Geschichtsträchtiger Ort

Ein Ort zum Innehalten ist die Gedenkwand

„400 Jahre Gegenwart. Jüdisches Leben in Schleswig-Holstein“, das ist der Titel der Dauerausstellung im Jüdischen Museum in Rendsburg.

Zu den ersten Jüdischen Museen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik gegründet worden sind, gehört das Jüdische Museum in Rendsburg. Es ist seit 1988 in der einzigen ursprünglich erhaltenen Synagoge Schleswig-Holsteins zuhause – ein historischer Ort, Baudenkmal und eine Gedenkstätte. Zum Gebäudeensemble des ehemaligen Gemeindezentrums der Jüdischen Gemeinde Rendsburg gehören die Talmud-ToraSchule von 1830 sowie die Synagoge. Sie ist im Jahre 1844/45 erbaut worden – und damit noch vor der Zeit der sogenannten Emanzipation, der gesellschaftlich und rechtlichen Gleichstellung von Jüdinnen*Juden.

Selbstverständnis
Das Jüdische Museum in Rendsburg versteht sich als ein Ort der historisch-politischen Bildung, in dem aktuelle Themen aufgegriffen und neue Inhalte sowie gesellschaftliche Impulse gesetzt werden sollen. Es lädt dazu ein, jüdische Gegenwart und Geschichte in Schleswig-Holstein zu entdecken – mit historischen Fakten, neuen Einblicken und ungewohnten Perspektiven. JüdinnenJuden, ihr Selbstverständnis und ihre Positionen heute und in der Vergangenheit werden hier sichtbar. Ein Schwerpunkt der Vermittlung ist die Verfolgung von JüdinnenJuden während der NS-Zeit sowie das Erkennen heutiger Formen von Antisemitismus – sowie Positionierungen dagegen.

Jüdische Geschichte in Schleswig-Holstein
Seit mehr als 400 Jahren leben JüdinnenJuden auf dem Gebiet des heutigen Schleswig-Holsteins – im Vergleich zu anderen Regionen eine kurze Zeit. Die Ausstellung thematisiert die Anfänge des jüdischen Lebens in Schleswig-Holstein ab Ende des 16. Jahrhunderts, den Kampf um gleiche Rechte und die Integration in die Mehrheitsgesellschaft, erzählt von jüdischem Leben während der Kaiserzeit und der Weimarer Republik. Rassistischer Antisemitismus wurde da in allen Schichten salonfähig und nahm stetig zu, bis er in der Verfolgung, Vertreibung und Ermordung von JüdinnenJuden während der NS-Zeit mündete. Nach 1945 war Schleswig-Holstein oft nur eine Zwischenstation vor der Auswanderung aus Europa. Bleiben wollten die wenigsten im Land der Täterinnen. Erst seit den 1990er Jahren finden JüdinnenJuden vor allem aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion in SchleswigHolstein ein Zuhause und haben neue jüdische Gemeinden aufgebaut.

Heute
Die Gegenwart nimmt auch einen großen Raum in der Ausstellung ein und bildet die Vielfalt von Judentum und jüdischem Leben ab. Immer mehr Jüdinnen*Juden wünschen sich so gesehen zu werden: vielfältig und einzigartig. Sie wehren sich gegen einseitige Vorstellungen und Bilder. Inspiriert durch viele Gespräche präsentiert das Museum Antworten, Themen und Positionen. Unter jmrd.de erhalten Sie weitere Informationen zum Jüdischen Museum.

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