Die weiblichen Terrakottafiguren des Bildhauers Rainer Kurka machen den Eindruck, als wären sie nach realen Vorbildern entstanden. Tatsächlich entspringen sie jedoch der Fantasie des Künstlers. Sie blicken die Betrachtenden auffordernd, nachdenklich oder melancholisch an. Manchmal sind gleich mehrere Gemütsregungen in den Gesichtern zu erkennen, die zusätzlich durch individuelle Details, wie Äderchen und Sommersprossen, faszinieren. Die Haltung der lebensgroßen Gestalten wirkt natürlich, nicht inszeniert.
Das Eisenkunstguss Museum in Büdelsdorf zeigt in der ersten Sonderausstellung seit der Wiedereröffnung 2016 ausgewählte Plastiken von Rainer Kurka. Die jungen Frauen treten als künstlerische Intervention in der Dauerausstellung in einen spannenden Dialog mit den gusseisernen Personendenkmälern des 19. Jahrhunderts. Dabei werfen sie Fragen nach der Darstellung des Menschen in der Kunst des 19. Jahrhunderts im Vergleich zu heute auf. Welche Rolle spielen Realität und Idealität, Eigen- und Fremdwahrnehmung?
Mit ihrer Platzierung in der Dauerausstellung und damit inmitten der gusseisernen Objekte des 19. Jahrhunderts bewirken die Arbeiten Kurkas einen bewussten Bruch. Der Vergleich zwischen den zeitgenössischen Plastiken und den Bildnissen des 19. Jahrhunderts sorgt für die Auseinandersetzung mit Zeitgeist, Zeitgeschmack und gesellschaftlichen Entwicklungen damals und heute.
Eisenkunstguss Museum Büdelsdorf
Ahlmannallee 5, Büdelsdorf
Tel. 04331 / 4337022
www.landesmuseen.sh
www.daseisen.de
Di-So 12-17 Uhr