Das Frühjahr naht und wir hoffen schon seit Wochen an, dass die Leute aus ihren Kapuzenpullovern rausfinden. Diese Rumtrotterei mit halb gesenktem, aber vollkommen eingehülltem Kuttenkopf, der kaum zu erkennen ist, passt in Horrorfilme, in denen Mönche und Straßengangs sich gegenseitig verprügeln, aber doch nicht auf die Straße oder ins Büro.
Wie so vieles, was sich ins Bescheuerte entwickelt hat (ich sage nur: Turnschuhe im Büro), ist der Kapuzenpullover (auf Deutsch: Hoodie) beim Sport im Winter eine untadelige Angelegenheit. Vor allem auch dann, wenn keine Schriftzüge ‚Go west‘ oder ‚Sailing for ever‘ seine Brustpartie zieren, sondern allenfalls ein dezentes Sportclubemblem (und zwar eines Sportclubs, in dem man Mitglied ist!). Bei jeder Form von Training mit kaltem Wind von hinten – absolut erste Klasse! Aber muss jeder/jede Zweite den gesamten Alltag in Klamotten bestreiten, die jedem/jeder zeigen sollen, dass er/sie sportlich gesonnen ist und praktisch jederzeit zu einer längeren und sehr anstrengenden Trainingstour aufzubrechen in der Lage ist? Hemd, Pullover oder Jackett, Hose und Nichtturnschuhe tun doch gute Dienste und alles sieht gleich ein bisschen ziviler aus. Das können wir alle gut gebrauchen, wie das nächste Stichwort zeigt.
Da vom Bescheuerten schon die Rede war, sollten wir uns angesichts der öffentlichen Aussage des aus Bayern kommenden Verkehrsministers Andreas Scheuer, jede Form von Tempolimit spräche gegen den gesunden Menschenverstand, wirklich dazu hinreißen lassen, mit dem Präfix be- und dem Verkehrsministernachnamen ein bisschen herumzuspielen? Oder sollen wir – immer unter der Annahme, dass Leute, die nicht über gesunden Menschenverstand verfügen, bescheuert seien – einfach alles an Verkehrsregelkompetenz in allen europäischen Ländern außer Deutschland für bescheuert halten müssen, weil sie ganz offenbar außerhalb der Begreifungskraft des Verkehrsministers liegt? Wobei das Problem, wie gesund der Menschenverstand eigentlich sein kann, nicht zu den kleinsten der genau mit jenem Verstand zu bewältigenden Hindernisse gehört.
Egal – wir nehmen solche Probleme doch locker mit dem Klimawandel in ein hoffentlich sehr schönes Frühjahr 2019.

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