Mit 14 Jahren holt die Dithmarscherin Leonie Tetzner den achten WM-Titel im Schlittenhunderennen.


Stolz nimmt Familie Tetzner 2023 den Susan’s Hope Award – weltweite Auszeichnung von
Tierärztinnen für gute Tierhaltung – entgegen.

Leonie Tetzner ist ein ganz normaler Teenager, wenn da nicht das ungewöhnliche Hobby Musherin, also Schlittenhundeführerin, wäre. Mit vier Jahren stand die gebürtige Dithmarscherin erstmals auf einem Hundeschlitten auf der Tetzner Racing Farm ihres Vaters in Burg. Mit ihrer Hündin Elsa gewann die damals Sechsjährige 2016 die Montana Creek Junioren-Weltmeisterschaft und die Amerikanische Meisterschaft jeweils in ihrer Klasse!

Tierliebe & Renn-Gen

Die Liebe zu Tieren und das Renn-Gen hat der Vater an die Tochter vererbt. „Ich war 1987 auf der Suche nach einem Wachhund und habe ein Schlittenhunderennen im Harz gesehen. Das war faszinierend“, schwärmt Michael Tetzner, der sich anschließend intensiv mit dem Sport vertraut machte. In der Saison von Oktober bis März gibt es jedes Wochenende zahlreiche Rennen. Rund 40 Vereine mit über 2000 Mitgliedern sind im Verband Deutscher Schlittenhundesport Vereine e. V. angeschlossen, dem größten in Europa. „1988 fuhr ich mein erstes Rennen in Dänemark und bin in der 6-Hunde-Klasse Internationaler Dänischer Meister geworden“, so der gelernte Einzelhandelskaufmann. Er baute seine Tetzner Racing Farm in Burg am Nord-Ostsee-Kanal auf, wo er mit seiner Familie sowie 60 Hunden, davon 40 aktive Rennhunde, zehn Rentnern und Nachwuchs, lebt. 2012 wurde Michael Tetzner Weltmeister im Schlittenhunderennen: „Es war ein unbeschreibliches Gefühl, diesen Titel mit meinen laufstarken acht Vierbeinern in Oslo zu erleben. Selbst Prinz Haakon kam zur Ehrung.“

Leonie hat die Nase vorn

Mit Hund Leila gewann Leonie schon den WM-Titel

Bei den Weltmeister-Titeln hat jetzt seine Tochter die Nase vorn, denn Anfang 2024 verteidigte Leonie zum achten Mal den WM-Titel in Alaska. „Ich bin erstmalig mit fünf Hunden auf der zehn Kilometer langen Strecke angetreten und sehr stolz auf meine Fellnasen“, sagt Leonie, die eine enge Beziehung zu jedem der Hunde pflegt. Nach der Schule, wo sie gerade einen Notendurchschnitt von 1,6 erzielte, führt ihr erster Weg zu den Tieren. „Wenn ich mal nicht gut drauf bin, merken das meine Hunde sofort und wollen dann kuscheln und mich aufmuntern“, erzählt Leonie, die sich mit Schwimmen, Klettern und Rennradfahren auf die körperlich wie mental anstrengende Rennsaison vorbereitet. „Mit meinen Hunden fange ich im August mit Herzkreislauf-Training am Fahrrad oder in der Führanlage an. Danach trainieren wir jeden zweiten Tag im Gespann.“ Michael Tetzner ergänzt: „Wir haben Tobe- und Freilaufflächen. Im Herbst trainieren wir vor einem Quad auf Kraft und Ausdauer und im Dezember fahren wir in die Alpen oder ins Riesengebirge zum Höhentraining. Weihnachten geht es nach Wyoming in die USA, wo wir die Hunde einen Monat an Kälte und Höhen um die 2500 m gewöhnen.“

Fitness, Selbstvertrauen und starke Hunde

Ein guter Musher braucht leistungsstarke Hunde, körperliche Fitness, Selbstvertrauen und ein besonderes Händchen im Umgang mit Tieren. „Ein Hundegespann besteht aus den Leithunden, die ohne Zügel das Gespann führen. Dahinter stehen die Swingdogs, die den Zug am Laufen halten, dann die Teamdogs und direkt vor dem Schlitten laufen die Wheeldogs, die die Fliehkräfte in den Kurven ausgleichen“, erklärt der Profi-Musher. Leonie ergänzt: „Für mein Renngespann suche ich mir die schnellsten, besten und mental stärksten aus allen Hunden heraus.“

Leonie hat eine Gabe, mit Hunden umzugehen – alle gehorchen ihr ohne Leine.

Eigene Futtermarke

Der Rennsport kostet viel Geld, wenn man international mit 32 Hunden mitmischen möchte. Daher sind Sponsoren sehr wichtig. „Als ich drei Monate bei den Eskimos im Iglu gelebt und dort gesunde, sehr alte Hunde gesehen habe, die ausschließlich mit Fisch ernährt worden sind, kam mir die Idee von einer eigenen, fischhaltigen Futtermarke“, berichtet der Hundeflüsterer, der seine Frau Doreen durch ihren an Spondylose erkrankten kanadischen Schäferhund kennenlernte: „Ich habe ihren Hund ausschließlich mit Fisch ernährt. Er lief wieder besser und wurde über 13 Jahre alt.“ Seine Frau nennt er das Herzstück der Tetzner Racing Farm, die als Musherin ebenfalls erfolgreich Rennen fährt.
2012 gründete Michael Tetzner die Futtermarke ICEPAW, um Hunde gesund bis ins hohe Alter zu ernähren. „Wir sind ein regionales, nachhaltiges Unternehmen, das den Fisch aus den Nordmeeren und die Rohstoffe aus dem Norden bezieht. Mittlerweile führen wir über 140 Produkte, die wir europaweit über den Fachhandel vertreiben“, so der Produktentwickler. „Singleprotein ist das Zauberwort. Wir verwenden ausschließlich qualitativ sehr hochwertige Rohstoffe.“ Auch Leonie ist bei der ICEPAW-Produktion dabei. „Mir ist wichtig, dass die Leckerlies aus Fisch und leicht zu zerbrechen sind. Daher habe ich die Form meines Anfangsbuchstaben gewählt.“ Später möchte sie Busch-Tierärztin werden, um den Tieren der indigenen Völker zu helfen.

Hohe Ziele

Ihr nächstes Ziel ist das Wyoming Stagestop über eine Distanz von circa 600 Kilometern. Die Altersgrenze liegt bei 18 Jahren, deshalb hat die 14-Jährige einen Antrag gestellt. Michael Tetzner unterstützt seine Tochter: „Es ist eines der schwersten Schlittenhunderennen über einen präparierten Trail. Ich habe über Jahrzehnte einen ausdauernden, genetisch guten Hund gezüchtet. Das packen Leonie und unsere Hunde!“

www.leonietetzner.de

www.michael-tetzner.de

Text: Susanne Plaß
Fotos: Michael Tetzmer

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