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Jörg Stoeckicht, ehemaliger Geschäftsführer der Regionalmedien bei falkemedia, ist mit dem Wasser verbunden. Segeln auf der Ostsee? Aber immer! Dass er mal eine Flusskreuzfahrt unternehmen würde, hätte der 59-Jährige nicht gedacht. Ist doch langweilig, oder? Von wegen …

von Jörg Stoeckicht / Zeichnungen von Medi Kuhlemann

„So, meine lieben Gäste, Frühstück ist morgen ab sieben, um 8.30 Uhr startet der Bus pünktlich und direkt vor dem Boot zur Stadtrundfahrt und unserem Besuch in Laboe!“ Die Worte unserer charmanten Reisebegleiterin Doris beim Begrüßungsbriefing an Bord der „Frederic Chopin“ waren schon eine Weile verklungen, als die Konsequenzen des Gesagten auch in meinen letzten Gehirnwindungen angekommen waren. „Ach, das ist gar nicht mit ausschlafen und zwei Stunden frühstücken?“ 

Damit hatte ich mich bei den Mitreisenden als völlig ahnungsloser Kreuzfahrt-Neuling geoutet. Aber auch als solcher findet man sich schnell zurecht, denn bei dieser Reise funktioniert wirklich alles wie ein Schweizer Uhrwerk.

Kreuzfahrt-Neuling

Wer an Land geht, gibt seinen Zimmerschlüssel an der 24 Stunden besetzten Rezeption ab und tauscht ihn gegen einen Zettel mit den Bootskontaktdaten. So kann niemand ernsthaft verloren gehen. Jeden Abend wird über den Verlauf und die Ausflugsangebote des nächsten Tages berichtet, und egal, ob es um Essenszeiten, um das Ablegen des Bootes oder um die Dauer der Ausflüge geht: Schweizer Präzision ist das Stichwort, obwohl sich unter dem 23-köpfigen Personal, das sich um die maximal 80 Gäste kümmert, keine Schweizer befinden, dafür aber wunderbare, unglaublich freundliche Menschen aus Kirgisistan, Ägypten, Indonesien, Kenia, Serbien, Deutschland, Slowenien und der Türkei.


Kulinarische Highlights der Bordküche: Während es mittags die Wahl zwischen servierten Menü oder Light-Lunch Buffet gibt, präsentiert die Küchencrew abends kleine kulinarische Wunderwerke.

Die Reisenden 

Unsere Reisegruppe ist nicht ganz so international wie das Personal: 35 Schweizer*innen stoßen am Montagabend per Zug – und mit einer extra Zugbegleitung des Veranstalters – aus Bern in Kiel zu den 31 Gästen aus Deutschland. Alle sind zwischen 55 und 80 Jahre alt und in der Mehrzahl zwar in Zweier-Teams unterwegs, doch auch einige Alleinreisende sind dabei, die spätestens bei den Mahlzeiten schnell Anschluss finden. Der bzw. die geneigte Leser*in wird sich fragen: „Was soll ich denn mit einer Stadtrundfahrt in Kiel?“ Vermutlich ist der bzw. die durchschnittliche Lebensart-Leser*in sowieso häufiger in der Landeshauptstadt und so richtig hübsch ist es da ja auch nicht … Oder?

Überraschung!

Lassen Sie sich unbedingt überraschen! Im super komfortablen Reisebus geht es, wie bereits erwähnt, pünktlich mit einem Guide von KielMarketing los. Zunächst durch die Innenstadt nach Holtenau und dann über das Kieler Ostufer nach Laboe – traumhafter Blick vom Ehrenmal und beklemmendes Geklettere im U-Boot inklusive. Das habe ich vermutlich vor ziemlich genau 50 Jahren das letzte Mal gemacht. 

„Ablegen!“

Um 13 Uhr heißt es dann erstmals „Ablegen!“ und während des Mittagessens genießen wir die Fahrt zur Holtenauer Schleuse, anschließend geht es durch den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) an der Schwebefähre vorbei zu unserem Abend-Liegeplatz in Rendsburg. Meine Frau Medi hat ihren Zeichenblock mitgenommen und ist schon fleißig dabei, Besonderheiten auf Papier festzuhalten. Sie liebt das.

Quer durch den NOK

Am nächsten Tag schippert uns Kapitän Frank durch den NOK zur Schleuse Brunsbüttel und über die Elbe geht es an Blankenese, dem Airbus-Werk und vielen weiteren Attraktionen zu unserem Liegeplatz nach Hamburg. Ein herrliches Gefühl und sehr entspannend. Man muss sich um nichts kümmern und bekommt eine Menge zu sehen. Reisebegleiterin Doris informiert an allen interessanten Stellen über die Sehenswürdigkeiten und wir genießen die Sonne auf dem Sonnendeck – fast hätten wir die Kaffeezeit im Salon verpasst.

Vom Hamburger Kiez in 38 Meter Höhe

Nach dem Abenddinner steht schon wieder ein Bus für einen nächtlichen Ausflug bereit. Diesmal geht es auf den Hamburger Kiez. Natürlich sind wir dabei. Am nächsten Morgen geht es gleich weiter mit der Stadt- und Hafenrundfahrt. Sowohl der Guide des Hamburger Touristenbüros als auch der Kapitän bei der anschließenden Barkassenfahrt brillieren als Entertainer – hat echt Spaß gemacht. Bei ablaufendem Wasser geht es unter den Elbbrücken hindurch die Elbe hoch zur Schleuse in Geesthacht und dann weiter zu der technischen Sensation des Tages: dem Schiffshebewerk Lüneburg in Scharnebeck. Es wurde 1976 als das größte der Welt in Betrieb genommen. In zwei mit Wasser gefüllten Trögen überwinden die Binnenschiffe hier einen Höhenunterschied von 38 (!) Metern. Schon beeindruckend!

Zwei Städte und ein technisches Highlight

Am nächsten Morgen wird nicht lange getrödelt: Schon um 8 Uhr steht der Bus bereit, um uns nach Lüneburg zu bringen. Noch vor 9 Uhr starten wir in drei Gruppen mit den Stadtführer*innen –  diesmal zu Fuß. Der frühe Aufbruch erweist sich als weise Entscheidung, denn in Lüneburg gibt es wirklich eine Menge zu entdecken: Unser Favorit ist der Besuch des Wasserturms. Und pünktlich um 13 Uhr gibt es an Bord nicht nur wieder ein leckeres Mittagessen, sondern Kapitän Frank setzt auch gleich die Fahrt fort mit Ziel Wolfsburg, sodass wir das Glück haben, beim Sonnenuntergang das nächste technische Highlight, das Wasserstraßenkreuz Magdeburg, zu passieren.

Das Wasserstraßenkreuz Magdeburg ist die Kreuzung des Mittellandkanals mit der Elbe. Der Kanal führt mit einem Wasserstandsunterschied von 16 Metern über die Elbe.

Autostadt Wolfsburg

Nicht im Traum wäre es meiner Frau im Normalfall eingefallen, die Autostadt Wolfsburg zu besuchen. Aber diese Konsum-Tempelanlagen für durch Verbrennungsmotoren angetriebene Pkw beeindrucken selbst Auto-Purist*innen und wirken schon jetzt wie ein Denkmal aus vergangenen Zeiten.

Da war die Welt noch in Ordnung: das VW-Stammwerk in Wolfsburg wenige Tage vor den aktuellen Hiobsbotschaften. 

Grande Finale: Potsdam

Ab Wolfsburg ist dann unser Reiseplan leider etwas durcheinander geraten, sodass wir das Grande Finale der Tour – Potsdam – leider nach Einbruch der Dunkelheit erkunden mussten. Ein kleiner Wermutstropfen, der der Schönheit dieses Berliner Vorortes aber keinen Abbruch tut.

Nächste Tour auf dem Douro

Wie im Flug ist die Woche mit dem Schweizer Flusskreuzfahrtschiff vergangen, als wir morgens in Berlin-Spandau ankommen und nach dem Frühstück gemütlich auschecken, um noch individuell oder bei der organisierten Stadtrundfahrt Berlin zu erkunden. Thurgau Travel bietet nicht nur Fahrten von Berlin an die Ostsee, sondern auch auf Elbe, Rhein, Main, Mosel, Neckar und der Donau an. Wir wollen auf jeden Fall noch einmal mit Thurgau Travel auf dem Douro von Porto mit Verlängerung nach Lissabon und auf diesem Weg die wunderschönen Weingüter besuchen. Ja, richtig gelesen: Das machen wir glatt noch mal! 


Mehr Infos: www.thurgautravel.de
Kataloganforderung unter
Tel.: 030 / 346 45 69 50


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