
Neun neue Erzählungen des vielfach ausgezeichnete Autors Ralf Rothmann enthält das Buch „Museum der Einsamkeit“. Es sind Geschichten von Menschen, die versuchen mit dem, was ihnen das Schicksal auf die Schultern legt, zurechtzukommen. So machen in der Erzählung „Normschrift“ testosterongesteuerte Bauhandwerkauszubildende ihre ersten Erfahrungen in der Liebe und müssen dabei irgendwie auf der Lehrbaustelle miteinander auskommen. In „Eine kleine Metall-Unterhaltung“ braucht ein Mann vorübergehend eine Pflegekraft und findet diese in einer Südosteuropäerin, mit der ein Verhältnis beginnt. Als ihre beiden Söhne zu Besuch kommen, eskaliert die Situation, da diese mit dem Verhältnis ihrer Mutter nicht einverstanden sind. In einer weiteren Erzählung wollen die Eltern eines Jungen, die Mutter ist dabei die treibende Kraft, Tanzen gehen. Der Junge soll derweil auf den kleinen, behinderten Bruder aufpassen, der allerdings unberechenbar ist. Da er immer für alles verantwortlich gemacht und bestraft wird, kommt der Junge in allergrößte Nöte, als sein Bruder unaufhörlich nach seiner Mama zu schreien beginnt. Der Junge versucht deshalb alles, den Schreihals mit Dingen abzulenken, was ein ziemliches Chaos hervorruft („Budenzauber“). Was die Erzählungen von Ralf Rothmann alle so besonders macht, ist neben der Handlung die Genauigkeit seiner Beobachtung und die sprachliche Präzision, mit der er Figuren und Situationen beschreibt. (hb)

Ralf Rothmann gehört zu den Ausnahmeerscheinungen der deutschen Literaturszene und weiß auch mit diesem Erzählband erneut vollauf zu überzeugen. „Museum der Einsamkeit“ ist ein Buch für alle, die Sprachgenauigkeit und glaubwürdige Charaktere schätzen.