Drachenfliegen – ein Freizeitspaß für Kinder? Von wegen! Längst sorgen die bunten Flugobjekte bei allen Altersklassen für Begeisterung. So geht es auch den „Baltic Kite Friends“. Wer die vier Kieler in Action sehen möchte, sollte sich das Drachenfest in Schönberg am 21. und 22. September nicht entgehen lassen.

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Bei fliegenden Drachen haben die meisten stürmische Herbsttage, bunte tanzende Blätter und Familien mit Kindern, warm eingepackt in Mänteln, Schals und Mützen, vor Augen. Um Drachen steigen zu lassen, braucht man schließlich Wind. Oder?

Ein Hobby für jede Jahreszeit

Inzwischen müssen Drachenfans nicht mehr auf die kältere Jahreszeit warten. „Drachen können dank moderner Materialien wie Spinnakernylon und Kohlefaserstäben schon beim leichtesten Lüftchen fliegen“, erklärt Norman Falkenberg von den Baltic Kite Friends. „Drachenfliegen ist ein Ganzjahreshobby geworden. Im Winter überwiegt die Zeit in der Werkstatt, im Sommer die Zeit am Strand oder auf der Wiese.“ Denn die Drachen in die Luft steigen zu lassen ist für die Baltic Kite Friends nur ein Teil ihres Hobbys.

Handwerkskunst und modernste Technik

Von der Ideenfindung und Konstruktion über den Zuschnitt und die Näharbeiten bis hin zur Justierung der sogenannten Waage machen Norman und seine Freunde Ole Töpsch, Thomas Rixen und Henning Borchert alles selbst. In ihrer 200 Quadratmeter großen Werkstatt nutzen die Baltic Kite Friends dafür die neuste Technik. Ein 6 x 1,5 Meter großer Unterdruck-Lasertisch übernimmt mithilfe eines PC mit CAD-Programm den Zuschnitt der Stoffe. Nach dem Zuschnitt geht es für viele Stunden an eine der acht Nähmaschinen. „Wenn dann, nach Wochen des Bastelns, die bis zu 30 Meter großen Drachen erstmals den Boden verlassen, ist das ein magisches Gefühl“, schwärmt Norman. Die Faszination fürs Drachenfliegen ist übrigens schon tausende Jahre alt.

Mithilfe eines CAD-Programms schneidet Ole Töpsch die Stoffe für die Drachen passgenau zu. Als nächstes näht Henning Borchert (Bild) in sorgfältiger Handarbeit an einer Nähmaschine die Stoffe zusammen 

Traditionsreicher Trend

Es wird geschätzt, dass die ersten Drachen vor über 2.000 Jahren in China gebaut wurden. Vor etwa 1.500 Jahren fanden sie den Weg zu uns nach Europa. Besonders populär waren die Flugobjekte während der Industriellen Revolution. Zu dieser Zeit wurden sie als Antrieb für Land- und Wasserfahrzeuge genutzt, im Krieg für die Flugabwehr und Überwachung aus der Luft eingesetzt und für wissenschaftliche Experimente verwendet. Aber auch zum Vergnügen wurden Drachen seit jeher eingesetzt. Ende der 90er verschaffte Kitesurfen den Drachen wieder viel Aufmerksamkeit, nachdem der Drachenhype langsam abgeflaut war. Heute ist Drachenfliegen wieder voll im Trend, was auch die zahlreichen Drachenfeste beweisen.

Drachenfeste im Norden

Im September und Oktober finden gleich mehrere Events in Schleswig-Holstein statt. Norman und die Baltic Kite Friends sind zum Beispiel beim Drachenfest Ostseebad Schönberg am 21. und 22. September anzutreffen. Hier wird es riesige Showdrachen mit bis zu 30 Meter Länge und jede Menge anderer bunter Figuren- und Showdrachen zu sehen geben. Für die Kleinsten gibt es ein Kinderprogramm und auch fürs leibliche Wohl ist mit Foodtrucks gesorgt. Natürlich dürfen auch Laien eigene Drachen steigen lassen und sich bei den Profis Inspiration für die nächste Anschaffung oder den ersten Selbstbau einholen.

Das Highlight für alle Drachenflieger*innen: das jährliche internationale  Drachenfliegertreffen auf der dänischen Insel Fanø

International Kite Flyers Meeting

Das alljährliche Highlight der Szene ist Mitte Juni das größte Drachenfliegertreffen der Welt auf der dänischen Insel Fanø (2,5 Stunden ab Kiel). Tausende Drachen bilden hier am Autostrand über eine Distanz von sechs Kilometern ein kunterbuntes Drachenmeer am Himmel. Drachenflieger*innen aus aller Welt reisen an und feiern ihre gemeinsame Leidenschaft für alle Formen dieses Sports: Buggyfahren, große stablose Einleiner, Vierleiner, Lenkdrachen, Stabdrachen, historische Drachen, Kastendrachen, Bols und Leinenschmuck. Du hast noch keinen Drachen? Dann hilft wie immer das Internet oder der Drachen- und Spielzeugladen „Höhenflug“ in der Holtenauer Straße. Mit ein paar Holzstäben aus dem Baumarkt und einem Müllsack ist aber auch schnell der erste eigene Drachen, zum Beispiel ein sogenannter „Sled“ in kürzester Zeit gebaut und in der Luft. Wir wünschen allzeit den passenden Wind und sehen uns auf dem nächsten Drachenfest!

Fotos: Ulrich Cziollek (1) / Baltic Kite Friends (4)

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