Eine Reise ins Paradies …
Auf den Malediven wird diese Phrase zur türkisfarbenen Realität. Ein Urlaub hier verspricht eine Pause vom Alltag, ein Eintauchen in bunte Farbwelten und großes Staunen über unsere wunderschöne Erde
Hinter mir lagen ein langes Jahr und ein grau-kaltes Kiel, vor mir knapp zwei Wochen Entschleunigung und Entspannung, frisches Essen und besondere Erlebnisse, Fahrten in den Sonnenuntergang und eine kunterbunte Unterwasserwelt, die ich täglich beim Schnorcheln erleben durfte. Dank glücklicher Umstände verbrachte ich das vergangene Weihnachtsfest auf den Malediven und sah mit eigenen Augen, was mir bisher nur von Reiseprospekten mit ekstatisch lächelnden Menschen entgegenblickte: ein Bilderbuch-Paradies.
Ankunft auf „Relax-Island“
Zu erreichen sind die einzelnen Inseln über einen Flug nach Malé, der je nach Verbindung 10 bis 14 Stunden dauert. Von dort aus werden die Gäste mit Speedbooten abgeholt, so auch wir. Nach einer Stunde Wasser(-spaß-)fahrt traute ich meinen Augen kaum: eine türkisfarbene Lagune mitten im tief dunkelblau schimmernden Meer, ein strahlend weißer Sandstrand, der mir fast unwirklich vorkam und kleine, schaumige Wellen, die auf dem Riff brachen. Die Insel, auf der wir strandeten, nennt sich Helengeli und ist eine von knapp 1.200 Inseln, die aufgeteilt sind auf 26 Atolle – ringförmige Riffe, die jeweils eine Lagune umzingeln und dafür sorgen, dass sich einzelne Inseln wie Perlenketten daran entlang schlängeln. Bewohnt sind nur etwa 220 Inseln, auf ungefähr 100 weiteren werden touristische Urlaubsträume wahr. Die Inseln sind meistens von einzelnen Resorts gepachtet, sodass man wirklich eine gesamte Insel für sich hat. Klingt abenteuerlustig, ist aber vor allem entspannend. Vom Infinity Pool mit Sicht auf den Ozean über das Schnorcheln vor der eigenen Terrassentür bis hin zum „Fang-dir-deinen-Fisch“-Ausflug, findet man hier herrliches Robinson-Crusoe-Feeling für Bequeme.
Zwei Wochen Pause
Auf der Suche nach Entschleunigung fand ich mich nun also den ganzen Tag barfuß laufend in dieser Urlaubs-Blase wieder. Ausgeschlafen aufgewacht, gab es den ersten Kaffee mit Blick aufs Meer, danach Frühstück – wenig überraschend ebenfalls mit Blick aufs Meer. Danach zogen die Stunden vorüber, flimmernd vor Hitze, mal unterbrochen von einem Ausflug mit dem Boot, mal von einem Schnorchel- oder Tauchgang, mal floss der Tag einfach dahin, garniert von frisch gefangenem Fisch zum Dinner und lauen Nächten. Die Gäste waren entspannt, freuten sich über den Abstand von zu Hause, verhielten sich bedacht und spürbar erleichtert ob dieser wirkungsvollen Pause vom Alltag – und der Pandemie. Die Einreise war selbstverständlich nur mit negativem PCR-Test möglich, vor Ort galten die üblichen Hygieneregeln. Auch vor der Rückreise wurde erneut via PCR-Test eine Infektion ausgeschlossen.
Demut & Dankbarkeit
Ich bin in eine Generation hineingeboren, in der wir „Work and Travel“ praktizieren, wie andere zu Mittag essen. In der Reisen als Hobby in jeden Digital-Nomad-Lebenslauf gehört. Doch selbstverständlich ist das ganz und gar nicht. Und ausgerechnet hier auf dieser kleinen Insel spürte ich plötzlich, dass ich zutiefst demütig und dankbar war. Weil ich noch erleben durfte, wie die Natur aussehen kann, wenn man sie in Ruhe lässt, sie schützt und stärkt. Wo Leben und Sterben nebeneinander sichtbar werden. Wo ich Lebewesen und Naturschauspiele bestaunte, von denen ich nicht weiß, ob meine Kinder sie noch erleben werden. Wo sich Welten auftaten, die mein Bewusstsein schärften. Das Bewusstsein dafür, dass wir selbst es in der Hand haben, wie es mit unserer Erde weitergeht. Jede:r von uns. In jedem Moment. Zu Hause, im Urlaub, unterwegs, in Gesprächen oder im eigenen Alltag.
Schatten im Paradies
So schön die Malediven auch sind, natürlich finden sich auch Schattenseiten. Die vielen Urlauber:innen, die wachsenden Ansprüche und der Bauboom, der Luxus sowie irrwitzig hohe Müllmengen und Taucher:innen auf und in den Riffen – all das zehrt an der Natur. Zu retten sind die Inseln nur, wenn die Erderwärmung gestoppt, der CO2-Ausstoß verringert und die Riffe geschützt werden. Schützt man sie nicht, werden Fluten die Inseln einfach überrollen. Und sterben die Riffe, sterben mit ihnen auch die maledivischen Inseln. Viele Resorts, wie auch jenes auf Helengeli, haben das zum Glück verstanden und finden pfiffige Lösungen: So bereitet das Resort Trinkwasser auf der Insel selbst auf, es gibt Glas- statt Plastikflaschen, die Riffe werden gepflegt, ein eigenes „Sustainability Management“ wurde etabliert. Hoffen wir, dass noch viele solcher Initiativen folgen, damit das Paradies Malediven nicht zum Alptraum wird.