Mit ihm fing Stefan Heynas Sammelleidenschaft an: der weiße Porsche 924.

Neuenkirchen im Sommer 2006: Während draußen die Grillen zirpen und die Sonne langsam untergeht, sitzt der 17-jährige Stefan Heyna in seinem Zimmer vorm PC. Von der Schönheit der Natur bekommt er nichts mit, denn er blickt konzentriert auf den Bildschirm. Heyna ist nur noch einen kleinen Schritt von seinem Traum entfernt. Klick. Der Schüler hat auf den Kaufen-Button gedrückt. Ein Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit, denn der 17-Jährige ist jetzt Besitzer eines Porsches.

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Mithilfe des Drehzahlmessers kann der Neuenkirchener die Leerlaufdrehzahl einstellen.

Der neueste Schrei ist nichts für ihn
Seit dem Kauf sind knapp zwölf Jahre vergangen. Doch wenn Heyna vom Kauf seines ersten Wagens erzählt, denkt der Zuhörer, er sei damals mit ihm im Zimmer gewesen. Er habe sich schon immer für Autos interessiert, sagt der Neuenkirchener. Irgendwann stand für den damaligen Schüler fest, dass es ein Porsche sein muss. Er überließ nichts dem Zufall, recherchierte nach verschiedenen Modellen und schlug schließlich auf einer Onlineplattform zu: ein Porsche, in weiß, Modell 924, 25 Jahre alt! Denn Heyna läuft nicht dem neuesten Trend hinterher. Er hat sein Herz an Oldtimer verloren. Deswegen wundert es nicht, dass der Porsche auch heute noch in seiner Garage steht. Oft ist Heyna aber nicht mehr mit ihm unterwegs. „Er kann noch fahren, aber das ist mir zu schade“, sagt er.

Porsche-Heyna ist da
Die erste Tour mit seinem Porsche erlebte der damalige Schüler vom Beifahrersitz aus. Denn den Führerschein sollte er erst ein paar Monate später in der Tasche haben. Eigentlich wollte Heyna bis dahin niemandem etwas erzählen, machte jedoch eine Ausnahme. In der Schule verriet er seinem Banknachbarn den Kauf. Was diese Neuigkeit für Folgen hatte, sollte der Neuenkirchener nach den Sommerferien erfahren. Als er das erste Mal mit seinem Porsche auf den Schulparkplatz fuhr, war er schnell umringt von vor allem männlichen Mitschülern. Die Buschtrommeln hatten funktioniert und so wussten schon alle Bescheid über „Porsche-Heyna“, wie er von da an genannt wurde.

Geld ist nebensächlich
Damals wie heute fragt man sich, was der Wagen wohl gekostet hat. Denn die meisten verbinden mit dem Begriff Porsche vor allem Geld – viel Geld. Doch für Heyna – als wahrer Liebhaber alter Autos – ist der materielle Wert eher Nebensache. „Ich hatte aber das Glück, immer ein Schnäppchen gemacht zu haben. Ich scheine alte Autos immer dann zu kaufen, wenn sie im Wert wieder steigen“, sagt er. Den Porsche hat er für 1700 Euro ersteigert, nun sei er etwa 8000 bis 9000 Euro wert, meint der Neuenkirchener. Irgendwann werden Modelle nicht mehr produziert, verschwinden vom Markt und werden so für Oldtimerfreunde begehrte Sammelobjekte – so auch für Heyna. Mittlerweile besitzt er neben seinem Porsche noch weitere Schmuckstücke.

Zuhause ist nicht genügend Platz. Deswegen hat Stefan Heyna seine Sammlerstücke in einer Lagerhalle außerhalb seines Heimatortes untergebracht.

Eine Hebebühne muss her
Audi hat es ihm angetan. Er besitzt vier Wagen dieser Marke mit Baujahren aus den frühen 1980ern. „Ich finde diese Autos einfach schick“, sagt er. Und damit sie auch so hübsch bleiben, nimmt sich der Neuenkirchener viel Zeit für die Pflege. Ahnung hatte er damals keine. Stück für Stück eignete sich der Oldtimerfan das Wissen um Reparatur und Wartung an. Nicht jedes Problem bekommt er ohne einen gelernten Kfz-Mechaniker gelöst. Deswegen geht ihm ein solcher zur Hand: sein Vater Erich Heyna. Er war es auch, der eines Tages die Idee hatte, eine Hebebühne zu besorgen. Seitdem werden die Oldtimer regelmäßig in der heimischen Garage nach oben gefahren, um sie genau unter die Lupe zu nehmen. Ersatzteile müssen natürlich original sein. Dafür recherchiert der 29-Jährige im Internet. Doch um zu bekommen, was er braucht, krempelt Heyna auch schon mal die Hemdsärmel hoch. „Hin und wieder gehe ich auf Schrottplätze und baue mir Einzelteile aus. Das macht mir nichts aus, ich freue mich sogar darüber, so günstig an Ersatzteile zu kommen.“

Auf der Jagd nach Schmuckstücken
Trotz allem sieht sich Heyna nicht als Bastler, sondern als Sammler. „Die Autos sind sowieso viel zu schade zum Fahren“, sagt er. Und so bereitet es ihm vor allem Freude, die Oldtimer zu besitzen und sein Inventar zu erweitern. Er hält immer Ausschau nach neuen alten Schätzen. Vor einiger Zeit nahm der Neuenkirchener sogar die Verfolgung auf. „Ich sah plötzlich diesen schönen Wagen an mir vorbeifahren und bin einfach hinterher. Ich hatte Glück, dass der Fahrer keine weite Tour unternahm“, erzählt der 29-Jährige und fängt an zu lachen. Zum Kauf kam es nicht, aber Heyna ist geduldig und wartet auf die nächste Chance.

Stefan Heyna sieht sich vor allem als Sammler. Doch, so wie er Zeit findet, schlüpft er gerne in den Blaumann und schraubt an seinen Oldtimern herum.

Eine unschöne Überraschung
Manchmal vergeht dem Neuenkirchener das Lachen. Etwa dann, wenn seine Schätze ungewollt Schaden nehmen. Da Heyna nicht alle Autos in seiner eigenen Garage unterstellen kann, stehen einige Oldtimer in einer Halle außerhalb von Neuenkirchen. Irgendwann haben ungebetene Gäste einen Weg in das Gebäude und in ein Auto gefunden. Mäuse haben sich dort breit gemacht und einiges angerichtet. Mit Staubsauger bewaffnet stand Heyna stundenlang vor seinem Wagen, um jedes einzelne Tier zu erwischen. Der Schaden war beträchtlich. „Aber der Geruch war das Schlimmste“, erzählt der 29-Jährige.

Trotz solch unangenehmer Fälle verliert er nicht die Freude an seinem Hobby. Und auch ohne Mäuse gibt es für ihn immer etwas zu tun. Ob Verschleißerscheinungen beseitigen, nach Ersatzteilen suchen, im Internet recherchieren oder den nächsten Kauf abschließen, Langeweile ist Heyna unbekannt. Und so hält er auch in Zukunft weiter Ausschau nach fahrenden Schönheiten. Die nächste hat er bereits im Blick.

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