Im Reich der bunten Farben

Wer weiß, was Ethnomykologie ist? Und wer könnte die Länder aufzählen, die mykophob oder mykophil sind? Und wer kennt dann auch noch Psilocybe mexicana, besser bekannt als Magic Mushrooms? Willkommen in der Welt der Pilze – insbesondere derer ihrer Art, die einen Rausch auslösen. Benoît Coquil widmet diesen nämlich seinen auf historischen Fakten beruhenden Roman „Kleine Dinge“. Der Titel spielt eben auf jenen Psilocybe mexicana an, der von Gordon Watson und Valentina Pavlovna Guercken, ab 1926 Gattin von Gordon, für die Welt entdeckt worden ist. Die Kinderärztin bringt den Bankier, der eigentlich mykophob, also pilzängstlich ist, mit eben diesen in Berührung, weckt sein ab da sein Leben bestimmendes Interesse für sie und begründet mit ihm die Ethnomykologie, jenes wissenschaftliche Fachgebiet, das sich mit der historischen Nutzung, kulturellen Bedeutung und soziologischen Wirkung von Pilzen in verschiedenen Gesellschaften beschäftigt. In den 1950er Jahren und noch vor Valentinas Tod 1958 kommen sie auf der Spur halluzinogener Pilze, denen ihre besondere Aufmerksamkeit gilt, nach Mexiko. Hier treffen sie einerseits auf die Schamanin María Sabina, andererseits auf deren „Kleine Dinge“, nämlich Psilocybe mexicana, jenen Pilz, von dem in einem Ritual gleich mehrere Exemplare verzehrt werden und womit ein farbenprächtiger Rausch hervorrufen wird. Diese Begegnung hat allerdings gravierende Folgen, denn als die Wirkung des Pilzes bekannt wird, löst das eine Reisewelle zu María Sabina aus und ihre Pilze entführen nicht nur die Mitglieder der Hippie-Bewegung in bunte Welten, sondern wirbeln die Ordnung reichlich durcheinander. Und auch die CIA interessiert sich für die Magic Mushrooms. (hb)

Buchtipp

Kleine Dinge

Benoît Coquil

Benoît Coquil entführt seine Leser*innen mit seinem Debütroman in die Welt der halluzinogenen Pilze und damit zugleich auf einen amüsanten sowie kunterbunten Trip und vermischt dabei geschickt reale Hintergründe und Fiktion.

Berlin Verlag, 254 S., 25 Euro
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