Bereits mit sechzehn Jahren verlässt Elfriede Lohse-Wächtler ihr Elternhaus. Ab 1918 ist sie dann als „Nikolaus Wächtler“ in Dresdner Avantgardekreisen aktiv; zu den Freunden der eigensinnigen „Laus“ gehören die Maler Otto Dix, Conrad Felixmüller und Otto Griebel, der Dichter Rudolf Adrian Dietrich und der Dadaist Johannes Baader. Von 1925 bis 1931 erlebt Lohse-Wächtler in Hamburg eine persönlich belastende, künstlerisch jedoch höchst produktive Zeit.
Elende Lebensumstände und eine gescheiterte Ehe führen zu psychischen Problemen und 1929 zu einem ersten Klinikaufenthalt. Ihrer labilen Verfassung trotzt die Künstlerin kraftvolle Werke ab. Selbstbewusst dringt sie dabei auch in Männerwelten und Sperrbezirke vor, malt im Hafen und auf St. Pauli. In rascher Folge entstehen atmosphärisch dichte Bordell- und Kneipenszenen, unkonventionelle Typenporträts und eindringliche Selbstbildnisse.
Elfriede Lohse-Wächtlers Geschichte der Selbstermächtigung endet mit ihrer Zwangshospitalisierung und staatlich legitimierter Auslöschung: 1940 wird sie im Rahmen der nationalsozialistischen Krankenmorde („Aktion T4“) getötet. Weitere Informationen finden Sie unter www.barlach-haus.de.
Retrospektive einer großen Künstlerin
Das Ernst Barlach Haus – Stiftung Hermann F. Reemtsma zeigt noch bis zum 9. Februar die Ausstellung „ELFRIEDE LOHSE-WÄCHTLER – »Ich als Irrwisch«. Hommage zum 125. Geburtstag“.