Fasten ist eine der ältesten Gesundheitspraktiken der Menschheit und erfreut sich wachsender Beliebtheit. „Aber es muss passen – zum Alltag und zur Person“, sagt Dr. Silja Schäfer, Fachärztin mit eigener Praxis in Kiel und Team-Mitglied der TV-Ernährungsdocs. Sie erläutert im Gespräch mit Marion Laß die Details.
Dr. Silja Schäfer
… ist vielen aus dem Fernsehen bekannt. Sie ist eine der Ernährungsdocs des NDR. Die Fachärztin für Allgemeinmedizin ist mit diversen Zusatzqualifikationen ausgestattet.
„Grundsätzlich ist das Fasten eine tolle Ernährungsweise, um den Körper zu resetten und sich wieder richtig gut zu fühlen“, erklärt die beliebte TV-Medizinerin. Der Körper nutzt nämlich während des Fastens gespeicherte Energiequellen wie Fettreserven und fördert die Autophagie. Bei diesem Zellreinigungsprozess werden beschädigte Zellbestandteile abgebaut und recycelt. „Der Körper räumt mal so richtig auf“, so Dr. Schäfer. Gerade bei rheumatischen Erkrankungen, Bluthochdruck oder Entzündungen rät sie zum Fasten.
Was ist Fasten überhaupt?
Doch was ist Fasten überhaupt? „Jede Fastenart ist im Grunde eine längere Hungerphase“, erläutert sie, „eine bewusste, zeitlich begrenzte Nahrungsreduktion mit dem Ziel, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.“ Viele kennen das vom Intervallfasten, bei dem 16 Stunden gefastet wird. In den verbleibenden acht Stunden des Tages darf gegessen werden. „Bereits bei dieser Art des Fastens beginnen die positiven Effekte für den Körper“, sagt Dr. Schäfer. „Und ab 72 Stunden kommen wir schon in die optimale Fastenphase.“
Regeneration und Reinigung
Anders als bei Diäten geht es beim Fasten nicht primär um Gewichtsverlust, sondern um Regeneration und Reinigung. Je nach Methode wird dabei feste Nahrung reduziert oder es wird gänzlich darauf verzichtet, wobei Flüssigkeiten wie Wasser oder Tee erlaubt sind. Schon ein bis zwei Tage, an denen man weniger zu sich nimmt, können den Körper entlasten.
Schein- und Schleimfasten
Es gibt verschiedene Fasten-Methoden. Viele Stars und Sternchen nutzen beim sogenannten Scheinfasten gerne den Anti-Aging-Effekt. „Das Scheinfasten geht über circa fünf Tage, an denen dem Körper täglich 600 bis 800 Kalorien auf zwei bis drei Mahlzeiten verteilt zugeführt werden. Natürlich vegetarisch. Das hat einen relativ schnellen und positiven Effekt auf unsere Optik“, berichtet Dr. Silja Schäfer. „Dann gibt es noch das Heilfasten nach Buchinger, das Saftfasten sowie das Schleimfasten“, erläutert die TV-Ärztin. Bei Letzterem handelt es sich um Nahrungsaufnahme mit Leinsamen, daher der Begriff Schleimfasten.
Weg mit unnötigem Ballast
Es gibt verschiedene Gründe, eine Fastenzeit einzulegen. „Für den Alltag ist das 16/8-Intervallfasten eine prima Sache, während das Scheinfasten meistens zwei- bis dreimal jährlich praktiziert wird“, erläutert Dr. Schäfer. „Das Heilfasten wiederum geht oft mit einem Befund einher und hat medizinische Gründe. Wenn mehrere Krankheiten zusammenkommen, besteht auch die Möglichkeit des Heilfastens unter stationärer Bedingung. Das Heilfasten ist meines Erachtens eine tolle Möglichkeit, den Körper von unnötigem Ballast zu befreien. Wichtig ist allerdings, sich dafür Zeit zu nehmen. In diesen Tagen sollte man viel Ruhe haben, achtsam leben, meditieren, vielleicht Thai-Chi machen und ruhige Spaziergänge genießen. Es gibt Ärzt*innen und Kliniken, die das begleiten, aber auch Bücher dazu. Auch das mehrtägige Fastenwandern ist sehr beliebt. Wer das plant, sollte sich nach Möglichkeit eine*n Fastenpartner*in suchen. Das motiviert ungemein!“
Hochgefühle im Gehirn
„Das Heilfasten ist ein guter Einstieg zur Nahrungsumstellung“, weiß die Medizinerin. „Man hat plötzlich keine Heißhungerattacken mehr und auch kein Verlangen nach Alkohol. Dass man sich dabei so gut fühlt, liegt an den Reinigungsprozessen im Körper. Durch den Verzicht auf Zucker und in Zusammenhang mit der Fettumwandlung tun sich andere Energiequellen im Körper auf. Das sorgt für Hochgefühle – auch im Gehirn.“
Mehr als ein Trend
Fasten ist mehr als ein kurzfristiger Ernährungstrend. Es bietet die Gelegenheit, sich bewusst mit dem eigenen Körper auseinanderzusetzen, zur Ruhe zu kommen und die Gesundheit zu fördern. Wer es ausprobieren möchte, sollte sich jedoch gut vorbereiten und fachkundig begleiten lassen. „Kinder, Schwangere oder Stillende sollten nicht fasten. Sie benötigen die Nährstoffe. Auch Menschen mit Essstörungen oder mangelernährte Senior*innen sollten auf keinen Fall fasten. Grundsätzlich gilt: Hören Sie auf Ihren Körper!“ Die Expertin rät, vor einer Fastenkur eine*n Mediziner*in oder Ernährungsberater*in zu konsultieren, um Risiken auszuschließen.
TIPPS FÜR EINSTEIGER
• Vorbereitung: Einige Tage vor dem Fasten auf schwere
Speisen verzichten und die Kalorienzufuhr langsam reduzieren.
• Flüssigkeitszufuhr: Täglich mindestens zwei bis drei Liter Wasser oder Kräutertee trinken.
• Begleitung: Geführte Fastenkuren, z. B. nach Buchinger,
bieten Sicherheit und Struktur.
• Ausstieg: Den Körper langsam wieder an feste
Nahrung gewöhnen – idealerweise mit leicht verdaulichen
Lebensmitteln wie Obst und Gemüse.