Anzeige

Wer im September über die Weiten der saftigen Dithmarscher Marsch blickt, taucht ein in ein Meer voll praller Kohlköpfe. In dem mit mehr als 3.000 Hektar größten zusammenhängenden Kohlanbaugebiet Europas wachsen unter optimalen Wetterbedingungen und auf fruchtbaren Böden vielfältige Kohlarten. Über den für die Region typischen Weißkohl hinaus gibt es Rotkohl, Rosenkohl, Wirsing, Spitzkohl, Brokkoli und viele weitere Sorten. Jedes Jahr ernten die Dithmarscher Kohlbauern gut 90 Millionen Kohlköpfe. Vom 20. bis 25. September wird das traditionelle Gemüse mit den Dithmarscher Kohltagen gefeiert.

Gut die Hälfte der Ernte, rund 120.000 Tonnen, lagern die Landwirte als Vorrat für die kalte Jahreshälfte ein. Der Großteil der Weißkohlernte wird weiterverarbeitet, beispielsweise zu Sauerkraut. Nur ein kleiner Anteil gelangt als Frischgemüse auf Wochenmärkte und in Einkaufsläden, um in den Küchen zu Kohlsuppe, Kohleintopf oder leckeren Kohlrouladen verarbeitet zu werden. Mit Kohl lässt sich jedoch nicht nur preiswert und kalorienbewusst kochen. Beim Genuss des Gemüses wird der Körper mit reichlich Vitaminen und Mineralien versorgt. Bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe und andere Substanzen sollen sogar das Risiko für verschiedene Krebsarten senken. Das wertvolle Wintergemüse kann zudem helfen, den Cholesterin- und Blutzuckerspiegel positiv zu beeinflussen und auf natürliche Weise für eine gute Verdauung zu sorgen. In der Naturheilkunde wird Kohl für seine antioxidative und entzündungshemmende Wirkung geschätzt und beispielsweise als Krautwickel oder Krautsalbe verwendet. Unangefochtener Spitzenreiter beim Vitamin C-Gehalt ist übrigens der Rosenkohl. Der gute Ruf und der gute Geschmack des Dithmarscher Kohls haben sich europaweit durchgesetzt. 2014 wurde das vitamin- und mineralstoffreiche Gemüse ins europäische Qualitätsregister eingetragen und genießt seither EU-Herkunftsschutz.

Revolution des Kohlanbaus

Der Kohlanbau genießt in Dithmarschen hohes Ansehen (© Dithmarschen Tourismus e.V.-photocompany)

Dass Kohl zum Markenzeichen für die Region werden konnte, ist vor allem dem Wesselburener Gärtner Eduard Lass zu verdanken. Er revolutionierte und erforschte Ende des 19. Jahrhunderts den Gemüseanbau in Dithmarschen. Zu Beginn der 1890er Jahre lagen die Korn- und Viehpreise so niedrig, dass eine Alternative gefunden werden musste. Auch die Zuckerrübe galt damals als unrentables Gemüse. Somit begann Lass, mit dem Gemüseanbau zu experimentieren. Das führte schnell zum Erfolg: Durch die optimalen Bodenbedingungen und den ständigen leichten Wind, der als natürlicher Schädlingsbekämpfer agiert, konnte der Kohl prächtig heranwachsen und schon bald gewinnbringend angebaut werden. Er zog die Setzlinge schon fast agrarindustriell in speziellen Beeten beziehungsweise Holzkisten heran, um während der Entwicklung der jungen Pflanzen eine genaue Qualitätskontrolle sicherstellen zu können. Danach wurden die Setzlinge an die Vertragsbauern in ganz Dithmarschen ausgeliefert. So wurden Kohlanbau und Kohlvermarktung bald zu einem der wichtigsten Zweige der Dithmarscher Landwirtschaft. 

Besuchermagnet KOHLosseum

Durch den Kohl erlebte Dithmarschen eine neue Blütezeit und viel Geld floss in die Region. In der alten Wesselburener Zuckerrübenfabrik entstand eine moderne Sauerkraut-Konserven-Fabrik. Von hier aus gelangte der Kohl nach ganz Europa. Heute befindet sich auf dem historischen Gelände das „KOHLosseum“, das eine einmalige Ausstellung über den Anbau und die Verarbeitung des gesunden Gemüses beherbergt. Dazu gehören auch ein Bauernmarkt mit Delikatessen aus der Region und die Krautwerkstatt mit Live-Vorführungen. Weitere Informationen: www.kohlosseum.de.

Geliebte Tradition: Die Dithmarscher Kohltage

Hohes Amt: Die Kohlregentinnen repräsentieren das Dithmarscher Anbaugebiet nach außen (© Verein zur Föderung Dithmarschens)

Wenn im September der erste Kohl geerntet wird, zieht es zahlreiche Besucher:innen nach Dithmarschen zu den Kohltagen. Diese finden in diesem Jahr vom 20. bis 25. September statt. Florian Jochims aus Elpersbüttel-Eesch lädt mit Unterstützung des Amtes Mitteldithmarschen zum Kohlanschnitt ein. Das Anschnittsfest mit buntem Festprogramm und Kulinarischem ist ab 9.30 auf dem Hof geplant. Kreispräsidentin Ute Borwieck-Dethlefs wird traditionell den ersten Kohl anschneiden. Selbstverständlich sind auch die Kohlregentinnen Fenja I. und Inken III. beim Anschnitt und zahlreichen anderen Veranstaltungen rund um das schmackhafte Gemüse dabei. Das Amt der Kohlregentinnen genießt hohes Ansehen unter den Dithmarscher Bürger:innen, schließlich geht es auf die bewegte Vergangenheit Dithmarschens als erste freie Bauernrepublik Europas zurück. Die Kohlregentinnen müssen sich gut in der regionalen Landwirtschaft und vor allem natürlich mit Kohl und seinen vielen unterschiedlichen Varianten auskennen. Ihre Aufgabe ist es, das Dithmarscher Anbaugebiet öffentlich zu vertreten, beispielsweise auch auf der Grünen Woche in Berlin.

Kulinarischer Hochgenuss

Zahlreiche Gaststätten in ganz Dithmarschen nehmen auch dieses Jahr an den Kohltagen teil und zaubern viele köstliche Gerichte, in deren Mittelpunkt das vitaminreiche Gemüse steht. Hofläden und Kohlstände verkaufen die frisch geernteten Kohlköpfe. Weitere Informationen über die 36. Dithmarscher Kohltage und das gesamte Veranstaltungsprogramm gibt es im Internet auf www.dithmarscher-kohltage.de sowie auf Facebook (www.facebook.com/Dithmarscher.Kohltage) und Instagram (@dithmarscherkohltage). Des Weiteren gibt die Kohltagebroschüre mit Anschriften der teilnehmenden Gastronomen und einem Auszug aus dem umfangreichen Veranstaltungsprogramm kurz und bündig Auskunft über die wichtigsten Informationen rund um den Kohl und die Dithmarscher Kohltage. Die Broschüre ist kostenlos und kann ab Mitte August auf der Internetseite www.dithmarscher-kohltage.de bestellt werden.

Vorheriger ArtikelHandwerkskunst vom Feinsten
Nächster ArtikelPartystimmung zwischen Hopfen und Malz