Ich weiß gar nicht so recht, wo ich eigentlich anfangen soll. So vieles ist dieses Jahr anders – gestern noch nordische Küstenkoalition, plötzlich subtropisches Jamaika. Intelligente, empathische Präsidenten werden ausgewechselt, politische Abkommen gekündigt und mehr. Genauso schnell wie sich die Politik ändert, variiert auch das Wetter.

Anzeige

Das hat sich bisher mit beeindruckender Loyalität an die Lostage gehalten. Da könnte man berechtigterweise ins Grübeln kommen, warum sich das im weiteren Verlauf des Jahres ändern sollte oder könnte. Kann es natürlich jederzeit! Und der nächste Lostag ist etwas anders geartet als seine Vorläufer wie die Schafskälte oder die Eisheiligen. Ihr Name ist bereits Gesetz, erklärt das in diesen Tagen anstehende Temperaturgebaren. Beim Siebenschläfer ist das etwas anderes. Hier dient das Wetter, vielmehr die Witterung, als Index. Dabei wird von vielen auf den 27. Juni, und damit auf einen einzigen Tag geguckt. Das ist falsch und auch zu engstirnig betrachtet wie bewertet. Ein Zeitraum von ein bis zwei Wochen gibt hier eher Aufschluss und darf als Bemessungsgrundlage herangezogen werden. Um es dann auch noch so richtig richtig zu machen, gilt nicht der Zeitraum Ende Juni, sondern Anfang Juli, der Versatz ist einer Kalenderreform zu verdanken. Die Julitage sollen – so die Regel – Hinweis auf die Witterung und damit auf den Wettercharakter des gesamten Monats Juli und die gute erste Hälfte des Augusts geben. Was ein wenig abwegig klingt, hat eine dünne statistische Mehrheit, dass diese Regel auch wirklich greift. Dahinter steckt der Wille der Atmosphäre, eine gewisse Ordnung oder zumindest ein Grundmuster für den Sommer finden zu wollen, wobei die Karten Anfang Juli hierfür gelegt werden könnten. Alleine der weite Zeitraum von ein bis zwei Wochen erlaubt viel Spielraum, wie denn der Wetterverlauf zum Monatsbeginn zu interpretieren ist. Mir erscheint dies mehr als mediales Unterhaltungsprogramm, denn als prognostische Methode eine glaubwürdige Langfristvorhersage zu verkünden. Und was hat man auch davon. Dieses Jahr sind die Ferien spät und da hat der August seinen eigenen Willen. Und auch sonst werde ich meinen Juliurlaub nicht verlegen. Denn wenn es wirklich anders kommen sollte als ich es mir gewünscht habe, gibt es fast immer noch Lücken und Ecken, wo der Juli wettermäßig noch den Stempel „gut“ erhält – auch wenn uns die Siebenschläfer-Regel möglicherweise etwas anderes erzählen wollte.

Vorheriger ArtikelDas Café im Theatrium in Tetenbüll
Nächster ArtikelDas Superthema