Es ist schon ein Weilchen her, es muss so Mitte Januar gewesen sein, da durchzuckte mich ein regelrecht betörendes Geräusch. Um genauer zu sein waren es unterschiedliche Laute. Wirr, leise, fordernd – Vogelgezwitscher! Der Inbegriff von Frühling, aber halt – ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und es wäre vermessen und übertrieben diese Morgende neulich gleich als Frühlingsbeginn zu definieren. Und doch war da noch was: Die Tage wurden und werden spürbar, sichtbar, fühlbar länger. Es tut sich was. Und zwar an genau der Stelle, wo die Sehnsucht am größten ist. Raus aus dem Winter – mehr Licht, mehr Sonne und vielleicht sogar auch mehr Wärme.
Winterliches Zauberwort
Der Januar hat ordentlich vorgelegt. Was man schon ahnte: Er war deutlich zu warm. Auf irgendwo zwischen plus 2 und 3 Grad Kelvin Differenz läuft es hinaus (bei Redaktionsschluss lagen noch nicht alle Daten vollständig vor). Das Zauberwort des Winters: Wärme! Es macht hungrig und Lust auf mehr. Die Emotionen setzen zu dieser Zeit gerne schon mal zum ersten doppelten Salto an.
Aber STOP! Bitte nicht zu früh gefreut. Der Kalender spukt diese Wochen als Februar aus und damit sind wir mittendrin im … Hochwinter. Sie lesen richtig. Das ist kein Kunstwort, sondern meteorologische Terminologie. Es ist das Gegenteil von Hochsommer. Von dem sprechen wir gerne und möglichst oft. Freuen uns meistens wenn von ihm die Rede ist. Beim Hochwinter ist das anders, der hat bei uns Nordlichtern einen faden Beigeschmack. Was fällt einem so alles dazu ein. Eine ganze Menge Adjektive: dunkel, kalt, ungemütlich, abweisend – mir scheint viele mögen ihn nicht.
Rekordverdächtig
Nun kann auch der Hochwinter waghalsige Luftsprünge provozieren. So wie der Februar vor genau einem Jahr. Da lieferten in Deutschland gleich 12 Wetterstationen Überhitzung. Rekordwärme. Binnen sieben Tage stiegen die Temperaturen um über 41,9 Grad Kelvin. Es war derselbe Februar, der zuvor beinahe Rekordkälteeinbrüche zuließ. Eben Hochwinter. Noch Fragen nach Winter?
Meeno Schrader
Schon seit seinem 15. Lebensjahr ist das Wetter für Meeno Schrader weit mehr als nur Small Talk. Er hat es an den unterschiedlichsten Plätzen der Welt „getestet“ und lebte und arbeitete unter anderem in Australien, Korea, der Karibik und den USA. Seit 2002 ist er der „Wetterfrosch“ des Schleswig-Holstein-Magazins beim NDR. In der Lebensart verrät er jeden Monat einen Gedanken aus seinen Wetterwelten.