Unten und oben

Der Roman „Hotel Amerika“ von Maria Leitner (1892-1942), erstmals 1930 erschienen, zeigt an einem Tag und einer Nacht die Klassenunterschiede im Amerika der 1920er Jahre.
Da ist einerseits das Personal in dem Luxushotel Amerika. Es muss im Dachgeschoss unter unwürdigen Bedingungen zusammengepfercht in schmutzigen Kammern wohnen, bekommt schlechte Verköstigung und arbeitet bis zum Umfallen. Dazu sind die Angestellten in Kategorien eingeteilt und werden in abgetrennten Kantinen in den Kellergeschossen unterschiedlich versorgt.
Auf der anderen Seite stehen die reichen Hotelgäste, denen die herrlichsten Speisen in ihren luxuriösen Räumen, Restaurants und Sälen serviert werden. Sie verlieren allerdings ihre Fassung, als plötzlich das so gut geölte Räderwerk der Angestellten wegen einer kurzzeiten Rebellion der Dienstmädchen ins Stocken gerät, denn die sofortige Erfüllung ihrer Wünsche und unverzügliche Befriedigung ihrer Bedürfnisse allein interessiert sie.
Wer versucht, zwischen den Sphären von unten nach oben zu wechseln oder seine Position zu verbessern, muss schmerzhaft scheitern. Das erfährt das Dienstmädchen Shirley, welches glaubt, mit einem Gast den Aus- und Aufstieg zu schaffen. Und so ergeht es auch Mr. Fish, der einen Erpressungsversuch unternimmt, um sich in eine wirtschaftlich günstigere Lage zu bringen.

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Buchtipp

Hotel Amerika

Maria Leitner

Maria Leitner, die selbst eine Zeit lang in einem Hotel mitgearbeitet hat, fängt das „gesellschaftliche“ Leben im Hotel der 1920er Jahren auf eindrucksvolle und sehr lesenswerte Weise ein.

Reclam Verlag, 255 S., 25 Euro
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