Wenn nach einer Brustkrebsdiagnose eine oder beide Brüste amputiert werden müssen, führt das bei den Betroffenen zu einem neuen Körpergefühl und die Gewöhnung kann schwierig sein. Als Alternative zu den medizinischen Silikonprothesen, die häufig zu schwer sind und nicht gut mit der Haut harmonieren, gibt es gestrickte Epithesen aus Baumwolle, die Frauen zu einem neuen Lebensgefühl verhelfen sollen. 

Anzeige

Jährlich erkranken in Deutschland etwa 70.000 Frauen an Brustkrebs – eine von acht Frauen erhält im Laufe ihres Lebens diese Diagnose. Die Behandlungsmöglichkeiten sind zwar vielseitig und bei früher Erkennung stehen auch die Heilungschancen gut, allerdings kann nicht in jedem Fall eine brusterhaltende Therapie durchgeführt werden. Wenn das Verhältnis von Brust- und Tumorgröße ungünstig ist zum Beispiel oder das Karzinom schon in die Muskulatur eingedrungen ist. In solchen Fällen kommt es zu einer Brustamputation, einer sogenannten Mastektomie. Manche Frauen entscheiden sich auch bewusst für den Eingriff, weil sie sich damit sicherer fühlen oder um die sonst nötige Strahlentherapie zu vermeiden. Nach einer Brustamputation haben Betroffene Anspruch auf eine Rekonstruktion aus körpereigenem Gewebe oder die Einsetzung eines Silikonimplantats. Sie können sich auch für eine äußerliche Silikonprothese entscheiden. Beide Alternativen funktionieren aber nicht für jede Frau, denn die Prothesen sind häufig schwer oder werden als unangenehm und störend empfunden. Das Tragen eines speziellen (Stütz-)BHs ist zusätzlich nötig. 

Helfende Handarbeit

Als Teil der weltweiten Bewegung „Knitted Knockers“ hat das Team von „Strickbrüste“ es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen nach einer Brustamputation zu helfen, ein Stück Lebensqualität und Selbstwertgefühl zurückzuerlangen. Entstanden ist die Initiative vor etwa 20 Jahren als eine Frau ihrer Freundin nach einer Mastektomie das erste Paar gestrickte Brüste anfertigte. Die war so angetan, dass sie Frauen weltweit Zugriff auf die Stoffprothesen geben wollte. Mittlerweile gibt es über 200 strickende Gruppen in vielen Ländern. Seit Oktober 2019 versorgt das Strickbrüste-Team in Deutschland, aber auch länderübergreifend, Betroffene mit gestrickten oder gehäkelten (Teil-)Epithesen. Die sind nicht nur leichter als die Silikon-Alternative, sie schmiegen sich an die Haut an und passen in jeden BH. Bei einer einseitigen Mastektomie gibt es ein Paar Alltagsbrüste, bei einer vollständigen Amputation zwei Paar aus Baumwolle. Zum Schwimmen werden welche aus Acrylwolle angeboten. 

Unterstützung gesucht

„Strickbrüste“ ist vollständig ehrenamtlich organisiert, die Produkte erhalten Interessierte kostenlos. 330 Paare und 34 Teilepithesen haben sie schon verschickt. Jede Prothese kann individuell angepasst werden, indem das Füllmaterial durch eine Öffnung entnommen oder aufgestockt wird. Zudem steht eine breite Farbpalette zur Auswahl. Das Projekt finanziert sich ausschließlich durch Spenden, ist also auf Unterstützung angewiesen – dafür gibt es eine Crowdfunding-Kampagne auf www.betterplace.me/strickbrust-eine-kostenlose-alternative. Wer gerne strickt oder häkelt, kann sich auch dem Team anschließen und helfen. Strickmuster und weitere Informationen gibt es unter:

>> http://www.strickbrust.wixsite.com/meinewebsite, Tel. 0176 30777346

 

Vorheriger ArtikelHarvst-Ansichten
Nächster ArtikelHerbstgenuss