Gedränge in der Bahn, Zugausfalle oder kilometerlange Staus auf der Autobahn – Szenarien, die sich keiner für den morgendlichen Arbeitsweg wünscht, mitunter aber täglich ertragen muss. Pendler kostet das nicht nur Zeit, sondern auch Nerven. Doch es gibt eine Lösung, um stressfrei den Arbeitstag zu beginnen: Home Office. Wer in den eigenen vier Wänden bleibt, arbeitet entspannt und konzentriert. Doch stimmt das wirklich?
Sparen
Wer zu Hause arbeitet, kann eine Menge sparen – etwa Zeit. Die Hin- und Rückfahrten, die verkehrsbedingt auch mal länger dauern können, entfallen. Und wenn abends der Feierabend eingeläutet wird, wechselt man direkt ins Privatleben. Wer hin und wieder im Home Office bleibt, schont auch seinen Geldbeutel. Bei weniger zu leistenden Fahrten ins Büro verringern sich auch die monatlichen Benzinkosten.
Leben
Home Office wirkt sich positiv auf die Vereinbarkeit von Familie bzw. Privatleben und Beruf aus. Kinderbetreuung und das Abarbeiten der beruflichen To-do-Liste können parallel laufen. Auch die weitere Freizeitgestaltung macht wieder mehr Spaß. Lange und stressige Tage laugen einen aus. Der Wunsch, auf dem Sofa zu liegen, ist meist groß. Wer dank Home Office weniger Belastung und somit mehr Energie und Zeit hat, kann abends noch seinem Hobby nachgehen oder sich mit Freunden treffen.
Vermeiden
Stress im Berufsalltag ist nichts Neues, gehört sogar dazu. Wird ein gewisses Maß jedoch dauerhaft überschritten, kann sich diese Belastung negativ auf die Gesundheit auswirken. Wer Home Office ausübt, kann eine gehörige Portion davon vermeiden. Nervige Kollegen und die erhebliche Lautstärke im Büro entfallen. Auch das Pendeln, das mitunter den gesamten Zeitplan des Feierabends durcheinander bringt, bleibt aus. Druckfreies Arbeiten verhindert, dass die Gesundheit leidet.
Aufwerten
Auch für den Arbeitgeber bietet eine Home-Office-Lösung Vorteile. Angestellte, die nicht ständig unter Stress stehen oder sich mit Störfaktoren rumschlagen müssen, arbeiten konzentrierter und produktiver. Daneben erfährt der Ruf des Unternehmens ebenfalls eine Aufwertung. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel müssen Arbeitgeber Anreize schaffen, um qualifiziertes Personal an sich zu binden. Home Office für flexibles und familienorientiertes Arbeiten ist einer davon.
Home Office scheint also die perfekte Lösung für Chefs und Mitarbeiter zu sein, oder nicht? Eine Medaille hat bekanntlich zwei Seiten und auch die Arbeit von zu Hause hat Vorzüge, die sich ins Gegenteil verkehren können.
Zittern
Auch wenn es im ersten Moment so scheint, frei von Druck und Stress ist das Arbeiten von zu Hause aus nicht. Berufliches und Privates zu trennen, fällt schwer. Den eigenen Arbeitsmodus abzuschalten und Ruhepausen einzuhalten, misslingt. Das Gefühl, ständig für Chef und Kollegen erreichbar sein zu müssen, lässt den Gang zur Toilette schon zur Zitterpartie werden. Ist man anfangs froh, nervige Kollegen auf Abstand zu wissen, kommt doch nicht jeder mit der Einsiedlersituation klar. Der nette Schnack auf dem Flur, das gemeinsame Aufregen über den Chef oder die Späße am Arbeitsplatz – passé. Home Office birgt somit die Gefahr der Vereinsamung.
Organisieren
Wer Home Office in Anspruch nimmt, muss sich auf einen erhöhten Organisationsaufwand und neue Kommunikationsmöglichkeiten einlassen. Die Abwesenheit im Büro darf den reibungslosen Arbeitsablauf nicht stören – sowohl den eigenen als auch den der Kollegen und des Vorgesetzten. Denn auch für die verbleibenden Mitarbeiter im Büro ergeben sich Veränderungen in ihrem Arbeitsrhythmus. Mitunter führt das sogar zu Missstimmung und dem Gefühl eines fehlenden Teamspirits.
Misstrauen
Kontrollverlust und ein erhöhter Vertrauenszuspruch gehen für Vorgesetzte mit ihrer Zustimmung zum Home Office einher. Dies ist vermutlich in vielen Fällen der Grund, warum Unternehmen kein Arbeiten von Zuhause ermöglichen, befürchten Chefs doch eine verringerte Arbeitsleistung der Mitarbeiter. Tatsächlich verhält es sich aber genau andersherum. So zeigt etwa die Studie „Mobiles und entgrenztes Arbeiten“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), dass in der Regel zu Hause sogar mehr Stunden pro Woche geleistet werden als im Büro. Dass auch in den heimischen vier Wänden Arbeitssicherheit sowie Gesundheitsschutz eingehalten werden, muss der Arbeitgeber ebenfalls beachten.
Realitätscheck
Nur etwa zwölf Prozent der Deutschen arbeiten von zu Hause aus. Die vorherrschende Präsenzkultur in deutschen Unternehmen, fehlende Technik oder die Tatsache, dass die Beschäftigungsart es gar nicht zulässt, verhindern bisweilen Home Office. Das BMAS plant ein Gesetz für das Recht auf Home Office auf den Weg zu bringen. Bis dahin gilt die individuelle Entscheidung des Arbeitgebers.