Aus der Kleinbürgerwelt

Alice Berend (1875-1938 war in den 1910er und 20er Jahren eine absolute Bestsellerautorin, die anschließend völlig zu Unrecht in Vergessenheit geriet. Bereits 1913 erschien ihr Roman „Frau Hempels Tochter“. In diesem erzählt die Autorin von der Portiersfamilie Hempel, die in einer dunklen Kellerwohnung mehr schlecht als recht lebt. Während der Gatte als Schuster mühevoll sein Geld verdient, arbeitet Mutter Hempel als Hausbewirtschafterin und hilft bei den anderen Mietparteien aus, um so Geld zusammenzusparen, damit es Tochter Laura einmal besser gehen möchte. Die Siebzehnjährige wiederum kommt zunächst als Kindermädchen zum Hausbesitzer Bombach und wechselt dann als Dienstmädchen zu einem begüterteren jungverheirateten Paar. Was derweil niemand weiß: Der aus verarmtem Adel stammende Graf Egon, Sohn einer Gräfin im Mietshaus, hat sich in Laura verliebt, ein Gefühl, welches von dieser erwidert wird. Doch als Mutter Hempel die Gelegenheit bekommt, eine Schwimmbadeanstalt an einem See zu erwerben, welche diese mit ihrem für Laura Ersparten nutzt, zieht Familie Hempel aufs Land, wo der dortige Schutzmann Degenbrecht ebenfalls ein Auge auf Laura wirft. Kommt es da doch noch zu einem Happyend? Und wer wird gegebenenfalls der Glückliche sein, der sich mit Laura verehelichen darf? (hb)

Buchtipp

Frau Hempels Tochter

Alice Berend

Mit Witz und großer Herzenswärme zeichnet Alice Berend ihre überaus glaubwürdigen Charaktere in ihrem sehr unterhaltsamen Roman. Dabei schildert sie verschiedene gesellschaftliche Schichten des Berliner Milieus und lässt zugleich die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts dort wieder aufleben.

Philipp Reclam jun. Verlag, 200 S., 22 Euro
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