Wenn es um das Thema Weihnachten geht, kommt Glanz in die Augen von Claus Ruhe Madsen. Im Gespräch mit Marion Laß erzählt der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister und gebürtige Däne von Juleaften, Julefrokost, Risalamande und kleinen Nisser.
„Das Weihnachtsfest feiern wir traditionell dänisch und ganz entscheidend ist der Baum! Kein Weihnachtsfest ohne Weihnachtsbaum“, sagt Claus Ruhe Madsen. „Der wird natürlich vorher besorgt.“ Der Minister ist zwar im Besitz der Deutschen Staatsbürgerschaft, aber an Weihnachten ist der 52-Jährige durch und durch Däne.
Dänische Bäume
„Wussten Sie, dass die Dänen die Weihnachtsbaum-Tradition ursprünglich von den Deutschen übernommen haben?“ fragt er mich. „Es waren dänische Weihnachtsbaumproduzenten, die die beliebte Nordmanntanne als Weihnachtsbaum etablierten und daraus einen echten Exportschlager machten. Noch heute wird die Mehrheit der dänischen Weihnachtsbäume exportiert – ein Großteil davon geht nach Deutschland.“
Singen und Tanzen um den Baum
Sobald der richtige Tannenbaum gefunden ist, wird er im Wohnzimmer aufgestellt und mit dänischen Flaggen und echten Kerzen dekoriert. „Bei uns ist es Tradition, zu singen und um den Baum zu tanzen. Wenn zu wenige Personen da sind und die Armlänge nicht ausreicht, nimmt man einfach ein Geschirrhandtuch und erweitert damit den Kreis“, sagt Madsen.
Geschmückt in rot-weiß
„Das Haus ist traditionell rot-weiß geschmückt“, erzählt er begeistert vom Fest. Geschmückt wird in Dänemark meistens am 23. Dezember. Es ist der kleine Heiligabend und wird „Lille Juleaften“ genannt. An diesem Tag schmücken die dänischen Familien ihren Weihnachtsbaum und dekorieren das Zuhause für die Festlichkeiten.
Im Dezember kommen die Nisser
„Wichtig ist, nett zu sein“, betont Madsen, „denn im Dezember kommen die Nisser. Wer nett ist, dem helfen die Hilfsnisser beim Schmücken und sie unterstützen auch sonst im Leben. Aber wer nicht so freundlich war, bekommt es mit den Ärgernisser zu tun, die zum Beispiel dafür sorgen, dass die Technik nicht funktioniert oder Termine verschoben werden. Manchmal verstecken sie auch Sachen, die man erst viel später wiederfindet“, erklärt der Minister mit einem Augenzwinkern.
Freunde treffen beim Julefrokost
Die Zeit bis zum Weihnachtsfest begeht der 52-Jährige gerne beim Julefrokost. Das ist ein üppiges Essen, das man an den Wochenenden im Dezember mit der Familie oder Freund*innen zusammen einnimmt. „Da gibt es richtig viel und sehr fettig zu essen. Von verschiedenen Fischarten und Krabben hin zu Krustenbraten, Frikadellen und Eiern ist alles dabei.“ Abgerundet wird das üppige Mahl meistens mit Keksen und Käse – und mit Risengrød! „Das muss man einfach mögen“, sagt Claus Ruhe Madsen begeistert und erklärt, wie es geht: „Man macht aus Reis eine warme Grütze, bringt davon einen Teil für die Nisser auf den Dachboden – das ist wichtig! – und stellt den Topf dann in die Mitte des Tisches. Dort wird er mit Zimt und einem ordentlichen Schlag Butter in der Mitte verfeinert. Darüber gibt es roten Saft oder Weihnachtsbier. Ich persönlich mag es am liebsten ohne Saft oder Bier.“
Wer findet die Mandel?
An Heiligabend wartet schon das nächste opulente Mahl. „Die meisten Dänen feiern Heiligabend mit Pute, Ente oder Krustenbraten mit Rosenkohl und Weißkohl, gefüllten Äpfeln, Salzkartoffeln und karamellisierten Kartoffeln sowie brauner Soße. Bei uns in der Familie gibt es traditionell meistens Pute“, so der Minister. Den Nachtisch genießt die Familie traditionell mit Risalamande, der Risengrød vom Vorabend. Aber Achtung: Der Nachtisch wurde inzwischen angereichert mit Milch, Sahne und Zucker, vielen kleinen Mandelstücken und einem großen Mandelstück. „Wer das große Mandelstück findet, bekommt das sogenannte Mandelgeschenk. Früher gab es ein Marzipanschwein, heute gibt es ein kleines Geschenk für den Finder. Es ist ein wirklich schöner Brauch!“
Bescherung nach Tanz und Gesang
Nach dem Essen wird Kaffee gereicht, und natürlich freuen sich jetzt alle auf die Bescherung. Aber sie kann erst nach Tanz und Gesang um den Weihnachtsbaum, den Juletræ, starten. „Die Bescherung eröffnet immer das jüngste Mitglied der Familie. Es holt das erste Paket unter dem Baum hervor. Der Beschenkte ist dann der nächste, der zum Baum darf, um ein weiteres Präsent zu holen. Und so geht es weiter, bis kein Päckchen mehr da ist“, erzählt Claus Ruhe Madsen. Im Hintergrund laufen dabei traditionelle Weihnachtslieder.
„Ich werde an den Feiertagen zwischen Familie, Schwester und Mutter hin und her reisen. So wiederholt sich vieles. Aber das macht nichts. Und wenn mal gar nichts stattfindet, ist es auch nicht schlimm.“
Zwischen den Tagen wird Claus Ruhe Madsen digital arbeiten, aber nicht so viel wie sonst. Es ist Zeit zum Luftholen.
Mit dem Rad ins neue Jahr
Und wie startet der Minister ins neue Jahr? „Wenn kein Schnee liegt, bin ich am 1. Januar meistens mit dem Rennrad unterwegs. Ich muss dann raus, den Kopf frei kriegen. Und an Neujahr habe ich meistens freie Bahn“, grinst er. „So starte ich immer gut ins neue Jahr.“
Danke für das nette Gespräch. Wir wünschen Ihnen „God Jul“!
Fotos: Claus Ruhe Madsen (3) / Adobe Stock (2)