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Seit 30 Jahren hält der Flensburger Comic-Zeichner Kim Schmidt der Stadt mit seiner Kunst den Spiegel vor. Nun hat der Kreativkopf das erste Wimmelbild seiner Heimatstadt veröffentlicht.

Schnell verlieren sich die Blicke auf dem 60×80 Zentimeter großen Bild, viele Details erinnern an längst vergangene Zeiten in der Grenzstadt zu Dänemark. Manche besitzen längst den Status eines Wahrzeichens, anderen haftet ein kultiges Image an. Wenn Kim Schmidt auf „seine Stadt“Flensburg schaut, dann fallen ihm viele Geschichten und noch mehr Orte ein, zu denen der Künstler einen Bezug hat: Der ehemalige Floh- und Wochenmarkt in Bahnhofsnähe, die „Rote Laterne“, die es längst nicht mehr gibt oder Kulturinstanz „Trödel-Pit“, der im Januar 2014 verstarb. Diesen räumt Schmidt in seinem Wimmelbild einen besonderen Platz ein. „Ich mag solche Zeichnungen, weil es viel zu entdecken gibt –gerade auf dem zweiten Blick“, sagt Schmidt“.

Wie vom Zeichenstift gestochen

Schon seitdem er als Schüler das Alte Gymnasium in Flensburg besuchte, brachte Kim Schmidt Zeichnungen zu seinen Alltagsbeobachtungen in der Fördestadt zu Papier. 1983 veröffentlichte der talentierte Jungzeichner seinen ersten Comicstrip in einer Flensburger Zeitung. Mit seinen Öde Comics erhielt er später einen dauerhaften Platz im Anzeigenblatt „Moin Moin“, wo er seit 30 Jahren seine Alltagsbeobachtungen in der Stadt kommentiert.
Diverse Bürgermeister wurden bereits von Schmidt karikiert und auch die aktuelle Verwaltungschefin der Stadt, Simone Lange, wurde bereits Opfer von Schmidts scharfer Beobachtungsgabe. Zu seinen Arbeiten zählte in der Vergangenheit bereits das einzigartige Wimmelbild „Hedwig-Holzbein“, eine Persiflage des Landes Schleswig-Holstein, welches vor allem den Ortsnamen und Wasserstraßen einen eigenwilligen Klang verleiht.

In seinem Atelier bringt Kim Schmidt seit 30 Jahren seinen Beobachtungen rum die Fördestadt Flensburg aufs Papier

Eine Geduldsprobe

Den Wunsch, ein eigenes Flens-Wimmelbild zu erschaffen, hegte Schmidt schon lange.
Weil es die Auftragslage zu Jahresende 2020 zuließ – da Comiczeichenkurse durch Corona ausfielen und weitere Projekte nicht stattfinden konnten – widmete sich der Künstler um Weihnachten herum dem Entwurf zu seinem Bild. Durch die viele Flensburger Gassen, Seitenstraßen und die romantische Innenstadt musste der kreative Zeichner dabei nicht noch einmal schlendern. „Das ist alles in meinem Kopf“, sagt Schmidt. Wenn es um wichtige Details geht, schaut er sich allerdings schon noch einmal ein Foto des zu zeichnenden Gebäudes oder eines typischen Flensburger Wahrzeichens wie das Kraftfahrtbundesamt (KBA) im Internet an. Rund sechs Wochen, bis Ende Januar 2021 saß der Flens-Experte mit der nötigen Liebe und Leidenschaft zum Detail an seinem Bild. An körperlichem Einsatz mangelte es ihm dabei jedoch nicht. Um die das obere Ende der Karte zu zeichnen, beugte sich Schmidt über den gesamten Zeichentisch und bewies dennoch eine ruhige Hand.

Auf andere Gedanken kommen

Genauso wie er selbst beim Zeichnen keinen Gedanken an die Pandemie verschwendet hatte, möchte er auch Betrachter*innen die Chance bieten, einmal von dem alles überschattenden Thema Corona Abstand zu nehmen. Deshalb räumt Schmidt dem Virus auf seinem Bild keinen Platz ein. Vielmehr lädt der Zeichner die Menschen dazu ein, sich in dem Bild zu verlieren, ähnlich wie es ihm beim Schaffensprozess erging.Mit einem Mal war es schließlich vollbracht, schneller als er es für möglich gehalten hätte. Ähnlich wie beim „Runners High“ – einem Hochgefühl, das sich beim dauerhaften Laufen einstellen kann und nach dem manch ein Sportler regelrecht süchtig ist – beschreibt der ambitionierte Hobbyläufer seinen Gemütszustand beim Zeichnen des Flens-Wimmelbildes. Ein Hochgefühl dürfte dem Künstler auch in der Folge seiner Fertigstellung des Bildes wiederfahren sein, aufgrund der positiven Rückmeldung von Beate Falkenberg vom Shop des Schiffahrtsmuseum Flensburg. „Aus der Distanz eine schlichte, elegante Flensburg Grafik, entpuppt sich die Fleißarbeit bei näherer Betrachtung als auf die Stadtfläche verteiltes Personenregister, Geschichtsbuch und Charakterstudie seiner Bewohner.“

Auf dem Wimmelbild von Flensburg sind bei genauer Betrachtung viele verspielte Details zu erkennen

>> Zu erhalten ist das Flensburger Wimmelbild für 15 Euro unter flying-kiwi-shop.de

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