Sie sind die Profis in Fischfang und Aufzucht, Verarbeitung und Verkauf: die Fischwirt*innen in Schleswig-Holstein. Wie vielseitig, erfüllend, aber auch herausfordernd der Beruf ist, verraten die beiden Profis aus Hohenlockstedt – Ursula und Tanja Knutzen.

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Mutter und Tochter sind Teil der Knutzen-Familie, die am Rande des Naturparks Aukrug eine Fischzucht betreibt. Auf rund 30 Hektar Fläche konzentriert sich das Traditionsunternehmen vor allem auf die Aufzucht von Karpfen, vermarktet aber auch Speisefische verschiedener Art im Hofladen und bietet Angler*innen ein Paradies für das naturnahe Hobby.

Wer die Wahl hat

Während Ursula Knutzen bereits auf 35 Jahre Berufserfahrung zurückblicken kann, ist Tochter Tanja Knutzen noch ganz frisch in der Branche. Doch beide sind mit ganzem Herzen Fischwirt*innen. Wie sich am Beispiel der Knutzen Frauen zeigt, führen viele Wege nach Rom bzw. in die Fischbranche. Während die Tochter quasi zwischen Teichen und Fischen aufwuchs und erfahren in die Ausbildung startete, konnte Ursula Knutzen zu ihrer Zeit nicht auf diesen familiären Hintergrund setzen. „Ich komme nicht aus einer Fischfamilie. Ich bin eher zufällig an den Job geraten“, erzählt sie. Tiermedizin zu studieren, war ihr Wunsch. Doch die Erfüllung ließ aufgrund zu weniger Plätze an der Uni auf sich warten. Durch eine befreundete Fischwirtschaftsmeisterin wurde sie auf die Branche aufmerksam und wagte den Schritt in die Ausbildung. Eine Entscheidung, die sie bis heute nicht bereut.

Das theoretische Fachwissen lernen Auszubildende etwa an der Landesberufsschule Rendsburg.

Freude für Naturliebhaber*innen

„Es ist ein so faszinierender und vielseitiger Beruf“ sagt Ursula Knutzen und meint damit nicht nur die Aufgaben an sich. Denn Naturliebhaber*innen haben ihre wahre Freude an der Tätigkeit. Täglich an der frischen Luft zu sein, nah an den Tieren zu arbeiten, im Einklang mit der Natur zu agieren und diese genießen zu können – das sind die wunderbaren Seiten des Jobs. Doch die erfahrene Fischwirtin weiß, dass sich Bewerber*innen davon gern blenden lassen. „Die Fischwirtschaft ist kein Angelausflug“, sagt sie. Der Betrieb in Hohenlockstedt bildet selbst aus und macht regelmäßig die Erfahrung, dass Interessierte zu naiv an die Berufswahl herangehen. Ursula Knutzen rät deshalb, den Berufsalltag erst durch ein Praktikum näher kennenzulernen, um sich der vielen herausfordernden Aufgaben bewusst zu werden.

Robust und kräftig

Fischwirt*innen sollten nicht zimperlich sein, bestätigt auch Tanja Knutzen. Nässe, Kälte, Wind und Wetter sind ihre täglichen Begleiter. Die junge Frau erinnert sich, als sie einmal bei Graupel und Schnee die Teiche abfischte. Doch im Gegensatz zu der Ausbildungszeit ihrer Mutter, können heutige Arbeiterinnen auf entsprechende Schutzkleidung wie Handschuhe und wasserfeste Kleidung, aber auch auf maschinelle Unterstützung bei körperlich schweren Aufgaben setzen. „Ich habe damals noch 25-Kilogramm-Säcke Fischfutter getragen. Auf jeder Schulter einen. Die Männer taten es ja auch. Denen wollte ich in nichts nachstehen“, berichtet Ursula Knutzen. Der Beruf gilt noch immer als eine Männerdomäne. Doch die Knutzen-Frauen beweisen, dass es auch anders geht. „Mit 1,65 cm bin ich nicht die Größte, aber man weiß sich zu helfen, kann auf unterstützende Maschinen setzen, und vor allem entwickelt man im Laufe der Zeit wirklich viel Kraft“, berichtet Tanja Knutzen.

Bei Wind und Wetter draußen zu arbeiten, bestimmt den Joballtag der Fischwirt*innen.

Alles im Blick haben

Die Vielfalt des Jobs ist Erfüllung und Herausforderung zugleich. Wichtig dabei sei, das Gesamte im Blick zu behalten, sagt Ursula Knutzen. Wie geht es den Tieren, wo müssen Dämme repariert werden, welche Qualität hat das Wasser – Fischwirt*innen haben ein Auge auf alles, was zum Betrieb gehört und handeln, wo es erforderlich ist.
Die Verarbeitung und Vermarktung der Lebensmittel bestimmt ebenfalls den Alltag. Schlachten, filetieren, räuchern, aber auch den Kontakt zu Kundinnen und der Verkauf prägen den Job. Tanja Knutzen rät angehenden Auszubildenden, während der Lehre Praktika in anderen Unternehmen zu absolvieren: „Betriebe sind unterschiedlich aufgestellt und ausgerichtet. So kann ich sicher sein, alle prüfungsrelevanten Bereiche abgedeckt zu haben.“

Ausbildung Fischwirt*in

Fachrichtungen: Aquakultur und Binnenfischerei
Küstenfischerei und Kleine Hochseefischerei

Dauer: 3 Jahre (Verkürzung möglich)

Start: jährlich zum 1. August (späterer Einstieg möglich)

Zugang: mind. 16 Jahre
Seetauglichkeitsuntersuchung
keine Anforderung bzgl. Schulabschluss

Berufsschule: im Blockunterricht
Landesberufsschule Rendsburg (Küstenfischerei)
Justus-von-Liebig-Schule Hannover (Binnenfischerei)

Prüfungen: Zwischenprüfung Ende 2. Lehrjahr
Abschlussprüfung Ende Ausbildung

Berufseinstieg: angestellte*r oder selbstständige*r Fischwirt*in
Meisterausbildung

Weitere Infos:
www.wir-fischen.sh/fischereiwissen/beruf-fischerin/

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