Roboter in der Gastronomie? Als mir auf der Messe NordGastro 2024 in Husum ein kleiner, niedlicher Serviceroboter entgegenrollt, keimt in mir die Frage auf, in welche Richtung wir uns mit der Künstlichen Intelligenz (KI) wohl entwickeln werden. Rollt hier vor mir – gerade in den Kinderschuhen – die Zukunft?
von Marion Laß

Einer, der diese Serviceroboter bereits landesweit im Einsatz hat, ist das Franchise-Unternehmen Giovanni L. aus Kiel. Eine Eiscafé-Filiale davon ist in Husums Shoppingcenter THEO zu Hause. An die empörten Aufschreie bei der Einführung des Roboters erinnere ich mich gut. Die sozialen Netzwerke liefen heiß. Vorwürfe wie „die nehmen uns die Arbeit weg“ oder „ich will nicht von einem Roboter bedient werden“ standen Stimmen wie „ist doch cool“ und „erleichtert die Arbeit“ gegenüber. Heute ist die Welle abgeflacht und „Bella“, wie die Roboter-Dame genannt wird, dreht ihre Runden. Man hat sich an den Anblick gewöhnt, aber es gibt natürlich immer wieder neue Gäste, die zunächst einmal erstaunt auf das sprechende Gefährt schauen, das den bestellten Eisbecher oder den Cappuccino zum Tisch bringt. Herunternehmen vom Tablett müssen die Gäste ihre Bestellung selbst.

Diese Gäste haben es mit Humor genommen, als ihr bestelltes Eis per Serviceroboter angefahren kam

Es gibt immer noch beide Fraktionen

Emanuel Aigner, Inhaber des Husumer Eiscafés und seit einigen Wochen auch Betreiber des Husumer Schlosscafés, hat sich an die staunenden Blicke gewöhnt. Ich besuche ihn im Café und möchte wissen, welche Erfahrungen er inzwischen mit dem Serviceroboter gemacht hat. „Es gibt immer noch beide Fraktionen“, resümiert er. „Die, die den Serviceroboter cool finden, und die anderen, die sich gegen die Entwicklung der Technik aussprechen. Fest steht, dass auch im Schlosscafé ein Serviceroboter zum Einsatz kommen wird. Sie ersparen dem Personal viele Wege und nehmen ihnen etliche Kilometer ab.“

Keiner brüht den Kaffee mehr selbst auf

Der gebürtige Flensburger ist vom Fach. Als gelernter Koch, mit Zusatzausbildungen zum Softgetränke-Producer und Kaffeeröster, hat er bereits in zahlreiche Betriebe hineingeschnuppert. „Die Gastronomie entwickelt sich in Richtung Modernität“, sagt der 34-Jährige und zeigt auf seine WMF-Kaffeemaschine. „Dies hier ist eine High-End-Kaffeemaschine, die sich ins WLAN einloggt, um die neuesten Updates zum Gerät und zur Herstellung von Kaffee zu machen. Und die Kaffeevariationen schmecken hervorragend! Was ich damit sagen will: Wir arbeiten schon lange mit Maschinen, kaum ein Gastronomie­betrieb brüht den Kaffee noch selbst auf. Und auch die modernen Kassensysteme sind nicht mehr die von vor 15 Jahren.“

„Keiner brüht den Kaffee mehr selbst auf“, sagt Emanuel Aigner. Hier vor der High-End-Kaffeemaschine im Schlosscafé

„Hola“ regelt den Abwasch

Der Gastronom hat inzwischen eine weitere „Botsi“, wie die Serviceroboter genannt werden, im Eiscafé im Einsatz: „Hola“ ist mit Transportboxen ausgestattet, um den Abwasch entgegenzunehmen. „Ich möchte meinem Personal einen modernen Arbeitsplatz und ein angenehmes Umfeld bieten“, sagt Emanuel Aigner und vergleicht die technischen Neuerungen mit einem Navigationsgerät beim Autofahren oder einem Autopiloten im Flugzeug. „Es sind Annehmlichkeiten, um den Arbeitnehmer*innen das Leben zu erleichtern, nicht um sie abzuschaffen.“

Gastronomie und Gespräche

Dem Jungunternehmer ist jedoch auch klar: „Gastronomie und Gespräche gehören zusammen. Das wird sich auch nicht ändern. Aber genau das ist der Punkt: Die Gespräche zwischen Gast und Servicekraft finden beim Eintreten des Gastes statt, nicht beim Ausliefern der Bestellung“, spricht Emanuel Aigner aus Erfahrung. Für ihn schaffen die Serviceroboter neue Freiräume, um zum Beispiel Gespräche mit den Gästen zu führen.

Die Entwicklung – vieles ist möglich

Rund 20.000 Euro kostet ein Serviceroboter in der Anschaffung. Im Einsatz ist er fast rund um die Uhr, benötigt allerdings nachts seine Ladezeit. Alleine arbeiten kann er nicht; er braucht das Personal, das ihn einsetzt, um Bestecke und Teller zu transportieren. Ich schaue mir Bella genauer an. Diese hier ist so programmiert, dass, wenn man ihr über die Ohren streicht, ein katzenähnliches Gemaunze ertönt. Aber es gibt sie auch noch weiterentwickelt als fast vollwertige Gesprächspartnerin – ähnlich einer Alexa. Je nach Programmierung ist heute schon vieles möglich. Das sagt auch Christoph Digwa. Der Gastro-Ingenieur beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit KI in der Gastronomie; seit sechs Jahren erforscht er das Thema an der Universität Hannover. Digwa ist überzeugt: „KI wird sich grundlegend auf die Gastronomie auswirken!“.

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