Man stelle sich vor: Ein bekanntes Restaurant hat 40-jähriges Jubiläum, aber man darf es nicht feiern. Dann muss man sich etwas einfallen lassen. Dirk Kowalke hat es getan und den 40. Geburtstag des Fischereihafen Restaurants mit einem 4-Gänge-Hummer-Menü gefeiert.

Die einzelnen Gerichte des Jubiläumsmenüs kommen verpackt in einem Karton samt Beipackzettel und Informationen, wie man das aufgeschäumte Süppchen erwärmt und die Orangen-Ingwermarinade und die gerösteten Pinienkernen auf dem winterlichen Salat verteilt. Hummer-Cocktail mit exotischen Früchten und der halbe Hummer mit geschlagener Zitronenbutter brauchen keine Erklärung. Und zum attraktiven Preis von 68 Euro geht das Menü weg wie warme Semmeln.

Mut & Hoffnung

„Ich war doch ein bisschen skeptisch, ob das funktionieren würde“, gibt Dirk Kowalke zu. „Aber mein Stiefbruder Benjamin Kast hat für die Verpackung wirklich ein gute Lösung gefunden. Wir verkaufen im Schnitt 100 Portionen am Tag, bis zu 350 am Wochenende.“ Die Einnahmen helfen, die Zeiten des Lockdowns zu überstehen.
Das Restaurant mit 170 Plätzen, dazu 10 in der Oysterbar und 50 auf der Terrasse steht leer. „Von 60 Mitarbeitern ist jetzt nur ein Drittel aktiv. Doch wir mussten niemanden entlassen und hoffen sehr, an Ostern wieder öffnen zu können.“

Viele Mitarbeiter*innen sind schon lange dabei, Küchenchef Jens Klunker ist bereits die zweite Generation. Sein Vater Wolf-Dieter folgte Rüdiger Kowalke in das schlichte Backstein-Gebäude am Hafenrand, als der von Norderstedt an die Elbe aufbrach, um mitten zwischen fischverarbeitenden Betrieben, Kühllastern und leichten Damen ein elegantes Lokal für Hummer und Steinbutt, Aal und Labskaus zu eröffnen.
Beide erlebten das 40-Jährige nicht mehr, Rüdiger Kowalke starb 2019, Klunker ein Jahr später.

Berühmt & berüchtigt

Das Fischereihafen Restaurant ist berühmt für seine Spezialitäten aus dem Wasser, aber auch für die vielen Prominenten, die seit 40 Jahren die Treppe zum Restaurant erklimmen, vor dessen Fenstern sich Hafenleben und Seeschiffahrt abspielen. Jeder Schlepper, jeder Container-Riese, jedes Kreuzfahrtschiff und jede Lotsenbarkasse muss hier vorbei. Der Blick fasziniert Royals wie Prince Charles und Lady Di, Politiker wie Angela Merkel und Michail Gorbatschow, und Stars aus Film-, Show-, Sport- und Musikszene.
Mit 100 Musikern seines Ensembles, die der Komponist und Dirigent Leonard Bernstein aus der Musikhalle (heute Laeiszhalle) zu einem Mitternachtsdinner ins Fischereihafen Restaurant einlud, begann spätestens der Strom der Prominenten, die seither an der Großen Elbstraße speisten.
„Das war eine Riesen-Show! 100 Leute im Frack im Gewerbegebiet mit Straßenstrich am Wasser – das gab’s nicht alle Tage“, sagt Kowalke und grinst. „Aber so sehr wir uns über unsere bekannten Gäste freuen, so sind wir doch sieben Tage die Woche für alle da und freuen uns über jeden Gast.“ Dieses Jahr noch wird Kowalke 50, nächstes Jahr hat er „Silbernes“. Hoffentlich kann dann unbeschwert gefeiert werden.

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