Ein Klassiker

„Ihre Themen sind das alltägliche Leben in der Gegenwart, Sexualität, die Umgebung, die Unruhe, die Sprache und das Sprechen, das Hin und Her zwischen den verschiedenen Orten, Menschen und Bewußtseinszuständen. Sie machen die Entstehungen zu unvermuteten Augenblicken deutlich, drücken eine Sehnsucht nach einem intensiveren Alltagsleben aus und zeigen die intensiven Momente des unmittelbaren Gegenwartserlebens. Stadtszenen und Landschaften, autobiographische Bruchstücke und fiktive Biographien, vermischt mit Briefstellen, Zeilen aus Rock’n’Roll-Liedern und Fragmente aus Unterhaltungen, Erinnerungen und Lektüre machen die Gedichte, die oft lange ausschweifende und abschweifende, rauschhafte Texte sind, zu einem intensiven Erlebniswirbel.“ Rolf Dieter Brinkmann (1940-1975) wusste am allerbesten, was er in seinen Gedichten des Bandes „Westwärts 1&2“ zum Ausdruck bringen wollte. Das erste Erscheinen des Buchs 1975 erlebte er – viel zu früh durch einen Unfall aus dem Leben gerissen – nicht mehr. Brinkmann veröffentlichte bereits mit 22 Jahren seinen ersten Gedichtband, dem weitere Bücher folgten. Die Herausgabe von „Westwärts 1&2“ war sehr schwierig. Schließlich wurde eine gekürzte Version des für die Lyrik der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts so wichtigen und wirkungsmächtigen Buchs vom Verlag angenommen. 2005 erschien dann erstmals eine erweiterte Neuausgabe, die auch Brinkmanns umfangreiches „Nachwort“ enthielt. Nun ist zum 50-jährigen Geburtstag der Erstveröffentlichung „Westwärts 1&2“ um 26 Gedichte erweitert noch einmal erschienen – und kommt der ursprünglichen Vorstellung des Autors somit ein weiteres Stückchen näher. (hb)

Buchtipp

Westwärts 1&2

Rolf Dieter Brinkmann

Brinkmanns bahnbrechendes Opus magnum „Westwärts 1&2“ kann noch einmal – um weitere Gedichte ergänzt – in dieser Ausgabe neu entdeckt werden. Das Nachwort von Michael Töteberg zeigt, wie Rolf Dieter Brinkmann seine Gedichte erarbeitet hat, „Westwärts 1&2“ entstanden ist und wie holprig dessen Veröffentlichung vor sich ging.

Rowohlt Verlag, 438 S., 52 Euro
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