspannweite von über zwei Metern. Seine langen Beine und seine schlanke Körperstatur lassen ihn anmutig und majestätisch wirken. Ursprünglich war er in feuchten Gebieten weit verbreitet und brütete in ganz Europa. Heute liegen die Brutgebiete hauptsächlich in Russland, Skandinavien und im Baltikum. Durch verbesserte Schutzmaßnahmen siedeln sich die eleganten Großvögel aber seit einigen Jahren auch wieder in Norddeutschland an. Im Oktober fliegen sie von hier aus in ihre Winterquartiere und sind vielerorts am Himmel zu sehen. Besonders dabei ist der Klang ihrer Stimmen, denn Kraniche verständigen sich permanent miteinander. Der Naturforscher Bernhard Weßling ist deshalb überzeugt davon, dass die Tiere nicht nur sehr soziale und sensible Wesen sind, sondern auch überaus intelligent.

Kraniche erforschen

Dr. Bernhard Weßling setzt sich seit über 30 Jahren mit Kranichen auseinander. In seinem neuen Buch nimmt er uns mit in ihre verborgene Welt. Der Autor lebt am Hansdorfer Brook im Norden von Hamburg. Dort und am Duvenstedter Brook leben wilde Kraniche in unmittelbarer Nähe zu den Menschen. Mit der von ihm entwickelten Methode der Aufnahme und Analyse ihrer Stimmen konnte er freie Kraniche individuell über Jahre hinweg beobachten und wiedererkennen. Er forschte zunächst an den heimischen Graukranichen am Duvenstedter Brook, dann an weiteren Arten in Asien und Nordamerika und trug entscheidend zum Gelingen eines hochkomplizierten Auswilderungsprojekts der vom Aussterben bedrohten Schreikraniche in den USA bei.

Kraniche schützen

Nach 30 Jahren Forschung lautet Weßlings Fazit: „Kraniche können viel mehr, als ihnen bislang zugesprochen wurde.“ Sie sind intelligent und fähig zu kulturellen Leistungen, sie kommunizieren miteinander, treffen Entscheidungen, lösen Probleme, fühlen und zeigen Emotionen. Sie zu beobachten, bringt uns der Natur näher – sie zu schützen, ist nicht nur Artenschutz, sondern Schutz von Lebensräumen und dadurch auch Klimaschutz.

© Carsten Linde

An Kraniche glauben

Wer in diesen Tagen einen Kranich am norddeutschen Himmel sichtet, darf sich glücklich schätzen. Denn der König der Lüfte gilt auch als „Vogel des Glücks“ und Vermittler zwischen Himmel und Erde.

Ein Beitrag von Malin Schmidt

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