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von Malin Schmidt

Ich liebe Süßigkeiten. Aber die Verpackungen von Schokolade, Keksen und Co. kann ich nicht ausstehen. So oft finde ich im Supermarkt Genussmittel in ausladenden Plastiktüten, teilweise sogar innerhalb der Packung ein zweites Mal in Folie verschweißt. In der Regel werden diese Verpackungen unter hohem Energieaufwand hergestellt und können nicht vollständig recycelt werden. Logischerweise geht das auf Kosten der Umwelt. Deshalb freue ich mich, Ihnen in diesem Artikel ein Hamburger Start-up vorzustellen, das bewusst gegen die Plastikflut im Verpackungssektor arbeitet – mit bahnbrechendem Erfolg.

Der Name klingt nach weiter Welt: Unter dem englischen Branding „traceless materials“ revolutioniert eine Gruppe junger Leute aus Hamburg seit 2020 die Kunststoffindustrie und die daraus resultierende globale Umweltverschmutzung. Denn das Team um das Gründerinnen-Duo Dr. Anne Lamp und Johanna Baare macht es erstmals möglich, aus Reststoffen der Agrarindustrie ein Vergleichsprodukt zu konventionellem Kunststoff und Bio-Kunststoff herzustellen. 

Mehr als Bio-Plastik

traceless materials besteht aus Abfallresten, die bei der Herstellung von Maisstärke übrig bleiben. Daraus macht die Firma kleine Körnchen, die als Granulat weiterverarbeitet werden können – zu Folien, Beschichtungen und Klebstoffen für Mehrweg- und Einfachverpackungen. Auch kann traceless Plastikbestandteile zum Beispiel in Schuhen, Blumentöpfen oder Spielzeug ersetzen.

Die Abgrenzung von Bio-Plastik ist dabei wichtig. Denn während dies zwar aus erneuerbaren Ressourcen hergestellt wird und damit umweltfreundlicher als normales Plastik ist, ist es nicht immer vollständig biologisch abbaubar. Das biobasierte traceless materials hingegen wird umweltschonend und schadstofffrei hergestellt und ist komplett kompostierbar – damit wird es zur neuen Generation von Plastik.

Frauenpower und Teamwork

Anne Lamp (rechts) und Johanna Baare haben traceless materials gegründet.

Die Köpfe hinter traceless sind Anne Lamp und Johanna Baare. Sie eröffnen mit ihrem innovativen Plastikersatz neue Möglichkeiten, Nachhaltigkeit und Konsum in Einklang zu bringen. Denn die Materialien von traceless sind nicht nur umweltfreundlicher als herkömmliche Verpackungen, sondern ganzheitlich nachhaltig angesetzt: Obwohl das Material 100 Prozent biobasiert ist, steht es dank der Nutzung pflanzlicher Reststoffe der Agrarindustrie nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion und verursacht keine Landnutzungsänderungen. 

Nachhaltig und zukunftsfähig

Die Idee, abbaubares Plastik herzustellen, ist nicht neu. Viele Firmen haben es versucht, doch alle gaben wegen der viel zu hohen Material- und Produktionskosten wieder auf. traceless will durch raue Mengen wettbewerbsfähig werden und mit Hilfe von Investor:innen große Produktionsanlagen bauen. Die erste Fabrik steht in Hamburg. Hier sollen bis 2030 bis zu eine Million Tonnen Material produziert werden. 

Welche zukunftsweisenden Weichen das Unternehmen für den größten Impact im Sinne der Natur stellen muss, weiß man ganz genau: „Langfristig werden wir traceless als Basismaterial in Granulatform anbieten und an die kunststoffverarbeitende Industrie verkaufen, die daraus Endprodukte oder Verpackungen herstellt. Der Verpackungssektor ist dabei unser erster Fokus – er hat das größtmögliche Marktpotential und leistet den größten Beitrag zur Plastikverschmutzung“, so Co-Founder Johanna Baare. Tatsächlich verursachen die Produktion und Entsorgung von traceless im Gegensatz zu Neukunststoff fast 90 Prozent weniger CO2-Emissionen.

Auszeichnungen weisen den Weg

Neben dem StartMyBusiness Award und dem German Startup Award wurde traceless materials in diesem Jahr auch beim 15. Wissenschaftspreis 2022 als „Bestes Start-up“ ausgezeichnet. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass ich bald schon meine schokoladigen Snacks in traceless Verpackungen einkaufe – und darauf freue ich mich schon!

Weitere Infos
www.traceless.eu

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