Wetter ist immer. Tag und Nacht. Überall. Seine Vielfalt und Abwechslungsreichtum schier endlos – könnte man meinen. Irgendetwas ist immer anders.
Und doch: so mancher Monat vergeht, da bietet sich das Wetter in einer Extravariante an. Es kann, muss aber nicht, aus der Reihe springen. Plötzlich wechselt es die Spur und geht eigensinnig und stur einen eigenen Weg.
Wettererscheinungen
Einen Weg, der Jahr für Jahr verblüffende Ähnlichkeiten aufweist, was den Zeitraum des Eintretens angeht und was den Wettercharakter in diesem Zeitraum ausmacht. Das kann soweit führen, dass die Witterung einen Fachbegrifferhalt. „Singularitäten“ werden sie unter Fachleuten genannt. Gemeint sind damit Wettererscheinungen, die eine so hohe Eintrittswahrscheinlichkeit haben, dass man ihnen sogar richtige Namen gab: „Eisheiligen“, „Schafskälte“, „Siebenschläfer“, „Hundstage” oder „Weihnachtstauwetter“.
Sie alle sind so verschieden und doch ist ihnen eines gemeinsam: Sie tauchen statistisch über die Jahre betrachtet häufiger als 50 Prozent auf. Die „Eisheiligen“ dürften in Norddeutschland die bekanntesten Singularitäten sein.
An ihnen orientieren sich Abertausende, die Angst haben, ihre Pflanzen könnten erfrieren, markieren sie doch das Ende des Winterfrostes (so sich noch welcher aufgrund des Klimawandels bildet). So gibt es kaum einen Blumenkübel frostempfindlicher Blumen oder Pflanzen, die vor den Eisheiligen im ersten Drittel des Monat Mai auf Terrasse oder Balkon nach draußen gestellt werden.
Was kommt als nächstes?
Heute ist der Mai längst Vergangenheit. Die Eisheiligen kamen pünktlich und kalt, w hrend die Schafsk lte patzte, eine Hitzewelle rollte über uns hinweg. Was kommt als nächste Singularität? Ende Juni ist der „Siebenschläfer“ dran. Er hat in diesem Jahr eine besondere Bedeutung, wo doch die Schulferien sind: „Das Wetter am Siebenschläfertag, noch sieben Wochen bleiben mag!“. Sieben Wochen sind lang und wirken unumkehrbar. Wie gut, dass diese Regel nur knapp so wahrscheinlich wie Knobeln ist. Manchmal sollte man ohnehin besser die Würfel oder den Kaffeesatz nehmen – abwarten und das Wetter nehmen wie es kommt wäre aber auch eine (gute) Alternative.
Meeno Schrader
Schon seit seinem 15. Lebensjahr ist
das Wetter für Meeno Schrader weit
mehr als nur Small Talk. Er hat es an
den unterschiedlichsten Plätzen der
Welt „getestet“ und lebte und arbeitete
unter anderem in Australien,
Korea, der Karibik und den USA. Seit
2002 ist er der „Wetterfrosch“ des
Schleswig-Holstein-Magazins beim
NDR. In der Lebensart verrät er jeden
Monat einen Gedanken aus seinen
Wetterwelten.