Anzeige

Stephan Opitz

Eines ist in Stein gemeißelt: Diese Kolumne muss so ca 3-4 Wochen vor ihrem Erscheinen geschrieben werden. Das bedeutet aber, dass ich praktisch nichts über Trump schreiben kann. Ich würde ja gern über Trump schreiben, alle tun das, zZt sogar minütlich. Aber wer weiß, was in 4 Wochen mit Trump los ist. Vielleicht hat er dann schon Haarausfall bekommen vor lauter Regieren. Manchmal verändert Haarausfall den Menschen. Manchmal auch nicht.

Deswegen kann man 4 Wochen vor Erscheinen eines Textes bei dessen Schreiben sich nicht – z.B. – mit den durch möglichen Haarausfall hervorgerufenen oder eben nicht hervorgerufenen möglichen Veränderungen des Trump beschäftigen. Ich könnte also allenfalls überlegen, in den lebensart-Spitzen für die Märzausgabe nichts über Trump zu schreiben. Was zu der Frage führt, wie man über nichts schreibt. Ich könnte natürlich schreiben, dass ich nichts schreibe und dass es deswegen schade sein wird, andere nicht lesen lassen zu können, was ich über Trump geschrieben hätte, würde ich nicht – aus den dargelegten und naheliegenden Gründen – gezwungen sein, nichts über Trump zu schreiben. Denn ich fände es schön, zu schreiben, dass Trump eine blondierte Puffkröte mit zu hohem Testosteronspiegel sei. Nochmals: Eine blondierte Puffkröte mit zu hohem Testosteronspiegel. Das könnte zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Zeilen stimmen (von der krötenverachtenden Formulierung wollen wir alle mal einen Augenblick lang absehen), ob es allerdings, s.o., auch in 4 Wochen noch stimmt, s.o. Haarausfall (können Kröten Haarausfall haben? Puffkröten? Eher nein – aber lassen wir auch das Problem beiseite), wissen wir einfach nicht.

Wir müssen also leiderleider das Thema Trump verlassen – Mensch und Thema sind zu unzuverlässig und hinterher will es wieder keiner gewesen sein.

Zuverlässiger als Trump ist aber z.B. ein Gläschen aus der dm-Bioproduktreihe, auf dessen Etikett „Vegetarischer Bauernschmaus“ zu lesen steht. Da wird nicht in 4 Wochen ‚herzhafte Leberwurst‘ draufstehen, soviel ist sicher. Auf der Rückseite des Etiketts steht es genauer: „Bio veganer Brotaufstrich Bauernschmaus, fein“ und dann folgt eine Zutatenliste, aus der hervorgeht, was die Bauern so beim veganen Bauernschmausschmausen alles zwischen die Zähne kriegen, ich sach ma „Holla die Waldfee“ oder „Alter Schwede“ – und als „Festigungsmittel“ dienen übrigens „Magnesiumchlorid“ und „Rauch“. Nun soll hier kein vegane Ernährung verachtendes Geschreibe betrieben werden – interessant auch über den März hinaus bleibt allerdings (neben der Frage: Wie geht es der zumindest heute noch blondierten Puffkröte mit zu hohem Testosteronspiegel im April?), welche Sorte Bauern jenen Schmaus bauernschmausmäßig a. überhaupt verzehrt und b. womöglich voll drauf abfährt? Die Welt bleibt erstaunlich, soviel ist sicher.

Vorheriger ArtikelRuhe im Kopf – Ausstieg aus dem stressigen Gedankenkarussell
Nächster ArtikelDie frühblühende Hyazinthe als Frühlingsbote