Es kommt immer so plötzlich, so unverhofft. Zumindest kommt es einem so vor. Gerade erst hat man sich mithilfe des Maiwetters anfangen dürfen wohlzufühlen. Wenn sie denn da war, dann aber richtig.

Die Sonne hat ordentlich eingeheizt, durch die Kältesenken getragen und gezeigt wieviel Kraft in ihr steckt. Der Mai liefert die Chance und Gelegenheit, mit dem Wetter auf Du zu kommen und sich schon ‘mal mit so etwas ähnlichem wie Sommer anzufreunden. Nun fällt eine Freundschaft bekanntlich nicht einfach so vom Himmel, sie muss hart erarbeitet und gepflegt werden. Es gibt Höhen und Tiefen. Die Schafskälte stellt sich in den Weg, ein weiteres Tal bevor es Mitte Juni an den Fuß des Gipfels geht. Aus jungem Grün-Gelb wird saftiges Blattgrün. Leuchtendes Rapsgelb wandelt sich zum reifen beige-braun. Von da an fehlen nur noch wenige Tage und der Gipfel ist erklommen : der 21. Juni, Sommeranfang. Gehuldigt, gefeiert, sehnlich erwartet. Für die Skandinavier Grund größter Freude, für die Schweden ist es nach Weihnachten das zweitgrößte Fest des Landes. Sie lassen alles stehen und liegen, wo auch immer sie in der Welt sind, und sehen zu „Midsommar“ zu Hause zu feiern.

Wir gehen damit bei weitem weniger freudvoll um. Exzessive Feste gibt es keine, im Gegenteil: den Gipfelsturm der kürzesten Nacht, in der es nur für ganz kurze Zeit dunkel wird, nehmen Einige zum Anlass enttäuschter Gestik. Bekümmert, dass die Tage nun schon wieder kürzer werden. Dabei geht es jetzt erst richtig los – mit dem Sommer! Die wenigen Minuten, die jenseits des 21. Junis bei der Tageslänge flöten gehen, sind kaum zu spüren. Dafür bekommen Land und Wasser die Gelegenheit die Wärme der hochstehenden Sonne zu absorbieren und nachhaltig festzuklammern. Da steckt der Sommer drin. Nicht immer sichtbar, meist aber fühlbar, spätestens wenn die Wassertemperaturen die 18 Grad erreichen, bereit sich an die 20 Grad-Marke zu wagen. Auch das ist Sommer, von dem wir noch Wochen profitieren. Mittendrin im Sommeranfangsprozedere die Kieler Woche. Gern zitiert und in Zusammenhang gebracht mit feuchtkaltem Wetter, das zwar einer gewissen statistischen Eintrittswahrscheinlichkeit von 60+ % gehorcht, aber keineswegs wie oft gedacht ein Muss darstellt. Und überhaupt: da kann es noch so kühl sein, die Sonne hebelt es meist heraus, schließlich hat sie den Gipfel erklommen.

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