Nachhaltiges Wirtschaften, gesunde Böden, Artenvielfalt, Verbot von Pflanzenschutzmitteln … All dies sind Stichworte, die bei Ulf Schönheim fallen, wenn er über die Ziele der Regionalwert AG Hamburg spricht. „Wir wollen die Ernährungswende vorantreiben“, erklärt er. Den 45-Jährigen und seine Mitstreiter treibt die Sorge um den massiven Preisdruck auf die Bauern, die Industrialisierung der Landwirtschaft und das Höfesterben im Norden um. Schönheim ist neben Malte Bombien einer von zwei Vorständen des 2014 gegründeten Netzwerks, das mit dem Verkauf von Aktien die regionale bäuerliche Bio-Landwirtschaft stärken will. „Bei uns können sich Verbraucher in Schleswig-Holstein, der Metropolregion Hamburg und im westlichen Mecklenburg-Vorpommern aktiv für gute Lebensmittel aus ihrer Region engagieren“, sagt Schönheim.

Und das geht so: Regelmäßig gibt die Regionalwert AG nicht-börsennotierte Aktien in Höhe von jeweils 500 Euro aus. Hinzu kommen 25 Euro Agio für die Kosten der Aktienausgabe. Der Erlös aus dem Verkauf fließt in regionale selbstständig wirtschaftende Unternehmen vom kleinen Bauernhof über Handel und Gastronomie bis zu weiterverarbeitenden Betrieben. „Dies kann zum Beispiel eine Bäckerei sein, ein Schlachter oder eine kleine Genussmanufaktur“, so Schönheim. Die Partnerbetriebe wirtschaften weiterhin selbstständig und profitieren neben den Investitionen vom Regionalwertnetzwerk. Inwieweit die Aktiengesellschaft an Gewinn und Verlust des jeweiligen Partnerbetriebes beteiligt ist, wird vertraglich individuell geregelt. Damit das Geld im Wertschöpfungsverbund bleibt, verpflichten sich die Unternehmen, untereinander möglichst viele Waren abzunehmen – zu fairen Preisen versteht sich.

Von zahlreichen Gemüsesorten – von der Kartoffel bis zur Möhre –, von Milch und Joghurt bis zu Brot, Eiern und Geflügel – die zurzeit 340 Aktionäre, die ein Grundkapital von 1,3 Millionen Euro halten, können sich mittlerweile über zahlreiche Produkte aus „ihren“ Betrieben freuen, die unter anderem auf den Wochenmärkten angeboten werden. Mittlerweile hat die Regionalwert AG mit insgesamt sieben Unternehmen Verträge geschlossen, Gespräche mit weiteren laufen. Wichtig dabei, so Schönheim: „Alle landwirtschaftlichen Betriebe müssen entweder mindestens das EU-Biosiegel haben oder innerhalb der nächsten vier Jahre auf bio umstellen, denn wir wollen ja das ökologische Wirtschaften fördern.“ Ums schnelle Geldmachen geht es Schönheim und seinen Mitstreitern beim Geschäft mit den Regionalwert-Aktien übrigens nicht. „Uns geht es vor allem um die sozial-ökologische Ren­dite“, sagt er. „Mit ersten finanziellen Gewinnen rechnen wir frühestens in sechs Jahren.“

Vorbild für norddeutsche Aktiengesellschaft, ist die Regionalwert AG Freiburg, die bereits seit zehn Jahren und mit heute 24 Partnerbetrieben sowie mehr als 700 Aktionären in der süddeutschen Region erfolgreich ist. Die Regionalwert AG Hamburg arbeitet, wie auch noch drei weitere im Bundesgebiet, auf Treuhandebene nach dem Freiburger Modell. Schönheim und seine Mitstreiter können sich über rege Nachfrage – seitens der Betriebe ebenso wie der Verbraucher – freuen. „Die nächste Aktienausgabe ist für Anfang 2018 geplant. Schon jetzt haben wir Reservierungen von über 150.000 Euro. Die Nachfrage nach transparent erzeugten, guten Lebensmitteln steigt, und viele sind bereit, dafür auch etwas mehr zu bezahlen.“

Mehr Informationen auf www.regionalwert-hamburg.de

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